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Politik

Türkei: Mutmaßlicher Attentäter aus Dänemark für türkische Geiseln eingetauscht?

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Basil H. soll 2013 versucht haben in Dänemark den islamkritischen Journalisten Lars Hedegaard zu ermorden. Die türkische Polizei nahm H. im April 2014 fest. Doch nun ist er spurlos verschwunden. Justizminister Bozdağ äußert sich zu dem Fall. (Foto: dha)

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Basil Hassan soll 2013 versucht haben in Dänemark den islamkritischen Journalisten Lars Hedegaard zu ermorden. Die türkische Polizei nahm Hassan im April 2014 fest. Doch nun ist er spurlos verschwunden. Justizminister Bozdağ äußert sich zu dem Fall.
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Am 5. Februar 2013 schoss ein Mann in Dänemark auf den islamkritischen Autor und Journalisten Lars Hedegaard. Der Attentäter verfehlte sein Ziel, konnte jedoch unerkannt fliehen. Als türkische Sicherheitsbehörden im April 2014 einen Mann mit gefälschten Pass aufgriffen, schöpfte sie Verdacht und verhaftete den 27 jährigen Basil H.. Dies berichtete die türkische Zeitung Zaman.

Dänemark verlangte die Auslieferung des Verdächtigen, der dänischer Staatsbürger sein soll. Die Affäre drohte zwischenzeitlich zu einer kleinen Staatskrise zwischen der Türkei und Dänemark zu werden, weil die Türkei dieser Forderung nicht nach kam. Als dann in verschiedenen Medien Berichte auftauchten, wonach die türkische Regierung den mutmaßlichen Attentäter im Zuge der Verhandlungen zur Befreiung der 49 türkischen IS-Geiseln freigelassen und ausgetauscht haben soll, führte das zum Streit.

Anfang Oktober bestellte das dänische Außenministerium den türkischen Botschafter Mehmet Dönmez ein und teilte über eine Pressemitteilung der Öffentlichkeit mit: „Das Justizministerium stand über die Kopenhagener Polizei mit türkischen Verantwortlichen ständig in Kontakt. Nach den neuesten Informationen, die dem Justizministerium vorliegen, soll die Person freigelassen worden sein.“ Das dänische Außenministerium verlangte eine Klärung des Sachverhalts.

Justizminister Frederiksen spricht von MİT Beteiligung

Allerdings sagte Dänemarks Außenminister, Martin Lidegaard, Anfang November, dass die guten Beziehungen zwischen der Türkei und Dänemark nicht aufgrund dieser Angelegenheit zerbrechen sollten. Außerdem erwähnte er gegenüber der dänischen Zeitung „Berlingske“, dass die Türkei dabei half, dänische Geiseln in Syrien freizulassen. Er betonte, dass Dänemark in einem ähnlichen Falle erneut um die Hilfe der Türkei bitten würde.

Vergangene Woche dann sagte der dänische Justizminister Mette Frederiksen der Zeitung Today’s Zaman zufolge, dass die Türkei einen zwölfseitigen Bericht zum Verschwinden von Basil H. vorgelegt habe. Dem Zeitungsbericht nach zitierte Frederiksen außerdem vor einer dänischen Justiz-Kommission den Direktor des Gefängnis im Istanbuler Stadtteil Maltepe. Dieser habe in „informellen Bemerkungen“ Anfang September davon berichtet, er habe mit einem Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes Millî İstihbarat Teşkilâtı (MİT) telefoniert. Der Verdächtige Basil H. sei dem MİT dann ausgehändigt worden. Danach verliere sich die Spur des Mannes.

Der türkische Justizminister Bekir Bozdağ (Mitte) hat sich am Donnerstag zu der Affäre geäußert. „Das (Justiz-) Ministerium hat nicht die Möglichkeit, in dieser Angelegenheit einzugreifen“, so Bozdağ. Es gäbe, so das Ministerium, keinen offiziellen Hinweis darauf, dass der Verdächtige die Türkei verlassen habe.

Times: 49 türkische Geiseln im Tausch für 180 IS-Terroristen

Kurz nach der Befreiung der 49 türkischen Geiseln, die in der irakischen Stadt Mossul von IS-Kämpfern gefangen genommen wurden, waren von verschiedenen Beobachtern Spekulationen über einen möglichen Deal zwischen der türkischen Regierung und der IS-Führung geäußert worden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte damals: „Ich weiß nicht, was mit ‚Handel‘ gemeint sein soll. (…) Was aber hier einzig relevant ist: Ob Deal oder nicht; unsere 49 Bürger sind wieder in der Türkei. Selbst wenn es einen Tausch gegeben haben sollte: Als Präsident achte ich immer zuerst auf meine 49 Bürger. Nichts kann mehr wert sein als meine Bürger. Sie sind jetzt zurück in meinem Land.“

Die Londoner Zeitung Times berichtete, die Türkei habe insgesamt 180 IS-Terroristen gegen die 49 Geiseln ausgetauscht. Dabei sollen unter anderem drei Männer aus Frankreich, zwei Schweden, zwei mazedonische Albaner, ein Schweizer, ein Belgier und zwei britische Staatsangehörige unter den Personen gewesen sein, die man an den IS übergeben habe. Ein namentlich nicht genannter Informant aus dem britischen Verteidigungsministerium habe auf Nachfrage der BBC gegenüber erklärt, dass der Times-Bericht „glaubhaft“ sei. Dass auch ein Däne unter den angeblich eingetauschten IS-Terroristen war, ging aus dem Bericht jedoch nicht hervor.