Wirtschaft
USA und Israel importieren kurdisches Öl
Rohstoff-Politik: Bagdad droht der Kurdischen Autonomieregierung mit Konsequenzen, sollte diese weiterhin in Eigenregie Öl verkaufen. Zu den Hauptabnehmer sollen angeblich die USA und Israel zählen. (Foto: reuters)
Während die USA ihre erste Rohöllieferung aus der Region vor zwei Wochen erhalten hatten, gingen seit Januar alleine bereits vier Schiffe mit entsprechender Ladung nach Israel, nachdem bereits im Sommer 2013 zwei Lieferungen dorthin ausgelaufen waren.
Die irakische Regierung hat wiederholt erklärt, an ihr vorbeilaufende Ölgeschäfte wären illegal und man behalte sich rechtliche Schritte gegen jede Firma vor, die in solche involviert wäre. Zahlreiche europäische Kunden ließen sich von dieser Drohung jedoch nur mäßig beeindrucken und kauften Roh- und Leichtkondensatöl direkt aus der Kurdischen Autonomieregion.
Im Falle Israels war es immerhin die Regierung in Bagdad selbst, die – in Entsprechung der Gepflogenheiten anderer arabischer Staaten – den Verkauf von Öl an Israel verbietet. Israels Energieministerium verweigerte jedweden Kommentar, man diskutiere nicht über die Quellen, von denen man Öl beziehe. Einer der obersten Offiziellen im irakischen Ölministerium betonte unterdessen, Bagdad verfüge über keine Informationen über die Verkäufe, aber man untersuche die Angelegenheit. „Sollten die Berichte der Wahrheit entsprechen, werden schwer wiegende Konsequenzen unausweichlich sein“, hieß es aus Bagdad.
„Das ist eine ernsthaft gefährliche Entwicklung“, hieß es in einem Kommuniqué. „Wir haben die Region immer davor gewarnt, irakisches Rohöl mittels LKWs in die Türkei zu schmuggeln… und jetzt gehen sie, sollte sich das als wahr erweisen, zu weit.“
Mehrere internationale Rohstofftrader involviert
Die Kurdische Regionalregierung bestreitet hingegen jedwede Kenntnis derartiger Vorgänge. „Die Kurdische Regionalregierung hat Rohöl weder direkt noch indirekt in die genannten Länder verkauft“, betont ein Offizieller des Kurdischen Ministeriums für natürliche Ressourcen in Arbil. Die Lage ist sehr angespannt, zumal die Kurdenregion den eigenständigen Ölverkauf als Möglichkeit sieht, ihre Unabhängigkeit von Bagdad zu stärken und Einkommen abseits des von Bagdad zugestandenen Budgets zu generieren.
Die Rohstoff-Politik der verschiedenen Akteure birgt großes Konfliktpotential. Die Spannungen werden durch die zunehmenden autoritären Tendenzen der Regierung von Premierminister Nuri al-Maliki und die Fertigstellung der sog. Türkei-Pipeline weiter angefacht, sodass mittlerweile auch die weitere Mitwirkung der Region an der Zentralregierung in Bagdad in Frage steht. In die Geschäfte sollen Quellen aus dem Handel und der Schifffahrt zufolge mehrere große internationale Rohstofftrader involviert sein, darunter auch Trafigura.
Eine Sprecherin des Unternehmens verweigerte jedweden Kommentar. Die Nachrichten über die Verkäufe kommen zu einem Zeitpunkt, da die Kurdische Autonomieregierung (KRG) und Bagdad langjährige Verhandlungen über eine Pipeline zum Abschluss bringen wollen, die Arbil gebaut hatte, um das Monopol der Zentrale in Bagdad zu umgehen. Arbil hatte im Januar begonnen, erstes Öl in den türkischen Hafen Ceyhan zu pumpen, dann aber die Lieferung ausgesetzt, als Bagdad Budgetkürzungen androhte.
Derzeit sollen die Öltanks den Quellen zufolge mit 2,4 Millionen Barrel gut gefüllt sein. Die Exporte könnten noch Ende dieses Monats beginnen.