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Gesellschaft

Bin ich ein Terror-Unterstützer, wenn ich auf Facebook den Safety Check mache?

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Es ist noch nicht lange her, dass Facebook den sogenannten Safety Check eingeführt hat. Mit dieser Funktion war zunächst angedacht, dass Menschen bei Naturkatastrophen ihren Verwandten und Freunden schnell und unkompliziert mitteilen, dass es ihnen gut geht. Später wurde der Safety Check auch bei den Terroranschlägen in Paris aktiviert.

Das führte zu Kontroversen, denn es entstand der Eindruck, dass das Netzwerk mit zweierlei Maß messe. Tags zuvor war nämlich ein großer Anschlag in Beirut, dort blieb der Safety Check aus. Und auch in der Türkei konnte er bei manchen der zahlreichen Anschläge in letzter Zeit nicht genutzt werden.

Geht es nach Şeref Oğuz, einem Journalisten der regierungstreuen Zeitung Sabah, sollte das auch so bleiben. Nach den Anschlägen von Istanbul am Samstag schrieb er, dass Menschen, die den Safety Check nutzten, für Panik gesorgt und damit den Terror unterstützt hätten.

Ermahnen, löschen oder den Behörden melden

In der Türkei wird seit Monaten darüber debattiert, wer alles als Terror-Unterstützer gilt. Angestoßen hatte die Diskussion Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der im Frühjahr erklärte, dass nicht nur Bombenleger und Selbstmordattentäter als Terroristen zu bezeichnen seien, sondern auch Journalisten oder Akademiker. Oğuz will diesen Diskurs nun offenbar ausweiten. „Wenn ihr jemanden seht, der den Safety Check macht, ermahnt ihn, löscht ihn oder aber meldet ihn den Behörden, weil ihr der Auffassung seid, dass er oder sie den Terror unterstützt.“

Selbiges gelte für Personen, die den Terror als Vorwand nutzten, um die Regierung zu kritisieren. Ziel sei es, „direkte Terroristenunterstützer zu ermitteln, indirekte Unterstützer zu ermahnen, Unwissende wachzurütteln und Verräter zu bestrafen“.

Facebook hat die Funktion mittlerweile leicht abgeändert. Nicht die Plattform selbst löst ihn künftig aus, sondern die Community. Das System erkennt und erfasst einschlägige Schlagwörter wie „Erdbeben“, „Feuer“, „Schießerei“ oder „Explosion“, die gehäuft in einer Region auftreten. Daraufhin zieht das Unternehmen externe Sicherheitsfirmen zu Rate und gleicht die Ergebnisse ab. Sollten die Daten übereinstimmen, werden die User direkt von Facebook angeschrieben, ob sie den Safety Check aktivieren wollen.

Es bleibt zu hoffen, dass der Safety Check in der Türkei nicht mehr nötig sein wird, doch angesichts der Entwicklungen in den letzten Monaten bleibt diese Hoffnung nur sehr vage. Die Diskussionen, wer ein Terror-Unterstützer ist und wer nicht, werden aber ganz sicher weitergehen.