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Politik

Unruhen in der Türkei: Gewalt und Militärpräsenz auf den Straßen erinnert an die Siebzigerjahre

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Die Türkei kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Freitag starben weitere Personen nach gewalttätigen Ausschreitung in mehreren Städten. Erstmals seit 2001 gab es einen Mordanschlag auf einen Polizeichef. (Foto: dha)

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Unruhen in der Türkei: In der Nacht zum Freitag starben weitere Personen nach gewalttätigen Ausschreitung in mehreren Städten. Erstmals seit 2001 gab es einen Mordanschlag auf einen Polizeichef.
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Die Unruhen in der Türkei dauern an und die Lage in Teilen des Landes wird immer angespannter. Seit am 7. Oktober vor allem im Südosten der Türkei die Krawalle begonnen hatten, starben an die 30 Menschen. Die Demonstranten werfen der türkischen Regierung Untätigkeit vor angesichts der Belagerung der Stadt Kobane durch den „Islamischer Staat“ (IS; ehem. ISIS). Die Stadt wird derzeit von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) gehalten, die der PKK nahestehen.

In der Nacht zum Freitag wurden zwei Polizeibeamte Opfer eines gezielten Mordanschlags. Der stellvertretende Polizeichef von Bingöl, Atıf Şahin, und der Schutzpolizist Hüseyin Hatipoğlu wurden getötet und der Polizeichef Atalay Ürker selbst schwer verletzt, als diese Vandalismusschäden an ihrem Arbeitsplatz begutachteten und dabei von noch nicht identifizierten Tätern aus einer automatischen Waffe unter Feuer genommen wurden. Vier der mutmaßlichen Attentäter wurden später selbst in einer Schießerei mit Gendarmeriekräften im Norden von Bingöl getötet, während einer verwundet wurde. Die Attacke stellt den ersten Mordanschlag gegen einen Provinzpolizeichef seit 2001 dar, als Gaffar Okan in Diyarbakır ermordet wurde.

Tödliche Gewalt auf den Straßen der Türkei

Vier Menschen starben zudem in einer Schießerei verfeindeter politischer Gruppen, die in der Nacht zum Freitag in der südöstlichen Provinz Gaziantep stattfand. 20 weitere Personen wurden verletzt. In den Zwischenfall sollen Tatortaufnahmen zufolge Anhänger der türkischen Idealistenbewegung involviert sein. Die Beteiligten zeigten den Gruß der Grauen Wölfe. Im Bezirk Şahinbey wurde ein Gebäude der „Demokratischen Partei der Regionen“ (DBP) beschossen. Auch in Mersin soll es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen sein.

In Diyarbakır sollen zwei Geschäfte, die Jagdwaffen verkaufen, überfallen und geplündert worden sein. Dabei sollen etwa 100 Gewehre, dazu auch Pistolen und Patronen, gestohlen worden sein. Ein auf Youtube veröffentlichtes Video zeigte außerdem eine Schießerei zwischen mehreren vermummten Personen in Diyarbakır, mutmaßlich Mitglieder der PKK-Unterorganisation „Revolutionäre Patriotische Jugendbewegung“ (türk. Yurtsever Devrimci Gençlik Harekatı, kurz YDG-H) und der türkischen Hizbullah.

Die Unruhen in der Türkei dauern an und die Lage in Teilen des Landes wird immer angespannter. Das Bild zeigt Ausschreitungen in ;Mardin. (dha)

Seit Ausbruch der Krawalle wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor allem in den südöstlichen Provinzen massiv verschärft, in mehreren Provinzen zeitweise eine Ausgangssperre verhängt. Das türkische Militär rückte mit Panzerkolonnen in einige Städte ein, um die Ausgangssperren durchzusetzen.

Die Situation erinnert viele Türken an die bürgerkriegsähnlichen Zustände der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals hatten sich militante rechte und linke Gruppierungen auf den Straßen bekämpft und es kam zu einer Spirale der Gewalt, die erst endete, als die Militärs 1980 putschten.