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Panorama

Kamala Khan: Eine Muslimin als Superheldin

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Marvel Comics, bekannt für Superhelden wie Captain America oder Hulk, wird die Serie Ms Marvel ab Januar 2014 wieder auflegen. Den Titelpart wird diesmal Kamala Khan, eine 16-jährige pakistanische Amerikanerin aus New Jersey, übernehmen. (Foto: rtr)

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Ein neues Marvel Comics Cover zeigt Ms Marvel als Kamala Khan (2nd l), die 16-jährige Muslimin aus Pakistan.
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In der Welt der Cartoons und Comics gibt es keine Grenzen: Es ist kaum möglich, einen Überblick über die verschiedensten Varianten zu haben, in denen uns dieses Genre gegenübertritt. Vor allem mit der Entwicklung der Technik; aber auch Ereignissen, welche weltweit Politik, Wirtschaft, Kultur und Moral beeinflusst haben, wurden auf verschiedenste Weise die Themen von Comics und Cartoons geprägt.

Einige der bekanntesten Cartoons und Comics sind die klassischen Helden wie Batman, Spiderman oder Superman, die gegen das Böse kämpfen. Allerdings gesellen sich diesen seit einigen Jahren neue Superhelden hinzu: Nicht zuletzt werden immer mehr Charaktere kreiert, die als Muslime den Kampf gegen Schurken und Missstände aufnehmen.

Ein neues Bewusstsein ist entstanden

Unter anderem hatten die Terroranschläge vom 11. September 2001 zur Folge, dass gegenüber den Muslimen seitens vieler Nichtmuslime Vorurteile und Furcht entstanden sind. Durch die schmähenden Mohammed-Karikaturen im Jahre 2005 hat sich wiederum die muslimische Welt tief verletzt gefühlt.

Folglich ist weltweit eine Art neuer Bedarf an einer selbstbewussten Identität der Muslime entstanden, die es den Muslimen ermöglichen sollte, den Nichtmuslimen zeigen zu können, dass Muslime genauso normal sind wie jeder andere auch und man sich vor ihnen nicht fürchten oder ihnen gegenüber Abneigung empfinden muss.

Der bekannte Comicverlag Marvel Comics, welcher schon weltbekannte Comic-Serien wie Iron Man, Captain America und Hulk herausgebracht hat, lässt nun auch die Ms Marvel-Serie erneut erscheinen – doch diesmal mit einer ganz anderen und unerwarteten Erscheinung. Ms Marvel, die bisher als blonde, hübsche, starke und muskulöse Heldin bekannt war, wird nun als eine 16-jährige Muslimin, Kamala Khan, deren Eltern aus Pakistan nach New Jersey eingewandert sind, zurückkehren.

Auch zuvor schon muslimische Comic -Charaktere bekannt

Kamala – nicht verwandt oder verschwägert mit dem gleichnamigen männlichen WWF/WWE-Star – ist natürlich nicht der einzige muslimische Comicheld. In der Vergangenheit gab es eine Reihe von Protagonisten des Genres mit muslimischem Hintergrund, die in diversen Geschichten gegen das Böse gekämpft haben.

Dazu gehört zum Beispiel Simon Baz, der als erster Muslim-Amerikaner in „Green Lantern“ eingeführt wurde. In diesem Comic wird er vom FBI unberechtigt als Terrorist etikettiert, flüchtet mit einem Green Lantern Ring und wird somit zu einem Superhelden.

Dann gab es Bilal Asselah, der von DC Comics in „Nightrunner“ als ein Teil ihrer Batman Inc.-Handlung im Jahre 2011 vorgestellt wurde. Asselah hat die Absicht, die Konflikte in seiner Heimat, einer französischen Stadt, zu entschärfen, wo ein hohes Maß an rassistisch motivierter Gewalt herrscht. 2008 hat die britische Muslimin Dr. Faiza Hussain in einem Marvel Comic das berühmte Excalibur-Schwert geschwungen.

Sooraya Qadir oder Dust, wie sie auch genannt wird, erschien 2002. Sooraya wuchs in Afghanistan auf und setzt sich fortlaufend für ihre Rechte als Muslima ein, indem sie den Niqab trägt. Sie verweigert es aus ihrem Glauben heraus, trotz des Druckes vonseiten anderer X-Men, auf diesen zu verzichten. Eine weitere muslimische Superheldin, M oder auch Monet St. Croix, erschien 1994 als Comicfigur. M ist die Tochter eines Geschäftsmannes aus Monaco und ihrer Mutter aus algerischem Königshaus. Sie trägt jedoch keinen Hijab und wirkt auch sonst wenig religiös.

Muslimische Teenagerin mit Superkräften

Die neue Ms Marvel, Kamala Khan, wird ihr Debüt im Januar 2014 feiern und von da an in einer monatlichen Serie, beginnend im Februar, erscheinen. In der Comic-Serie entdeckt die Studentin Kamala Khan Superkräfte in sich. Sie ist eine Formwandlerin und kann ihre Arme und Beine strecken und vergrößern. Aus Kamala wird so „Ms. Marvel”. Schon als kleines Mädchen verehrt Kamala die blonde, blauäugige Superheldin Carol Danvers (welche in 1967 bei Marvel auch als Comic erschien).

Sana Amanat, die Herausgeberin des Comics, erklärt, dass die Geschichte auch Tatsachen aus ihrer eigenen Kindheit reflektiert. Auch sie sei damals damit groß geworden, dass sie genauso sein wollte, wie Tiffani-Amber Thiessen von der TV-Serie „Saved by the Bell“ („California High School“). Kamala setzt sich mit Problemen sowohl außerhalb als auch innerhalb der Familie auseinander. Ihr Bruder ist sehr konservativ; ihre Mutter paranoid und hat große Angst davor, dass sich Kamala mit einem Jungen einlässt und schwanger wird; ihr Vater möchte, dass sich Kamala auf ihre Schule konzentriert und Ärztin wird. Dies sind eigentlich die ähnlichen Probleme, mit denen auch viele im Westen lebende muslimische Jugendliche zu kämpfen haben. Dieser Comic, die Lebensgeschichte einer aus Pakistan stammenden Jugendlichen in New Jersey, reflektiert dementsprechend aus einer authentischen Perspektive heraus die muslimisch-amerikanische Diaspora.

Die Autorin des Comics, G. Willow Wilson – welche zum Islam konvertiert ist – wollte, dass Ms Marvel ein lebender Charakter sein sollte, mit dem sich die Menschen in der Realität, vor allem junge Frauen, identifizieren können. Durch die Augen einer muslimischen Amerikanerin mit Superkräften erlebt Kamala die typischen Jugendängste: Gefühle verwirren sich; die Angst davor, ein Außenseiter zu sein; mit den Erwartungen der Eltern und den Problemen an der High School klarzukommen. Es sei wichtig, Kamala als eine Person darzustellen, die mit ihrem Glauben kämpft. Wilson teilt mit, dass es in diesem Comic unter anderem darum geht, wie familiäre und religiöse Regeln mit Super-Heldentaten – welche erlauben, dass Regeln auch gebrochen werden – ineinandergreifen.

Stereotype könnten beseitigt werden

Doch warnte Amanat davor, dass das Comic-Team auch negative Reaktionen erwartet: „Nicht nur von Menschen, die anti-muslimisch sind, sondern auch von Muslimen selbst, da diese wollen, dass der Charakter nur auf eine bestimmte Art und Weise dargestellt wird.” Abseits dieser Befürchtungen wurde die Idee des neuen Comics jedoch auch mit viel positiver Neugier entgegen genommen. Bisher wurde im Westen des Öfteren die Frau im Islam als schwach, unterwürfig und unterdrückt angesehen, doch meinen einige Comic-Book-Fans auch, die neue Superheldin könnte helfen, Stereotypen über muslimisch-amerikanische Frauen zu beseitigen.

„Dieser Comic ist an alle ausgegrenzten Mädchen und allen anderen, die das Leben von der Position einer an den Rand gedrängten Minderheit aus betrachten, gerichtet”, so Wilson, die betonte, dass dieses Werk auch als ein Teil der Bemühungen gilt, die zunehmende Vielfalt der Leserschaft zu reflektieren. Kamala Khan gehört jedenfalls jetzt schon zu den herausragenden Marvel-Frauencharakteren, die ins Rampenlicht treten.