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Kultur/Religion

Vom Geben zum Geben und Nehmen

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Demnächst steht die 14. Türkisch-Olympiade an. Mittlerweile ist sie nicht mehr das Projekt, als das sie 2003 anfing. Die politische Krise in der Türkei hat sich auch auf sie ausgewirkt – und zwar positiv.

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Türkisch-Olympiade
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Derzeit finden auf verschiedenen Kontinenten Qualifikationswettkämpfe einer Olympiade statt. Statt um Sport geht es aber um Sprache und Kultur, statt Sportler um Schüler. Schüler, die in verschiedenen Kategorien wie Rezitation von Gedichten, Gesang und dem Vorführen von Theaterstücken in einen Wettbewerb untereinander treten. Es ist die Rede von der Internationalen Türkisch-Olympiade. Vorwettbewerbe fanden bislang in Houston (USA), Alma Ata (Kasachstan), Manila (Philippinen), Bangkok (Thailand) und Köln statt, viele tausend Schüler und Zuschauer nahmen daran teil. Sie werden in circa 30 Ländern stattfinden. Besonders erfolgreiche Schüler werden am Finale teilnehmen. Die verschiedenen regionalen Ausscheidungswettkämpfe werden Ende Mai anfangen und das Finale Mitte Juni stattfinden. Schätzungen zufolge bereiten sich über 10.000 Schüler auf der ganzen Welt auf das Finale vor.

Dabei wandelt sich die Türkisch-Olympiade. Begonnen hat sie im Jahr 2003 mit einer Idee von Lektoren des Verlags Dilbet. Ziel war es, Schüler zu ehren und zu motivieren, die Türkisch lernen. Damit sollen das Erlernen der türkischen Sprache gefördert und gleichzeitig die Türkei und die türkische Kultur bekannt gemacht werden. Das Projekt hat damit eine ähnliche Zielstellung wie das deutsche Goethe-Institut oder das spanische Instituto Cervantes. Auch sie haben die Förderung der deutschen und spanischen Sprache zum Ziel sowie das Bekanntmachen ihrer Länder und ihrer Kultur in der Welt.

2003 nahmen an der ersten Türkisch-Olympiade 60 Schüler aus 17 Ländern teil. Die Olympiade wurde rasch bekannt, wuchs rasant. Die 5. Internationale Kultur-Olympiade wurde 2007 mit dem Europäischen Sprachpreis ausgezeichnet. Der Preis wurde vom damaligen europäischen Kommissar für Mehrsprachigkeit Leonard Orban übergeben. Auch in der Türkei genoss die Olympiade die Unterstützung der politischen Machthaber. Sie nahmen daran teil, das staatliche Institut für die türkische Sprache Türk Dil Kurumu (TDK) war einer der Mitveranstalter. Zum zehnjährigen Jubiläum 2012 presste die staatliche Münzprägeanstalt sogar eine 1-Lira-Münze mit dem Logo der Olympiade. Davon wurden eine Million Stück in Umlauf gebracht. Ferner wurden zweitausend Erinnerungsmünzen im Wert von 50 Türkischen Lira gepresst. Auf ihnen war ein Baum, der Buchstaben als Blätter trug, und darunter die Schrift: „Insanlik El Ele“ („Die Menschheit Hand in Hand“).

Doch dabei blieb es nicht. Die politische Landschaft änderte sich, ebenso die Haltung gegenüber der Hizmet-Bewegung, in deren Schulen die Olympiade unterstützt wurde, und auch die Olympiade selbst. Auch sie ist dem Wandel der Zeit unterworfen, auch sie hat sich verändert. Besonders nach dem Jahr 2013, nach den Korruptionsermittlungen vom 17. und 25. Dezember, als sich die Haltung der Regierung gegenüber der Hizmet-Bewegung radikal änderte. So konnte die Türkisch-Olympiade zum ersten Mal nicht mehr in der Türkei ausgerichtet werden. Auch das Finale der diesjährigen 14. Türkisch-Olympiade wird im Ausland stattfinden.

In dieser Zeit hat sich auch die Türkisch-Olympiade gewandelt. Sie ist von einem mehr oder weniger einseitigen Türkisch-Projekt zu einem Projekt der Gegenseitigkeit geworden. Bei der Veranstaltung in Manila auf den Philippinen haben nicht nur philippinische Schüler auf Türkisch gesungen oder Gedichte rezitiert, auch türkische Schüler, die auf den Philippinen leben, haben einen Gesang in philippinischer Sprache vorgetragen. Bei der Veranstaltung in Alma Ata in Kasachstan würdigte Mehmet Mesut Ata, der Leiter der dortigen Schulen, dass die Veranstaltung dort bei der Bekanntmachung der kasachischen Kultur eine besondere Bedeutung zukomme. In Houston war die Rede von den Farben der Welt. In Deutschland heißt die Olympiade mittlerweile Internationale Kultur- und Sprach-Olympiade.

Das Projekt, das 2003 mit dem Ziel der Förderung der türkischen Sprache und Kultur begonnen hat, ist 13 Jahre später zu einem Projekt des kulturellen Austauschs geworden. Ein Wandel, der nicht an sein Ende gelangt ist. Eine Entwicklung, die dem Gedanken der Olympiade eigentlich näher kommt.