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Wirtschaft

VW-Werke bald auch in der Türkei?

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Wirtschaftsminister Zafer Çağlayan rief Volkswagen dazu auf, in der Türkei zu investieren und kritisierte die Türkeipolitik des Unternehmens. Die Autoindustrie sei wichtig für die Türkei, die Exportzahlen jedoch rückläufig. (Foto: reuters)

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VW-Werke bald auch in der Türkei?
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Çağlayan sagte der Presse am Freitag, dass das neue Kfz-Steuerpaket der Regierung und die Zollbegünstigungen für deutsche Importe den deutschen Automobilkonzern dazu bewegen sollten, Produktionsstätten in der Türkei zu errichten.

„Ich hoffe, Volkswagen wird dieses Anreizsystem nicht ignorieren. Hier geht es nicht nur um die Türkei, auch Volkswagen wird davon profitieren“, sagte der Minister während einer Pressekonferenz mit dem deutschen Botschafter in der Türkei, Eberhard Pohl. Ankaras Kfz-Steuerpaket sieht für Automobilhersteller Steuervergünstigungen für Investitionen in der Höhe von bis zu 60 Prozent vor. Das sei ein Angebot, das „Volkswagen sicherlich nicht übersehen wird”, zeigt Çağlayan sich zuversichtlich.

„Deutschlands größte Unternehmen investieren in unserem Land. Würden diese Unternehmen nicht von uns profitieren, dann wären sie auch nicht hier“, versicherte Çağlayan. Er sagte, dass der Beschluss von VW, keine Produktionsstätten in der Türkei zu eröffnen, obwohl VW die drittbeliebteste Automarke in der Türkei ist, Ankara schmerze. Andere in der Türkei beliebte Automarken seien seit langem auch vor Ort durch sog. Joint-Ventures (Gemeinschaftsunternehmen) wie etwa Fiat-Tofaş, Oyak-Renault oder Ford Otosan sowie auch mit eigenen Fabriken vertreten.

Auch deutsche Firmen verlagerten bereits Teile der Produktion in die Türkei. So hat etwa die ThyssenKrupp Automotive AG, die für Mercedes-Benz hydraulische Lenksysteme produziert, seine Produktionsrechte zusammen mit der entsprechenden Ausrüstung und Technologie an das türkische Unternehmen Hema Endustri verkauft.

Extra Besteuerung für den „Jetta“, falls VW keine Produktionsstätten in der Türkei errichtet

Çağlayan bezeichnete vergangene Woche die Entscheidung VWs, nicht dem Beispielen Fiats, Renaults und Fords zu folgen, als „inakzeptabel“ und wiederholte diese Aussage auf der Pressekonferenz: „Ministerpräsident Erdoğan ist sehr hartnäckig bei dieser Angelegenheit. Diejenigen, die in der Türkei investieren, machen auch Profite hier. Wäre es nicht so, gäbe es ja auch keine Firmen, die seit Jahr und Tag hier aktiv sind.“

Der türkische Minister kündigte an, dass Ankara das meistverkaufte VW-Modell in der Türkei, den „Jetta“, mit einer zehnprozentigen Steuer belegen werde, sollte Volkswagen sich nicht für eine Errichtung eigener Produktionsstätten in der Türkei entscheiden. Der „Jetta“ wird in Mexiko produziert und dann in die Türkei verschifft.

Çağlayan kündigte am Wochenende an, er werde noch in diesem Monat mit dem Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, Martin Winterkorn und der deutschen Kanzlerin, die momentan die Türkei besucht, über diese Angelegenheit sprechen.

Die Türkei hofft, sich zu einem Ballungsraum der Automobilproduktion zu entwickeln. Schon jetzt ist die Automobilindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes und der Minister knüpfte die Wachstumsprognose für die Türkei an die Fähigkeit. die Exporte in diesem Sektor zu erhöhen, um das drohende türkische Leistungsbilanzdefizit zu überwinden.

Der Minister hofft auch, dass zukünftig auch technisch hochwertigere und komplexere Autoteile in der Türkei produziert werden können. Anspruchsvolle Autoteile wie etwa Motoren und Getriebeteile werden in der Regel aus dem Ausland importiert und in den türkischen Fabriken lediglich eingebaut. Çağlayan forderte eine Verbesserung der türkischen Produktion, sodass auch in türkischen Fabriken hochwertige Autoteile gefertigt werden können. Nur so könne die Autoindustrie die Schwächen des türkischen Handels abfangen. Nach der Vorstellung des Ministers soll der Anteil der Teile, die sowohl in der Türkei gefertigt als auch dort eingebaut werden, von 56 Prozent auf 85 Prozent innerhalb des nächsten Jahrzehnts steigen.

Exportzahlen aus der türkischen Autoindustrie sind rückläufig, VW fährt Rekordgewinne ein

Die Türkei exportierte letztes Jahr Fahrzeuge und Fahrzeugkomponenten im Wert von 19,6 Milliarden US-Dollar, was die Autoindustrie zum größten Exportmarkt der Türkei machte. Jedoch sind die Zahlen in diesem Sektor momentan rückläufig. So waren 2012 sowohl die Exporte um 5,5 Prozent niedriger als im Jahr 2011 als auch der Inlandsumsatz von rund 820.000 Autos um ein Zehntel weniger als im Vorjahr. Eine Entwicklung, die anscheinend für einige Unruhe im türkischen Wirtschaftsministerium gesorgt hat.

Europas größter Autobauer Volkswagen konnte 2012 hingegen einen Rekordgewinn von knapp 21,9 Milliarden Euro einfahren. Die Wolfsburger konnten die bisherige Bestmarke aus dem Vorjahr von 15,8 Milliarden Euro deutlich übertreffen. Wie der Zwölf-Marken-Konzern am Freitag auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, legte auch das operative Ergebnis – die eigentliche zentrale Messgröße für die Geschäftsentwicklung – trotz der angespannten Marktlage in Süd- und Westeuropa noch einmal leicht von 11,3 auf 11,5 Milliarden Euro zu. VW-Chef Martin Winterkorn hatte wegen der Nachfrageschwäche auf dem Heimatkontinent angepeilt, den Vorjahreswert zumindest zu halten.

Unterm Strich hatte die VW-Gruppe bereits 2011 den größten Profit erzielt, der jemals bei einem Dax-Konzern anfiel. Ein wichtiger Grund dafür war – wie im vorigen Jahr – jedoch auch der Sondereffekt höher bewerteter Anteile und Optionen bei Porsche. Weil ein Buchgewinn in entsprechendem Umfang 2013 nicht mehr ansteht, rechnen Beobachter für das laufende Jahr mit einem Rückgang des Gesamtergebnisses.

Der Umsatz wuchs von 159,3 Milliarden Euro auf 192,7 Milliarden Euro. Dazu trugen auch weitere Aufstockungen beim Lkw-Bauer MAN und die Übernahme des restlichen Porsche-Sportwagengeschäfts bei. Die vollständigen Zahlen will Volkswagen zur Bilanzvorlage am 14. März bekanntgeben. (dpa/dtj)