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Kultur/Religion

Umwandlung zur Moschee vor 561 Jahren rettete Hagia-Sophia vor dem Zerfall

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Mit Lasershows und farbenfrohen Events gedenkt die Türkei der Eroberung Konstantinopels durch Fatih Sultan Mehmet II. im Jahre 1453. Die Feierwoche wird allerdings von der politischen Debatte um eine Umwandlung der Hagia Sophia überschattet. (Foto: reuters)

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Die prächtige Hagia Sophia dominiert das Stadtbild rund um das Goldene Horn. Erbaut als Kirche, nach der Eroberung durch die Osmanen zu einer Moschee umgewandelt, dient das historische Gebäude heute als Museum.
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Am gestrigen 29. Mai wurde in Istanbul die Eroberung der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches durch Fatih Sultan Mehmet II. im Jahre 1453 („Fetih 1453“) mit Lasershows, Filmvorführungen und Schiffskonvois am Goldenen Horn gefeiert. Für den morgigen Samstag hat der Verein Anadolu Gençlik Derneği zu einem gemeinsamen Morgengebet aufgerufen. Das Gebet soll von dem saudischen Imam Abdullah Ibn Ali  Basfar aus Mekka geleitet werden.

Das geschichtsträchtige Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 561. Mal. 1452 hatte die Belagerung Konstantinopels mit Land- und Seestreitkräften begonnen. Das 100 000 Mann starke Heer des Sultans setzte sich aus Vasallen- und Söldnertruppen sowie der Elitetruppe der Janitscharen und den türkischen Kavalieren zusammen, die einen Belagerungsring um die Stadt geschlossen hatten.

Der byzantinische Kaiser konnte nach dem Morgenländischen Schisma von 1054, das die Ostkirche von Rom getrennt hatte, kaum noch Unterstützung erwarten. Lediglich Genua und Venedig sendeten inoffizielle einige Hilfstruppen, die dem osmanischen Ansturm jedoch nicht gewachsen waren.  

Nach der Eroberung Konstantinopels versprach Fatih Sultan Mehmet II. seinen neuen Untertanen, ihr Leben und ihre Freiheit zu garantieren. Einwohner, die die Stadt aus Furcht verlassen hatten, wurden zur Rückkehr eingeladen. Der christliche Kleriker Georgios Skelarios wurde zum Patriarchen ernannt und in die Regierung aufgenommen. Der Sultan verbot seinen Soldaten jedwede Plünderung der Hagia Sophia, deren Schönheit ihn sehr beeindruckte, und schützte diese durch eine Umwandlung zur Moschee vor Zerstörung und Zerfall.

Die Hagia Sophia fungierte nach ihrer Erbauung in den Jahren 527-67 n.Chr. insgesamt 916 Jahre lang als Kirche und war das wichtigste religiöse Bauwerk für die orthodoxe Christenheit. Nach der Eroberung von Konstantinopel wurde sie in eine Moschee umgewandelt und diente insgesamt 482 Jahre als islamisches Gebetshaus. Seit 1935 ist das historische Gebäude ein Museum und zählt heute zu den meist besuchten Attraktionen der Türkei.

Hagia Sophia als Zankapfel im Präsidentschaftswahlkampf

Auch heute ist das Schicksal der Hagia Sophia ein Zankapfel – in erster Linie allerdings auf innenpolitischer Ebene. Die Idee einer Nutzung des weltberühmten Bauwerks für Zwecke des Gebets durch Muslime war noch im letzten November offiziell von Vizepremier Bülent Arınç aufgebracht worden und auch Premierminister Erdoğan hatte zu mehreren Gelegenheiten diesen Gedanken in zustimmender Weise kommentiert. In den letzten Tagen hingegen war mehrfach aus regierungsnahen Kreisen behauptet worden, es wären Anhänger der Hizmet-Bewegung gewesen, die hinter dieser Idee stünden, um auf diese Weise im Wege eines „Komplotts“ antitürkische Stimmungen anzufachen, sollte ein solcher Plan umgesetzt werden.

Der erste Abgeordnete, der eine Umwandlung der derzeit als Museum genutzten Hagia Sophia in eine Moschee vorgeschlagen hatte, war Yusuf Halaçoğlu (Kayseri) von der Partei der Nationalen Bewegung (Milliyetçi Hareket Partisi; MHP). Die MHP betonte auch jüngst wieder, die Hagia Sophia sei das Symbol von „Fetih“ und die Türkei habe als souveräner Staat keine Befehle seitens des Westens zu befolgen oder Druck hinzunehmen. Jeder Staat könne Einrichtungen öffnen und schließen, wie es ihm beliebe. „Dann lasst sie eben uns nicht in der EU akzeptieren!“, hieß es auch kürzlich wieder aus den Reihen der Idealistenbewegung.

Die Bundesregierung hatte sich zuvor zurückhaltend zu den Plänen der türkischen Regierung geäußert, die Hagia Sophia, die heute als Museum dient, in eine Moschee umzuwandeln. Eine signifikante Statusänderung würden alle, für die die Hagia Sophia ein wichtiges Bauwerk sei, mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, so eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.