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Gesellschaft

Syrische Flüchtlinge in der Türkei berichten in Videos über ihr Schicksal

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Syrische Flüchtlinge erzählen in einem Projekt in Istanbul auf künstlerische Art und Weise von ihrem Leid und ihrer Flucht. Damit wollen sie den Menschen erklären, was ihnen widerfahren ist und warum sie in der Türkei ein neues Zuhause finden mussten.

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Der Bürgerkrieg in Syrien machte Millionen Syrer zu Flüchtlingen. Etwa 1,7 Millionen von ihnen flüchteten aus ihrem Heimatland in die Türkei. Die Bosporusmetropole Istanbul ist eine der Städte, in der die Anzahl dieser Flüchtlinge besonders hoch ist.

Um zum Dialog zwischen den türkischen Einwohnern und den syrischen Flüchtlingen beizutragen, startete die Forschungsplattform inEnArt eine Reihe von Workshops für Theater, Video und Tanz.

Unter dem Motto „Spurensuche“, das von jungen syrischen Künstlern, wie der syrischen Musikerin und Schauspielerin Batool Mohamad, dem Fotografen und Filmemacher Ziad Homsi und dem Choregraphen und Tänzer Ziya Azazi, veranstaltet wurde, soll das syrische Leben zur Zeit des Bürgerkrieges in diesen Workshops nachgespielt werden. Die Gründer der Forschungsplattform erklären in einem Interview gegenüber der Zeitung Todays’ Zaman, dass die Workshops für sie der Beginn einer guten Beziehung zwischen Türken und Syrern sein soll.

Spannungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen

In dem Video-Workshop, an dem Personen im Alter von 25 bis 35 teilnehmen können, produzieren die Teilnehmer individuelle Videos, in denen sie von ihren persönlichen Erfahrungen in ihrem Heimatland erzählen. „Ich erkannte, dass dabei viele Emotionen hoch kamen, da sich die Menschen normalerweise durch ihren Alltagsstress ablenken. Doch in Gedanken sind sie immer dort [in Syrien] geblieben.“

Die Gründer machen in ihrer Arbeit unter anderem auf die harten Bedingungen aufmerksam, unter welchen die syrischen Flüchtlinge leiden, während sie versuchen, sich in der türkischen Gesellschaft einzuleben. Ihre Situation sei anders als die anderer Ausländer. „Wenn man zum Beispiel als Deutscher in die Türkei geht, dann lächeln einen die Leute an. Türken lieben Europäer. Doch als nach und nach die Syrer auftauchten, konnten sie hören, dass die Einheimischen schlecht über sie sprachen – obwohl sie nicht einmal die Sprache verstanden. Da sie aus diesem Grund nicht mit den Menschen kommunizieren konnten, vermieden sie den direkten Kontakt zu türkischen Einwohnern. Das ist kontraproduktiv. Wenn man nicht daran arbeitet, mit anderen zu kommunizieren, wird man isoliert bleiben.“

Wie wichtig aber eine gute Kommunikation zwischen den syrischen Flüchtlingen und der türkischen Bevölkerung ist, zeigt das Beispiel von Gaziantep. Die südostanatolische Stadt ist auf Grund ihrer Nähe zur syrischen Grenze besonders stark vom Flüchtlingsstrom aus dem Nachbarland betroffen. In Gaziantep kam es im Spätsommer 2014 zu sozialen Spannungen und fremdenfeindlichen Ausschreitungen. Das Klima zwischen der türkischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen ist seitdem angespannt.

Projekt in Istanbul: Syrische Flüchtlinge erhalten eine Stimme

Der Mitgründer des InEnArt, Thomas Buesch, erklärt, dass mit den Videos ebenfalls versucht wird, den Syrern eine Stimme zu geben. „Sie versuchen kurze Videos über ihre Lebenssituation in Syrien zu drehen und nennen den Grund, warum sie hierher kommen mussten. In all diesen Workshops geht es darum, diese Grenzen zu überbrücken und zwei Gesellschaften zusammenzuführen. Die Alteingesessenen haben immer noch ein kleines Problem damit, zu verstehen, warum diese Menschen hier sind. Ein anderer Aspekt ist, dass es immer deutlicher wird, dass diese Menschen keine Chance haben, zurückzukehren und für eine Weile hier bleiben müssen.“

Im Rahmen der Workshops dreht Batool Mohamad mit Flüchtlingskindern im Alter von 11 bis 16 Jahren dramatische Szenen über die Gewalt in Syrien. Die Syrerin wurde für Videoclips berühmt, in denen sie die Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Videos auf eine mutige satirische Art und Weise verspottete. Ziya Azazi hingegen arbeitet mit Teenagern im Alter von 12 bis 18 Jahren an einer Choreographie, in denen sie durch Tänze die Vertreibung aus ihrem Heimatland erzählen können.