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Wirtschaft

Türkei baut Ölpipeline für Arbil

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Die Türkei baut im Nordirak eine Pipeline für die kurdische Regionalregierung. Diese Pipeline soll schon 2014 Öl in die Türkei pumpen – und Geld in die Kassen der Regierung in Arbil. Politische Spannungen scheinen vorprogrammiert. (Foto: reuters)

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Die nordirakische Autonome Region Kurdistan wird in wenigen Monaten eine Pipeline in die Türkei fertigstellen und so den eigenständigen Export von Rohöl auf den internationalen Markt aufnehmen können. Dieser Schritt dürfte jedoch die politischen Gräben zwischen der kurdischen Regierung und der irakischen Zentralregierung in Bagdad, die die Kontrolle über alle Ölgeschäfte im Irak und einen großen Anteil aus den Exportgewinnen fordert, weiter vertiefen.

Vier türkische Industrielle gaben der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber an, dass die kurdische Regionalregierung (KRG) kurz vor der Vollendung einer Pipeline ist, die das „Taq Taq“ Ölfeld des „Genel Energy“-Konzerns mit einer bereits existierenden Irak-Türkei-Pipeline verbinden wird.

Umstrittene Pipeline schon zu 80 % fertiggestellt

Die Türkei gab den Berichten zufolge bereits grünes Licht für das Bauvorhaben, das den Ölexport in die Türkei und von dort in weitere Abnehmerländer ermöglichen soll. Das aus dem „Taq Taq“ Ölfeld nahe der umstrittenen Stadt Kirkuk geförderte Rohöl soll an der Fishkhabur-Pumpstation nahe der türkischen Grenze der Kirkuk-Ceyhan-Pipeline zugeführt und von dort an den südtürkischen Hafen Ceyhan gepumpt werden. Bis dato musste ein Großteil des Öls per Lastwagen in die Türkei transportiert werden.

Der Energieminister der KRG, Ashti Hawrami, sagte, dass die neue Pipeline eigentlich als Gaspipeline geplant war, die nun jedoch zu einer Ölpipeline umfunktioniert werden soll. Durch diesen Schachzug hofft Genel Energy sein Vorhaben, bereits 2014 Ölexporte tätigen zu können, verwirklichen zu können. Der Konzern stand für eine Stellungnahme zu den jüngsten Entwicklungen nicht bereit. Berichten zufolge ist die mittlerweile bis zur Stadt Dohuk reichende Pipeline zu 80 % fertiggestellt und wird voraussichtlich bis zu 300.000 Barrel pro Tag in den Norden pumpen. Gebaut wird die Pipeline von einer türkischen Firma.

Bis vor einem Jahr wurde das Öl aus der kurdischen Autonomieregion durch eine von Bagdad kontrollierte Pipeline in die Türkei gepumpt, bis ein Streit über die Höhe der Bezahlung zum Stopp der Pumpleistung führte.

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Der Bau einer eigenen Pipeline würde es der Autonomen Region Kurdistan nun ermöglichen, seine Ölexporte massiv auszubauen – und damit auch die finanzielle und politische Unabhängigkeit von Bagdad. Die irakische Zentralregierung betrachtet eigenständige kurdische Ölexporte als illegal und äußert regelmäßig Bedenken, dass der wachsende Handel zwischen der KRG und der Türkei eine Spaltung des Iraks vorantreiben könnte.

Kirkuk und umliegende Ölfelder im Zentrum des Konflikts

In der Vergangenheit war es zwischen der Zentralregierung und der KRG schon häufig zu Streitigkeiten über die Kontrolle über die Ölfelder, das Territorium und die finanziellen Gewinne aus dem Rohstoffhandel gekommen. Die ethnisch gemischte Stadt Kirkuk und die anliegenden Ölfelder sind besonders heftig umstritten und es kam mehrmals zu gefährlichen Pattsituationen zwischen der irakischen Armee und kurdischen Peschmerga-Einheiten.

Seit dem Abzug amerikanischer Truppen aus dem Irak im Dezember 2011 haben sich die Spannungen zwischen beiden Fraktionen noch verstärkt. Washington fürchtet ebenso wie Bagdad eine endgültige Spaltung des Landes und drängte zur Verabschiedung eines lange zurückgehaltenen Öl-Gesetz zur Lösung des seit Jahren schwelenden Konflikts.

Der Nordirak wird indes auch für die Türkei immer wichtiger. Eine Studie der Bahçeşehir-Universität prognostizierte bereits, dass der Nordirak zum wichtigsten Exportmarkt für die Türkei werden wird.