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Gesellschaft

Straßenschlachten in Gazi: Aleviten rufen zu Gewaltlosigkeit auf

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In den 1990ern geriet das Viertel Gazi in die Negativschlagzeilen. Auseinandersetzungen und Straßenschlachten prägten sein Bild in der Öffentlichkeit. Seit dem Anschlag von Suruç ist die Atmosphäre in Gazi wieder angespannt.

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Die Unruhe im Istanbuler Viertel Gazi, die mit dem Anschlag von Suruç mit 32 Toten angefangen hat, wird größer.

Während der Beerdigung von Günay Özarslan, die während Zusammenstößen mit der Polizei ums Leben kam, kam es zu Ausschreitungen. Als die Polizei eine Gruppe, die sich vor dem Cemevi (alevitisches Gebets- und Kulturzentrum) in Gazi versammelt hatte, aufzulösen versuchte, leistete diese Widerstand. Beide Parteien lieferten sich eine Straßenschlacht mit mehreren Verletzten. Vermummte und bewaffnete Demonstranten griffen Polizisten an, diese antworteten mit Wasserwerfern und Tränengas.

Führende Funktionäre der Aleviten haben sich daraufhin zu Wort gemeldet und zur Ruhe und Gewaltlosigkeit aufgerufen. Das Viertel Gazi liegt in Sultangazi auf der europäischen Seite von Istanbul und gilt als Hochburg der DHKP-C-Sympathisanten. Die DHKP-C ist eine linksextremistische Terrororganisation. Die Behörden gehen derzeit parallel zu den Operationen gegen die PKK und den IS verstärkt gegen sie vor.

Wunden der Vergangenheit noch immer in den Köpfen

Cengiz Hortoğlu, Vorsitzender der Anatolischen Alevi-Bektaşi-Föderation, sagte, es werde das Ziel verfolgt, Wunden der Vergangenheit aufzureißen und Gazi wieder zu einem Zentrum von schweren Auseinandersetzungen zu machen. „Seit über 100 Jahren kommen wir wegen Problemen unter Glaubensbrüdern nicht zur Ruhe“, erklärte Hortoğlu und warf der Regierung vor, in den letzten vier Jahren das Vertrauen zwischen Bürger und Staat aufs Spiel gesetzt zu haben. In den 90er Jahren hatte es im Viertel schwere Auseinandersetzungen mit Dutzenden Toten und Hunderten Verletzten gegeben.

Es sei unverständlich, warum die Türkei bislang nichts gegen den IS unternommen habe und jetzt so stark gegen die Terroristen vorgehe. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Anschläge dieses Ausmaßes passieren. „Wir müssen Ruhe bewahren und uns in unsere Häuser zurückzuziehen“, so Hortoğlu.

Ein anderer Funktionär verstand nicht, warum es keine Erlaubnis dafür gegeben habe, eine Zeremonie für Özarslan abzuhalten. Das sei ein Grundrecht der Familie. „Allein das hat zu Spannungen geführt“, sagte der Funktionär.

Angeschossener Polizist erliegt Verletzungen

Der CHP-Abgeordnete Aykut Erdoğdu rief die Anwohner in Gazi ebenfalls zu Besonnenheit auf. Die Polizei solle nicht eskalierend, sondern mäßigend eingreifen. Das wäre zum Vorteil für alle Beteiligten.

Seine Worte kamen für einen Polizisten zu spät. Am Wochenende wurde bei den Ausschreitungen ein Polizist angeschossen. Der junge Beamte erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Medienberichten zufolge wollte er einen Demonstranten festnehmen und wurde währenddessen auf der Brust von einer Kugel getroffen.