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Gesellschaft

Türkei: Begräbnisverweigerung geht „Schritt zu weit“

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Dass den umgekommenen Putschisten in der Türkei eine islamische Bestattung verweigert werden soll, geht nach Ansicht des Religionssoziologen Rauf Ceylan „einen Schritt zu weit“.

Den Menschen würden nicht nur die rituelle Waschung und das Totengebet verweigert, sondern auch ein „Grabplatz in der Gemeinschaft“, sagte Ceylan der in Bonn erscheinenden „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag).

In Istanbul war wenige Tage nach dem Putsch ein „Friedhof für Verräter“ (Hainler mezarlığı) errichtet worden. Das Schild am Eingang war nach Protesten der staatlichen Religionsbehörde Diyanet zwar entfernt worden, den Friedhof an sich gibt es aber weiterhin.

„Hochverrat gegen den Staat ist ein politisches, kein religiöses Vergehen.“ Außerdem sollten die Hinterbliebenen nicht mitbestraft werden. „Es muss mehr Unterstützung für die Angehörigen geben.“ Wenn jemandem – etwa einem Attentäter – ein islamisches Begräbnis verweigert werde, zeige das, „wie sehr ein Attentat als Verstoß gegen ein islamisches Leben gilt“, sagte Ceylan auch vor dem Hintergrund der Debatten über Begräbnisse für die Attentäter von Würzburg und Ansbach.

Die Verweigerung eines Totengebets sende eine Botschaft an die muslimische Gemeinschaft, aber auch an die Mehrheitsgesellschaft. „Es dient als Distanzierung vom Terror, die von Muslimen oft gefordert wird.“