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Politik

Türkei im Krieg gegen den IS: „Das war nur der Anfang“

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Der Sturz Assads hatte für die Türkei lange oberste Priorität. Dafür hielt sich Ankara weitgehend gegen den IS zurück. Damit ist Schluss: Ankara nimmt die Terroristen ins Visier. Dabei soll es nicht bleiben.

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Die Türkei hat erstmals Stellungen des Islamischen Staates (IS) in Syrien bombardiert und damit ihre Zurückhaltung gegenüber der Terrormiliz abgelegt. Alle angegriffenen IS-Ziele seien zerstört worden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu am Freitag. Zugleich drohte er mit weiteren Schlägen: „Die Türkei wird gegen jede auch nur kleinste bedrohliche Bewegung aufs Härteste reagieren“. Zudem gab Ankara dem Antrag Washingtons nach und gestattet nun die Nutzung des Nato-Luftwaffenstützpunktes Incirlik im Süden der Türkei für US-Kampfeinsätze gegen den IS.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan bestätigte am Freitag die Kehrtwende, über die zunächst aus Washington berichtet worden war. Auf die Frage, ob eine solche Erlaubnis erteilt worden sei, antwortete er der Nachrichtenagentur DHA: „In einem gewissen Rahmen.“ Damit können die USA die Hochburgen des Islamischen Staates im Norden Syriens wesentlich schneller und effektiver angreifen, als bisher von Jordanien, vom Irak oder von den Golfstaaten aus. Außerdem könnten sie von Incirlik aus auch Kampfhubschrauber gegen den IS einsetzen.

Auf die Frage, ob es weitere Operationen geben werde, sagte der Präsident: „Das heute Nacht war nur der Anfang. Wir werden die Entwicklung beobachten und nicht aufhören, mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln alle terroristischen Organisationen, die eine Gefahr für unser Land darstellen, zu bekämpfen“. Er kritisierte zugleich, dass sich Vermummte bewaffnet „selbst durch Istanbul“ frei bewegen könnten. „Wenn das wirklich so ist, wie es die Bilder und Videos erahnen lassen, dann haben wir ein Sicherheitsproblem. Das muss ein Ende haben“, sagte Erdoğan.

Davutoğlu: „Wer uns Schaden zufügt, muss den zehnfachen Preis zahlen“

Auslöser der Entwicklung war der nach türkischen Angaben vom IS verübte Bombenanschlag im südtürkischen Suruç am Montag mit 32 Toten. Am Donnerstag starben zudem bei einem Grenzgefecht mit dem IS ein türkischer Soldat und mindestens ein Extremist. „Wer uns Schaden zufügt, muss den zehnfachen Preis zahlen“, warnte Davutoglu.

Nach Angaben der Regierung stiegen am frühen Freitagmorgen drei Kampfjets vom Typ F-16 vom Stützpunkt Diyarbakır auf und griffen Ziele im Norden des Nachbarlandes an. Dabei seien mindestens 35 IS-Kämpfer getötet worden. Die Regierung in Damaskus kritisierte die Angriffe als Verletzung der Souveränität Syriens. „Syrien kann auf seinem Boden keine türkische Aktion akzeptieren“, sagte Vize-Außenminister Faisal al-Mikdad am Freitag nach Angaben der regierungstreuen Nachrichtenseite Al-Watan.

Zuvor hatte US-Präsident Barak Obama mit Erdoğan telefoniert und nach Angaben des Weißen Hauses besprochen, wie die türkische Grenze zu Syrien sicherer werden und der Zustrom ausländischer Kämpfer für den IS eingedämmt werden könne.

Für den Nahost-Experten Michael Lüders ist die türkische Kehrtwende das Eingeständnis eines Scheiterns der bisherigen Politik gegenüber dem IS. „Man glaubte, man könnte den Tiger reiten, aber jetzt funktioniert es nicht mehr“, sagte er dem Nachrichtensender n-tv.

Zeitgleich mit den Angriffen auf Stellungen des Islamischen Staates in Syrien gingen türkische Sicherheitskräfte bei Razzien in Istanbul und anderen Städten massiv gegen mutmaßliche Anhänger des IS sowie der Terrororganisation PKK vor. Letztere beschuldigte Erdoğan, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. (dtj/dpa)