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Politik

Türkei: Festgenommene Deutsche wieder frei

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Markus Ederer
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Eine nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei festgenommene Deutsche ist wieder frei. Die Frau sei am Freitag aus der Haft entlassen worden, teilte das Auswärtige Amt auf Anfrage in Berlin mit und bestätigte damit entsprechende Informationen des Magazins „Der Spiegel“. Der 48-Jährigen mit türkischen Wurzeln soll dem Bericht zufolge eine Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung vorgeworfen worden sein.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich und fordert seine Auslieferung. Gülen streitet seinerseits alle Vorwürfe ab. In einem Namensbeitrag in der renommierten französischen Tageszeitung Le Monde (Samstag) verurteilt er den Putschversuch unmissverständlich: „Einschließlich meiner Person steht niemand über dem Recht. Egal aus welchen Kreisen sie stammen, die Verantwortlichen dieses Putschversuchs sollten nach einem rechtlich einwandfreien Prozess ihre verdiente Strafe bekommen.“

Das Auswärtige Amt begrüßte die Freilassung und erklärte, sich weiter für die Wahrung rechtsstaatlicher Prinzipien bei der Aufarbeitung des Putschversuchs einzusetzen. Bei einem Besuch am vergangenen Montag habe auch Staatssekretär Markus Ederer (Foto) den Fall der inhaftierten Deutschen bei der türkischen Regierung angesprochen. Seit Beginn der Festnahme vor fast zwei Wochen sei man mit der Frau in Kontakt gewesen. Die Frau lebte mit ihrer Familie lange Jahre in Süddeutschland, bevor sie im Jahre 2013 in die Türkei zurückkehrte.

„Jeder Cent, der dieser Bewegung zufließt, ist eine Patrone, die gegen diese Nation gerichtet ist“

Die türkische Regierung treibt seit dem 15. Juli die von Staatspräsident Erdoğan angekündigte Säuberung voran. In den vergangenen knapp vier Wochen wurden etwa 18 000 Menschen mit dem Vorwurf, sie seien Mitglied einer terroristischen Organisation, verhaftet. Über 80 000 Beschäftigte in Militär, Justiz, Bildungswesen und Verwaltung wurden in einer beispiellosen Suspendierungswelle ihrer Posten enthoben, ohne dass zuvor eine individuelle Schuld festgestellt wurde. Erdoğan will seine selbst so bezeichnete „Hexenjagd“ gegen die Gülen-Bewegung fortsetzen, „koste es, was es wolle“: „Jeder Cent, der dieser Bewegung zufließt, ist eine Patrone, die gegen diese Nation gerichtet ist“.

Er wirft Europa und den USA vor, die Putschisten zu unterstützen. Mit dem Verweis auf die Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst nach der deutschen Wiedervereinigung sagte Erdoğan: „Ihr macht das und uns wollt ihr belehren, wie wir uns zu verhalten haben. Wir werden das machen und dabei bis zum Äußersten gehen. Egal ob 100 000 oder 200 000 (Beamte betroffen sind).“ (dtj/dpa)