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Titelblatt mit Erdoğan: Zaman auf Regierungslinie gebracht

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Nach der Übernahme der größten türkischen Zeitung haben Treuhänder das Blatt auf Regierungslinie gebracht. Die Sonntagsausgabe der Zeitung „Zaman“ erschien mit einem Foto von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan auf der Titelseite. Weiteres Thema ist die fast fertiggestellte dritte Bosporus-Brücke – ein Prestigeprojekt Erdoğans. Die Yavuz-Sultan-Selim-Brücke soll im August eröffnet werden. Über die vor dem Verlagsgebäude andauernden Proteste der (Ex-)Mitarbeiter, die mittlerweile eine eigene Zeitung herausgebracht haben, fand sich hingegen kein einziges Wort.

Die Homepage der Seite ist seit Samstag nicht mehr erreichbar. Die Treuhänder seien derzeit damit befasst, regierungskritische oder nicht ausreichend regierungsfreundliche Berichte aus dem Archiv zu löschen, erklärte ein mittlerweile entlassener Mitarbeiter der Zeitung.

Zaman war am Freitag nach Angaben des regierungskritischen Anwalts Ayhan Erdoğan auf Anordnung von Richtern mit Sondervollmachten hin unter Aufsicht einer staatlichen Treuhandverwaltung gestellt worden. Eine offizielle Begründung für den in der Türkei und auch international als Einschränkung der Pressefreiheit kritisierten Schritt gab es nicht, lediglich die Nähe der Zeitung zur Hizmet-Bewegung um Fethullah Gülen wurde genannt. Angeblich gebe es Beweise, dass die Bewegung und die Terrororganisation PKK zusammenarbeiteten. Kurz nach der Anordnung der Intervention hatte die Polizei das Verlagsgebäude unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern gestürmt.

Die Entscheidung der Sonderrichter, die nach Worten des Anwalts zur Wahrung der inneren Sicherheit für staatliche Interventionen in Unternehmen zuständig sind, kann zwar von der ordentlichen Justiz überprüft werden. Ein solcher Prozess dürfte aber lange dauern und sein Ausgang wäre ungewiss.

Der Plan ist offenbar, dass die Zeitung durch die Gleichschaltung ihre Leserschaft verliert dadurch finanziell zusammenbricht und schließlich geschlossen wird. Mit einer solchen Vorgehensweise waren zuletzt die Medien der Koza İpek-Gruppe dicht gemacht worden.