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Politik

Türkei, Deutschland und USA rufen Saudi-Arabien und Iran zu Zurückhaltung auf 

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Die Massenhinrichtungen in Saudi-Arabien haben auch den Konflikt des Landes mit dem Iran angeheizt. Immer mehr sunnitische Regierungen wenden sich gegen Teheran. Schon werden Auswirkungen auf Friedensbemühungen für Syrien befürchtet.

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Wegen der wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien wächst international die Sorge. Die Türkei rief beide Länder zur umgehenden Deeskalation der Spannungen auf. Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmuş sagte nach einer Kabinettssitzung in Ankara: „Die Region ist bereits am Rande einer Explosion.“ Gegenseitiges feindliches Verhalten werde beiden Ländern und der Region schaden, meinte Kurtulmuş nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Das türkische Außenministerium gab ebenso eine Erklärung ab und verurteilte die Gewaltwelle nach den Hinrichtungen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan war erst vergangene Woche in Riad, um eine engere Zusammenarbeit mit dem Königreich zu beschließen.

Die USA riefen beide Seiten am Montag (Ortszeit) zur Zurückhaltung auf. Iran und Saudi-Arabien seien aufgerufen, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, in Washington. „Es kann von allen Seiten mehr getan werden, um die Gräben zu überwinden.“

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) appellierte an beide Staaten, die Krise nicht weiter eskalieren zu lassen. Steinmeier sagte der „Bild“-Zeitung (Dienstag): „Jetzt brauchen wir verantwortliche Akteure in der Region, die verantwortlich handeln, in Riad genauso wie in Teheran. Ich setze darauf, und ich erwarte auch, dass die Entscheidungsträger dem auch gerecht werden.“

Auch Bahrain, Sudan und Vereinigte Arabische Emirate wenden sich ab

Der eskalierende Konflikt zwischen den beiden Regionalrivalen erfasst weitere Länder der arabisch-islamischen Welt. Nach Riad kündigten die Golfmonarchie Bahrain und die Regierung des Sudan ein Ende der diplomatischen Verbindungen zu der schiitischen Regionalmacht in Teheran an. Die Vereinigten Arabischen Emirate zogen ihren Botschafter aus Teheran ab und wollen diesen durch einen Geschäftsträger ersetzen.

Vorausgegangen war die Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran durch wütende Bürger in der Nacht zum Sonntag, nachdem die Ölmonarchie am Samstag den prominenten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr und 46 weitere Verurteilte hingerichtet hatte. Der schiitische Iran, der mit dem sunnitisch geprägten Königreich um die Vormachtstellung in der Region ringt, hatte darauf empört reagiert.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schickte seinen Syrien-Gesandten Staffan de Mistura in beide Länder. Der Schwede mit italienischen Wurzeln sei auf dem Weg in die saudische Hauptstadt Riad, sagte ein UN-Sprecher in New York. Im Laufe der Woche werde er auch nach Teheran fliegen. „Während seines Aufenthalts soll der Sondergesandte die Folgen der gegenwärtigen Auseinandersetzung auf den Friedensprozess von Wien abschätzen“, sagte Dujarric. „Er unterstreicht, dass der Konflikt keine Konsequenzen für die Region haben dürfe.“ In Wien war ein Zeitplan für ein Ende der fast fünfjährigen Gewalt in Syrien vereinbart worden.

Das Verhältnis zwischen dem Iran und Saudi-Arabien war jahrzehntelang schwierig, die Eskalation vom Sonntag allerdings markiert einen lange nicht erreichten Tiefpunkt. 1988 hatte Saudi-Arabien das letzte Mal die Beziehungen zum Iran abgebrochen.