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Gesellschaft

Türkei: Kurden unter Druck – Totes Mädchen tagelang in der Tiefkühltruhe

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Nahezu täglich sterben türkische Sicherheitskräfte bei Anschlägen, die von PKK-Terroristen verübt werden. Aber auch in der Zivilbevölkerung gibt es Todesopfer zu beklagen, besonders auf kurdischer Seite.

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Cemile
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Während in der Türkei die Terroranschläge kein Ende nehmen und die Gewalt zwischen Sicherheitskräften und der PKK eskaliert, bleibt davon auch die Gesellschaft nicht unberührt. Aus verschiedenen Teilen der Türkei werden zivile Übergriffe auf Kurden beziehungsweise kurdische Einrichtungen gemeldet.

In der zentralanatolischen Stadt Kayseri hat eine Gruppe von Menschen Fernbusse, die in die östlichen und südöstlichen Provinzen fuhren, mit Steinen angegriffen. Dabei wurden bei einigen Bussen die Frontscheiben beschädigt. Ein kleines Mädchen wurde verletzt, als ein Stein sie am Kopf traf.

Während manche Busfahrer ihre Routen änderten, um den Angreifern zu entgehen, flüchteten die Angreifer in der Dunkelheit der Nacht. Die Fahrgäste der durch die Steinschläge beschädigten Fahrzeuge wurden zu anderen Busse umgeleitet. Nachdem die Sicherheit auf den Straßen wieder hergestellt wurde, konnten um die 70 Busse ihre Fahrt fortsetzen. Nach Angaben der Polizei organisierten sich die Gruppen über die sozialen Medien.

Angriffe in der ganzen Türkei

Aus der ganzen Türkei werden derweil Angriffe auf Parteizentralen der pro-kurdischen Partei HDP gemeldet, die bei den letzten Wahlen am 7. Juni die 10-Prozent-Hürde übersprang und im Parlament vertreten ist. Nach einer Meldung der Zeitung Cumhuriyet gab es in neun Provinzen Angriffe auf HDP-Büros. In der Hauptstadt griff eine Gruppe im Stadtteil Zafer kurdischstämmige Menschen an, die als Landarbeiter ihre Existenz verdienten.

Aus Istanbul wird gemeldet, dass im Stadtteil Çağlayan der kurdischstämmige Sedat Akbaş von vier Personen erstochen wurde, da er mit seiner Familie am Telefon kurdisch sprach. Nach Medienberichten ereignete sich der Vorfall so: Als Akbaş mit seiner Familie sprach, kam eine Gruppe von vier Personen zu ihm und forderte ihn auf, er solle kein Kurdisch sprechen. Als Akbaş erwiderte, dass er nur mit seiner Familie spreche und auch niemanden störe, eskalierte die Situation. Der 21-Jährige war verheiratet und Vater eines Kindes. Seine Ehefrau war außerdem im sechsten Monat schwanger.

Leichnam der Tochter in der Tiefkühltruhe aufbewahrt

Besonders tragisch ist der Fall von Cemile Çağırga. In der Stadt Cizre in der Provinz Şırnak wurde am Freitag um 20.00 Uhr ein Ausgangsverbot verhängt. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen, als die Sicherheitskräfte die von PKK-Terroristen ausgehobenen Gräben zuschütten wollen. Dies blieb für die Zivilbevölkerung nicht ohne Folgen.

Die 10-jährige Cemile wollte am Sonntag vor ihrem Haus spielen. Sie wurde durch einen Schuss, vermutlich von der Polizei verletzt. Da kein Krankenwagen rechtzeitig kam, verblutete sie. Aufgrund des Ausgangsverbots musste die Familie die Beerdigung des Leichnams aufschieben. Temperaturen um die 40 Grad lassen ihr keine andere Möglichkeit als den Leichnam in einer Tiefkühltruhe aufzubewahren. Dank der Intervention von HDP-Abgeordneten wurde ihr Leichnam am Montag schließlich in die Leichenhalle eines Krankenhauses überführt.

Bislang kamen Medienberichten zufolge in der Stadt sieben Bürger ums Leben, seitdem es zwischen der PKK und den türkischen Sicherheitskräften zu Auseinandersetzungen kommt.

Premierminister Davutoğlu rief heute die Menschen angesichts der zunehmenden Gewalt während der Beerdigungszeremonie für die in Dağlıca gefallenen Soldaten zu Mäßigung und Zusammenhalt auf.