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Gesellschaft

Valentinstag in der islamischen Welt: Zwischen Blumen und Boykott

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Der Valentinstag sorgt in der islamischen Welt jedes Jahr für Diskussion. Während junge Menschen sich Gedanken über Geschenke machen, predigen manche Gelehrte gegen den Tag.

Weltweit gilt der Valentinstag als Fest der Liebe und kommt besonders bei jungen Leuten gut an. In Pakistan hingegen ist in den vergangenen Jahren eine Kontroverse rund um den 14. Februar entfacht: beliebt bei der jungen Bevölkerung, abgelehnt von islamischen Extremisten, die ihn als „Schmutz der westlichen Welt“ betiteln. Im Jahr 2018 wurden Feierlichkeiten sogar verboten, nachdem ein Mann eine entsprechende Petition gestartet hatte.

In diesem Jahr haben die Blumenverkäufer in der Hauptstadt Islamabad aber ganz andere Sorgen. „Wir sind nicht sicher, wie es wegen Corona werden wird“, sagte im Vorfeld etwa Haider Ali, der seit zehn Jahren Blumen verkauft. Der junge Mann erzählt, das Verbot vor drei Jahren hätte sein Geschäft nicht besonders beeinflusst. Dieses Jahr seien aber bisher weniger Leute gekommen.

Die konservative Partei Jamaat-e Islami hatte in der Vergangenheit in Pakistan außerdem zu einem Boykott des Valentinstags aufgerufen. Dieses Jahr aber gab es noch keine derartigen Forderungen. Viele junge Leute ließen sich davon ohnehin nicht beeindrucken, sagen auch die Blumenverkäufer. Etwa zwei Drittel der rund 220 Millionen Einwohner sind jünger als 30 Jahre.

Verstoß gegen muslimische Werte und Traditionen

In einigen Teilen der arabischen Welt ist der Feiertag heute sehr beliebt, Kritiker sehen ihn jedoch als Verstoß gegen muslimische Werte und Traditionen. Das liegt auch daran, dass einige den Tag missverstehen – als Erlaubnis für uneheliche Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Seit einigen Jahren findet er aber selbst unter islamischen Gelehrten mehr und mehr Akzeptanz. Die hoch angesehene islamische Einrichtung Dar al-Ifta in Kairo etwa – das Haus der islamischen Rechtsprechung – stuft den Valentinstag inzwischen als gesellschaftlichen Anlass ein.

Im streng konservativen Saudi-Arabien durften noch vor wenigen Jahren Geschäfte am Valentinstag weder rote Rosen noch Teddybären verkaufen. Die Religionspolizei beschlagnahmte solche klassischen Valentinstagsgeschenke. Das Verbot wurde aber aufgehoben, nachdem wichtige religiöse Führer die Vereinbarkeit mit dem Islam betont hatten.

In Ägypten gibt es eine eigene Version

Der bekannte türkische Prediger „Cübbeli Ahmet Hoca“ warnt seine Anhänger ebenfalls davor, den Tag zu begehen. Die Tradition reiche bis ins Römische Reich zurück, sie zu feiern komme einem „Götzendienst“ gleich.

Auch in Ägypten war der Festtag lange Zeit tabu. Es gab und gibt dort sogar eine eigene Version des Valentinstags am 4. November – die westliche Variante am 14. Februar ist allerdings weitaus beliebter. Menschen aller Schichten feiern das Fest inzwischen offen. Blumenhändlern wird nachgesagt, in dieser Zeit im Jahr kräftig die Preise zu erhöhen und sich wegen der hohen Nachfrage auch nicht aufs Feilschen einzulassen. Einige hartnäckige Konservative in Ägypten kritisieren das Fest aber nach wie vor als „unislamisch“.

dpa/dtj

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