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Politik

„Vermisst“-Kampagne „vorerst verschoben“

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Das Bundesinnenministerium hat den für heute geplanten Start der viel kritisierten Plakataktion verschoben. Grund seien mitunter die Proteste gegen das islamfeindliche Schmähvideo. (Foto: dpa)

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„Vermisst“-Kampagne „vorerst verschoben“
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Im Zusammenhang mit den Protesten radikaler Muslime hat das Bundesinnenministerium den Start seiner umstrittenen Plakataktion gegen eine islamistische Radikalisierung Jugendlicher kurzfristig gestoppt. Der für diesen Freitag geplante Beginn der Kampagne unter dem Motto „Vermisst“ werde wegen einer aktuellen Gefährdungsbewertung des Bundeskriminalamtes verschoben, teilte das Ministerium von Hans-Peter Friedrich (CSU) am Donnerstag mit. Die Öffentlichkeitskampagne werde ansonsten planmäßig fortgesetzt. Ein neuer Starttermin wurde nicht genannt.

Der Sprecher des Innenministeriums, Jens Teschke, sagte, es gebe zwar keine Erkenntnisse über eine konkrete Gefährdung. Allerdings spiele der Kontext der Proteste gegen das islamfeindliche Schmähvideo und andere Unruhen in islamischen Ländern eine Rolle. Es sei nicht auszuschließen, dass dies bei fanatisierten Einzeltätern „einen Tatimpuls“ auslösen könnte.

Vier muslimische Verbände hatten wegen der Aktion die Zusammenarbeit mit dem Innenministerium in der sogenannten Sicherheitspartnerschaft aufgekündigt. Sie warfen Friedrich vor, die Plakate stellten Muslime unter Generalverdacht. Die Plakate ähneln Vermisstenanzeigen. Der Text lautet zum Beispiel: „Das ist unser Sohn. Wir vermissen ihn, denn wir erkennen ihn nicht wieder. Wir haben Angst, ihn ganz zu verlieren an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen.“

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth forderte, die Kampagne komplett abzusagen. „Herr Friedrich gibt zu, dass seine Plakataktion nicht nur unsensibel, sondern sogar gefährlich ist“, betonte sie. Deshalb müssten die Plakate eingestampft werden.

Ähnlich äußerte sich der Vorstand des DİTİB-Dachverbands: „Die Türkisch-Islamische Union begrüßt die heutige Entscheidung des Bundesinnenministeriums (BMI), die „Vermisst“-Kampagne zu verschieben. Es bleibt zu hoffen, dass das BMI die Kampagne gänzlich absagt.“