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Politik

Korruption in Usbekistan: Schweiz beschlagnahmt 800 Millionen Euro

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Sie galt als designierte Nachfolgerin und Lieblingstochter des usbekischen Präsidenten Karimow. Nun laufen Ermittlungen gegen Gulnara Karimowa in der Schweiz. Indes ist in der Heimat ein erbitterter Machtkampf entflammt. (Foto: reuters)

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Gulnara Karimova in Korruptionsskandal verwickelt.
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Usbekistan gilt als verlässlicher Partner des Westens in Zentralasien. Sichere Zugangsrouten nach Afghanistan lässt sich der seit 1989 regierende Staatspräsident Islam Karimow teuer bezahlen. Insbesondere die deutsche Bundeswehr ist dem Regime in Tashkent wohlgesonnen. Sie betreibt einen Luftwaffenstützpunkt im südusbekischen Termes. Neben finanziellen Mitteln drückte der Westen auch bei den heftigen Menschenrechtsverletzungen des Despoten ein Auge zu. Doch wie lange noch?

Vorgänge in der Schweiz könnten die Verlässlichkeit der Präsidentenfamilie in Frage stellen. Es geht um Geldwäsche und Korruption in mehreren europäischen Staaten, erklärte vergangene Woche erstmals die Schweizer Bundesanwaltschaft. Gerüchte um angebliche Ermittlungen kursieren seit Monaten.

Schweiz greift hart durch

Nun ist es Gewissheit: Gulnara Karimowa (Foto, li.), Tochter des usbekischen Präsidenten, wird wegen des Verdachts auf Geldwäsche angeklagt. Die Schweiz griff im Fall der ehemaligen Designerin überraschend hart durch und beschlagnahmte kurzerhand 800 Millionen Euro. Doch hinter dem Skandal steckt eine für Karimowa weitaus wichtigere Angelegenheit. Es geht um nicht viel weniger als das politische Erbe ihre Vaters.

Nachdem Journalisten bereits 2012 illegale Machenschaften Karimowas aufdeckten und Schweizer Behörden bereits mehrere hundert Millionen Euro beschlagnahmten, wurde ihr Unternehmensimperium im vergangenen Oktober dichtgemacht. Usbekische Sicherheitskräfte stürmten ihr Privatanwesen in Usbekistan, die Durchsuchung soll in Taschkent stattgefunden haben. Vermutlich ohne die Zustimmung des Präsidenten.

Streit unter den Schwestern

Während bislang alle Skandale an der Präsidententochter abprallten, könnte es nun tatsächlich eng für die Harvard-Absolventin werden. Nachdem sie bereits 2010 der Geldwäsche verdächtigt wurde, kritisierte ihre Schwester sie öffentlich. In der BBC sagte Lola Karimowa: „Uns verbindet keine verwandtschaftliche Beziehung“. Gulnara kontert und spricht vom „Kokainkonsum“ ihrer Schwester. Das ganze erinnert immer mehr an eine Seifenoper.

Unklar ist, ob Lola nun die Nachfolge ihres Vaters antreten wird. Der Despot verhängte erst einmal ein Ausreiseverbot über alle hohen Beamten. Seine Familie schloss er ausdrücklich mit ein. Die Elite des Landes soll nicht mehr unkontrolliert Geld außer Landes bringen.

Karriere als Diplomatin

Der bislang größte Geldwäscheskandal in der Geschichte der Schweiz ist Teil eines familieninternen Machtkampfs. Gulnara Karimowa hatte sich als Usbekistans Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York und anderen internationalen Organisationen in Genf als potentielle Nachfolgerin in Stellung gebracht, verlor aber bereits 2010 die diplomatische Immunität in der Schweiz. Nun ist sie endgültig entmachtet.

Die Durchsuchung des Privatanwesens Gulnara Karimowas in Taschkent werten Experten als Zeichen dafür, dass die monolithische Machtstruktur in dem zentralasiatischen Staat langsam erodiert. Dass der Präsident gegen seine eigene Tochter ein Verfahren einleitet, halten viele für ausgeschlossen – galt sie doch bis zu diesem Tage als Lieblingstochter des Despoten.

Korruption und Bestechung sind in der ehemaligen Sowjetrepublik keine Seltenheit. Im Korruptionsindex von Transparency International rangiert Usbekistan auf dem achtletzten Rang.