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Gesellschaft

Türkei: Petition für uneingeschränktes Recht auf Kopftuch

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Mehr als 2.000 Personen haben sich bereits kurz nach Veröffentlichung einem Aufruf von 57 Frauen aus Medien, Kunst und Wissenschaft angeschlossen, der die Beseitigung aller Diskriminierungen Kopftuch tragender Frauen fordert. (Foto: cihan)

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Türkei: Petition für uneingeschränktes Recht auf Kopftuch
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Nicht weniger als 57 selbst nicht Kopftuch tragende Frauen, darunter Journalistinnen, Künstlerinnen, Akademikerinnen und Politikerinnen, haben eine Petition verfasst, in welcher sie die uneingeschränkte Freiheit, den Hijab zu tragen, in der Türkei fordern.

In der Petition unter dem Titel „Ungerechtigkeit beenden: Wir wollen Lösungen statt weiterer Aufschiebung” (um zur Petition zu gelangen, hier klicken) heißt es unter anderem: „Diejenigen, die am stärksten unter der Politik entlang der Trennlinie zwischen Säkularen und Muslimen in der Türkei der letzten 20 Jahre gelitten haben, waren die Frauen. Wir lehnen jedwede Praxis ab, die Ungleichheit für Frauen schafft, die ein Kopftuch tragen. Wir fordern die Aufhebung sämtlicher gesetzlicher und nicht gesetzlicher Hindernisse, die eine Beschäftigung Kopftuch tragender Frauen im öffentlichen Dienst verhindern oder deren Wahl in überregionale oder regionale Ämter. Wir machen dabei keinen Unterschied zwischen denjenigen, die öffentliche Serviceleistungen in Anspruch nehmen, und jenen, die diese anbieten“.

Mit der Begründung, eine Frau, die in Ausübung eines öffentlichen Amtes ein Kopftuch trage, würde Zweifel an ihrer Unparteilichkeit wecken, wird das Kopftuchverbot bisher in diesem Bereich aufrechterhalten.

Die Petition richtet sich an alle politischen Parteien in- und außerhalb des Parlaments und fordert sofortige und bedingungslose Maßnahmen, um durch die erforderlichen Änderungen in der Gesetzgebung die weitere Hinderung Kopftuch tragender Frauen an der Ausübung ihrer Rechte zu beenden.

Unmittelbar nach Veröffentlichung der Petition im Internet schlossen sich bereits mehr als 2.000 Menschen mit ihrer Unterschrift dem Begehren an.

Erst ab 1980 gezielte Diskriminierung

Unter den Erstunterzeichnerinnen befinden sich unter anderem die Journalistinnen Amberin Zaman, Balçiçek İlter, Pınar Öğünç und Hale Gönültaş, die Soziologin Nilüfer Göle und die Akademikerinnen Yasemin İnceoğlu, Hale Akay und Yeşim Burul.

Nach dem Militärputsch von 1980 wurden Kleidungsvorschriften für den öffentlichen Dienst eingeführt, die unter anderem vorschrieben, dass das Haar von Staatsbediensteten unbedeckt zu sein habe. Frauen, die Kopftücher trugen, wurde das Recht verwehrt, im öffentlichen Dienst zu arbeiten.

Nach dem Putsch vom 28. Februar 1997 wurden diese Regelungen noch einmal verschärft, als die Militärs eine Regierung absetzten, die ihr als zu religiös erschien. Seither haben Kopftuch tragende Frauen auch in der Privatwirtschaft Probleme bei der Einstellung, auch wenn es kein Kopftuchverbot im privaten Bereich gibt. Auch gibt es keine Frauen mit Kopftuch im Parlament. Das Kopftuchverbot an Universitäten wurde erst 2010 aufgehoben.

Im Gespräch mit der Zeitung „Radikal” gab Journalismusprofessorin Yasemin İnceoğlu an, die Petition unterfertigt zu haben, da sie überzeugt sei, Kopftuch tragende Frauen seien immer die Opfer von Diskriminierung und Ausgrenzung gewesen.

„Mir war es wichtig, mit der Unterfertigung der Petition nicht nur für die Beseitigung von Hemmnissen für Frauen einzutreten, die von der Regierung als „Bürgerinnen mit Kopftuch” adressiert werden, sondern auch für deren Repräsentanz in der Politik“, so İnceoğlu.