Wirtschaft
Die Innovationsführer unter den deutschen Mittelständlern
Aus rund 3000 Unternehmen hat die Unternehmensberatung Munich Strategy Group (MSG) für die WirtschaftsWoche die innovativsten Unternehmen ausgewählt. Ergebnis ist eine Liste der 50 entwicklungsfreudigsten deutschen Mittelständler. (Foto: dpa)
Die Finanzkrise zwang viele Unternehmen in Deutschland seinerzeit, zu sparen. Eher vorsichtig mit dem umzugehen was man hat, lautete die Prämisse für die Zukunft. Denn diese schien damals noch sehr ungewiss zu sein. Investitionen in Innovationen spielten eine untergeordnete Rolle.
Nachdem die globale Wirtschaft schließlich ins Trudeln gekommen war, schickte man sich in Deutschland erstmal an, von den Aufholeffekten zu profitieren, bis sich Wirtschaft und Gesellschaft in den letzten Jahren endlich wieder revitalisieren konnte.
Nun konnten sich Mittelstand und Großkonzerne endlich aus ihren Existenzängsten befreien, das gute Klima unter den Verbrauchern nutzen und sich auf operative Ziele konzentrieren. Zukunftsgerichtet und den Markt vor Augen setzte insbesondere der deutsche Mittelstand fest auf Innovationsvorsprünge gegenüber der Konkurrenz.
Sie erkannten schnell, dass Aufholeffekte auf lange Zeit nicht Kompensation genug für ein künftiges Wachstum innerhalb eines dynamischen Marktumfeldes sein kann. Allein der Innovationsgrad eines Unternehmens kann über dessen Erfolg entscheiden. Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens bestimmt die Position im Wettbewerb.
Größter Innovationssprung unter den deutschen Medizintechnikern
Deutschland ist ein breitgefächerter Innovationsstandort und kann von sich behaupten, dass, abgesehen von den traditionell stark forschenden Großkonzernen, auch der Mittelstand gar auf fast allen Gebieten der Wirtschaft mit kreativen Innovationen mitmischt. In manchen Teilbereichen und Nischen stehen die Mittelständler sogar besser als die finanzstarke Konkurrenz von oben dar. Unter den Top-Innovatoren sind vor allem Maschinenbauer oder Spezialisten für Mess- und Regeltechnik, aber auch Software und Medizintechnik vertreten. In diesen Feldern sucht das Gütesiegel „Made in Germany“ auch global seinesgleichen.
Besonders erfreulich ist, dass die Medizintechnik dank gezielter Investitionen in Forschung und Entwicklung große Sprünge nach vorne verzeichnen konnte. In der Medizintechnik haben sich, laut der Studie, mit viel Erfolg junge Unternehmen angesiedelt, die es vor einigen Jahren überhaupt noch gar nicht gegeben hatte.
So war es auch klar, dass nur eine Medizintechnik-Firma den ersten Platz in der aktuellen Studie der ideenreichsten Unternehmen aus dem Mittelstand einnehmen konnte. Mit einem jährlichen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro und weltweit 6700 Mitarbeitern (in Deutschland 2000) ist der Medizintechnik-Spezialist Storz aus Tuttlingen (Baden-Württemberg) das innovativste mittelständische Unternehmen Deutschlands. Es liefert Endoskope und komplette OP-Säle an Kliniken auf der ganzen Welt. Das Erfolgsrezept: Bei der Entwicklung arbeitet das Unternehmen eng mit seinen Kunden zusammen.
Das Ranking offenbart jedoch auch gewisse Mängel. In den Top 50 der innovativsten Mittelständler sind kaum Nanotechnologie-Firmen und Biotech-Medikamentenhersteller zu finden. Laut Experten liegt das vor allem an den zahlreichen Markteintrittsbarrieren und den hohen Entwicklungskosten, die den Mittelständlern in Deutschland oft nicht zur Verfügung stehen.