Wirtschaft
Türkische Wirtschaft: Bayern sieht „Riesenpotenzial“
Der bayerische Wirtschaftsminister Zeil weilt derzeit in der Türkei, um die Wirtschaftsbeziehungen auszubauen. Das Land habe sich zu einem „beeindruckenden Wirtschaftsmotor Europas“ entwickelt. (Foto: aa)
Die Türkei und der Freistaat Bayern wollen durch die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen den heimischen Konjunkturaufschwung beflügeln. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (l.) reiste am Dienstag mit einer Wirtschaftsdelegation in die Türkei und traf dort u.a. seinen Amtskollegen Zafer Cağlayan (r.). Zeil bemerkte, dass die Türkei schon seit vielen Jahren zum beeindruckenden Wirtschaftsmotor Europas heranreift. „Vor allem geschah dies in Zeiten der allgemeinen Rezession in Europa.“
Die Türkei hat in den vergangenen zehn Jahren einen unglaublichen wirtschaftlichen Aufstieg vorgelegt. Sie ist das Kraftzentrum zwischen Orient und Okzident und eignet sich daher in besonderer Weise als Partner. „Es gibt ein Riesenpotenzial. Dieses Land entwickelt sich mit der größten Dynamik in der ganzen Welt, liegt in den Wachstumsraten überall in der Spitzengruppe. Die hervorragenden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und der Türkei haben ihren Ursprung vor allem auch in der starken türkischen Community im Freistaat“, unterstrich Zeil.
Auch der türkische Wirtschaftsminister Zafer Cağlayan hob die Bedeutung Bayerns als maßgebliche Wirtschaftskraft der deutschen Ökonomie und sein besonderes Interesse an der deutschen Automobilindustrie, die vor allem in Bayern angesiedelt ist, hervor. Cağlayan möchte weitere Impulse für die bilateralen Beziehungen anregen und Bayern zu mehr Investitionen in die türkische Wirtschaft einladen.
Die Türkei ist vor allem an Investitionen in den Automobilsektor interessiert. Deutsche Automobilbauer sind auf Grund ihrer anerkannten Expertise weltweit gefragt. Cağlayan möchte mit neuen Produktionsstellen im Automobilbereich nicht nur die türkische Wirtschaft ankurbeln, sondern auch das chronische Leistungsbilanzdefizit aufbessern. Automobilexporte würden den Außenhandel stärken und sich damit den Importzahlen annähern. Das ist wichtig, denn vor allem leidet die Bewertung der Bonität unter dem negativen Leistungsbilanzdefizit und macht es der Türkei schwer, sich günstig Geld zu leihen.
Cağlayan: Ein Fünftel der türkischen Unternehmen in Deutschland in Bayern ansässig
Auch auf die Erfolge vieler türkischer Unternehmer in Deutschland ging der türkische Wirtschaftsminister ein. Cağlayan verwies auf das gemeinsame deutsch-türkische Erbe: „In Deutschland leben rund drei Millionen Türken. Sie sind im Besitz von 70.000 Unternehmen und haben ein Geschäftsvolumen von 35 Milliarden Euro. Etwa 18 Prozent dieser Unternehmen sind in Bayern ansässig.“
Die fast 40-köpfige Delegation reiste in verschiedene Wirtschaftsmetropolen, u.a. standen Termine in Ankara, Istanbul und Izmir auf dem Programm, das am morgigen Freitag endet. Für die deutschen Unternehmer sind vor allem türkische Bauprojekte von Interesse, denn die Erdoğan-Regierung weitet im Zuge ihrer „Vision 2023“ zum hundertjährigen Jubiläum der Republik ihr Infrastrukturnetz massiv aus. Durch die Vermittlung von Business-to-Business-Kontakten versucht man interessierte Unternehmen an einen Tisch zu bringen und die Beziehungen mit lukrativen Wirtschaftsverträgen zu zementieren. Die Messe München (MMG) unterzeichnete zu dem Zweck ein „Memorandum of Understanding“ zur Gründung eines Joint Ventures mit einem türkischen Partner.
Deutsche Investitionen in der Türkei belaufen sich bislang auf 5.2 Milliarden US-Dollar. Dem stehen 1.2 Milliarden US-Dollar türkischer Direktinvestitionen gegenüber. Laut Cağlayan ist die wirtschaftliche Leistungskraft zwischen den beiden Ländern noch lange nicht ausgereizt. Es bestehe noch viel Luft nach oben.