Von deutsch-türkischen Politikern im Stich gelassen

GASTBEITRAG „Ich wusste nicht, wie ich dieses Gefühl ausdrücken und definieren sollte, aber nun glaube ich, dass ich das richtige Wort dafür gefunden habe. Wenn ich mir die Profile vieler deutsch-türkischer Politiker anschaue, dann fühle ich mich verraten. Denn auch sie tun alles dafür, dass ich hier in Deutschland nicht dazugehören darf“, so äußert sich eine junge Frau auf Facebook. Die Anzahl der Gefällt mir-Angaben für ihren Kommentar ist erschreckend hoch.

Nachdem sich viele deutsch-türkische Politiker zu den Auseinandersetzungen im Gezi-Park und der Erdoğan-Politik kritisch geäußert hatten, entstand ein regelrechter Shitstorm in den sozialen Netzwerken. Es geht den Jugendlichen primär gar nicht um die kritische Äußerung, sondern eher darum, dass ein Bild vieler Erdoğan-Anhänger und AKP-Sympathisanten entsteht, das nicht der Realität entspricht.

Häufig werden diese Menschen als radikal, terroristisch, faschistisch, ungebildet, nicht modern genug oder gar barbarisch dargestellt. Dass sich so manch Politiker danach über die heftige Kritik wundert, ist selbst verwunderlich – zuletzt gesehen bei Lale Akgün.

Viele Politiker haben sich des Weiteren radikale Einzelfälle herausgesucht, wie rassistische Kommentare, hierüber weiterhin ihre Anti-Erdoğan-Propaganda betrieben und sie zum Regelfall erklärt. Weitere Politiker gingen sogar so weit, dass sie qualitative Kritik anderer User löschten, diese blockierten und gerade primitive Äußerungen stehen ließen.

Medien liefern verzerrtes Bild

Ein deutscher Fotograf kommentierte: „Ich war auf der Kundgebung in Düsseldorf, habe Bilder geschossen und ich könnte sie den deutschen Medien als Gegendemo verkaufen, so modern, aufgeschlossen und friedlich waren diese Menschen. Ich verstehe nicht warum Sie das gerade tun.“

Ob fair oder nicht. Hier wird der deutschen Bevölkerung ein verzerrtes Bild von Menschen vermittelt, die durch Vorurteile mehr als nur abgestempelt werden und das von deutsch-türkischen Politikern, die eigentlich als Sprachrohr in der deutschen Gesellschaft dienen sollten.

Appell an die deutsch-türkischen Politiker und Communities

Gerade diese andauernden Äußerungen der deutsch-türkischen Politiker zu den Aufständen in der Türkei machen das Thema gegenwärtig und zum Thema der deutschen Innenpolitik. Es ist in Ordnung, sich zu den Aufständen zu äußern, selbstverständlich auch kritisch.

Es ist aber alles andere als in Ordnung, dieses Thema unnötig wochenlang in den Alltag vieler Menschen zu ziehen und die deutsch-türkische Community weiterhin zu spalten.

Hören Sie endlich auf, aufgrund der politischen Ansicht Menschen nach ihren Leistungen, ihren Fähigkeiten und nach ihrem Leben zu beurteilen. Betreiben Sie endlich wieder mal deutsche Politik und stehen Sie für das ein, wofür wir Sie gewählt haben. Sie sind nämlich dafür zuständig, dass wir hier alle eins sind. Hören Sie auf uns weiterhin zu spalten, indem Sie auch noch auf die türkische Politik zurückgreifen. Wir sind sowieso schon unterschiedlich genug, unsere Gemeinsamkeit ist aber das Leben in Deutschland: Wir wollen wieder eins sein!

Lieber ehrlich als heuchlerisch

Zum Schluss sind sich viele deutsch-türkische Jugendliche darin einig, dass sie bei den anstehenden Bundestagswahlen lieber eine ehrliche CDU und FDP wählen, anstatt eine heuchlerische SPD und Grüne, die mit ihren Politikern wohl hofften, den Migrantenbonus nutzen zu können. Noch bleibt ein wenig Zeit, einiges gerade zu rücken. Aber die jungen Wähler werden die nächsten Wochen ganz genau beobachten, wie sich die deutsch-türkischen Volksvertreter präsentieren.