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Panorama

Überführt Fernsehfigur „Darlene“ die NSU-Terroristin Zschäpe?

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Es wird eng für die Hauptangeklagte im bevorstehenden Mordprozess rund um die Verbrechen der Terrorzelle NSU. Eine Zeugin will die Verdächtige im Juni 2005, kurz bevor einer der Morde verübt wurde, in Tatortnähe gesehen haben. (Foto: reuters)

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Überführt Fernsehfigur „Darlene“ die NSU-Terroristin Zschäpe?
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Am Donnerstag, dem 9.6.2005, einem bewölkten Spätfrühlingstag, wurde der Kleinunternehmer Ismail Yaşar zwischen 09.45 und 10.45 in seinem Dönerstand in der Nähe eines Edeka-Marktes in der Scharrerstraße im Stadtteil Nürnberg-St.Peter erschossen.

Der 50-jährige Familienvater hinterließ drei Kinder. Über Jahre hinweg hatten die Behörden seine Hinterbliebenen und Angehörigen in dem Glauben gelassen, Ismail Yaşar wäre von der Drogenmafia ermordet worden.

Heute steht fest, er war eines der zehn Opfer der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die sich am 4.11.2011 nach einem Banküberfall in Eisenach angesichts herannahender Polizeieinheiten selbst gerichtet hatten, die unmittelbaren Tatbeteiligten waren.

Umso schwieriger erschien es den Ermittlungsbehörden, eine Tatbeteiligung der überlebenden Dritten aus dem Terrortrio nachzuweisen, Beate Zschäpe, die in der Anklage der Bundesanwaltschaft des Mordes in Mittäterschaft beschuldigt wird. Zschäpe, die sich selbst der Polizei stellte, nachdem sie zu Zwecken der Beweisvernichtung das Wohnhaus des Trios in die Luft gesprengt hatte, schien in Anbetracht ihrer toten Kameraden genau darauf spekuliert zu haben.

Nun wird es aber, wie es aussieht, eng für sie: Wie SPIEGEL Online unter Berufung auf Dokumente aus der Ermittlungsakte zitiert, will eine Zeugin Zschäpe am Tattag und in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Tatzeit in unmittelbarer Nähe eines Nürnberger Tatorts gesehen haben – an der Kasse des Supermarkts, neben dem sich der Dönerstand befand.

Mehrere Zeugen haben auch Männer mit Fahrrädern bemerkt

Demnach würden die Ermittlungsakten belegen, dass die Zeugin Zschäpe gegen 10 Uhr beim Bezahlen in einem Edeka-Supermarkt bemerkt haben will. Sie sei sich sicher, dass es sich um Zschäpe gehandelt habe, so die Zeugin. Die Frau habe sie damals an die US-Schauspielerin Sara Gilbert erinnert, die in der TV-Serie „Roseanne“ die Darlene spielte.

Dieselbe Zeugin hatte laut SPIEGEL bereits damals ausgesagt, sie habe in der Nähe des Tatorts zwei Männer mit Fahrrädern gesehen. Weitere Zeugenaussagen aus der damaligen Zeit bestätigen diese Version. Bei mehreren ihrer Morde und Banküberfälle sollen Mundlos und Böhnhardt mit Fahrrädern unterwegs gewesen sein.

Auch im Zusammenhang mit den NSU-Sprengstoffanschlägen in der Kölner Altstadt und in Köln-Mülheim wird Zschäpe in der Anklage versuchter Mord in Mittäterschaft vorgeworfen. Ihr werden außerdem unter anderem besonders schwere Brandstiftung und die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt: Zschäpe soll nach dem Suizid ihrer Komplizen die Wohnung des Terror-Trios in Zwickau in Brand gesetzt und DVDs verschickt haben, in denen sich der NSU zu seinen Taten bekennt.

Zschäpe selbst verweigert weiterhin jede Aussage.

Neben Zschäpe werden sich noch vier mutmaßliche Unterstützer der Terrorzelle vor Gericht verantworten müssen – einer davon ist der ehemalige thüringische NPD-Funktionär Ralf Wohlleben.