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Kultur/Religion

Warum können Muslime keine guten Filme drehen?

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Über den Hintergrund des einzigen international erfolgreichen islamischen Films „The Message“, dessen Regisseur Mustafa Akkad 2005 von der Terrororganisation Al-Qaida umgebracht wurde.

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Warum können Muslime keine guten Filme drehen?
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Warum können Muslime eigentlich keine guten Filme drehen, in denen muslimische Helden und Geschehnisse würdig dargestellt werden?

Auf den ersten Blick scheint dies eine oberflächliche Frage zu sein. An religiösen Festtagen wird der Film „The Message“ ausgestrahlt und mit großer Freude gesehen. Anschließend bricht immer die gleiche Debatte aus: Außer “The Message” hätten die Muslime doch gar keinen anständigen Film! Es sind in der Tat Jahrzehnte vergangen und die Muslime haben es immer noch nicht geschafft, einen Film zu drehen, der – ganz abgesehen vom Inhalt – noch nicht einmal von der Ästhetik oder den technischen Effekten her das Niveau des Films “The Message” annähernd erreicht hätte („Fetih 1453“ war zwar erfolgreich, aber hatte weder eine spezifisch islamische Handlung noch war er für ein internationales Publikum gemacht).

Ein Blick in das Leben und Wirken des Regisseurs Mustafa Akkad zeigt, warum es eine große Herausforderung darstellt, einen guten historisch-epischen Film zu machen.

Aus einem Interview ließ sich vieles über das Leben des Regisseurs Mustafa Akkad und seinen Film „The Message“ Anfang der 90er-Jahre rekonstruieren:

Auf eigene Faust nach Hollywood

Akkad kommt im Jahre 1930 als Sohn eines Zollbeamten aus Halep (Syrien) und einer Hausfrau aus Antep (Türkei) auf die Welt. Als junger Mann im Alter von 19 äußert er seinem Vater gegenüber den Wunsch, in die USA zu gehen und dort eine Ausbildung zum Regisseur zu machen. Vater Akkad unterstützt seinen Sohn und gibt ihm sein gesamtes Erspartes mit– es sind ganze 200 Dollar.
Zudem übergibt er ihm einen Koran und spricht für ihn ein Schutzgebet aus, bevor er ihn nach Los Angeles verabschiedet. Selbst während seines Studiums an der UCLA weicht Akkad nicht von seiner Überzeugung ab: Er lässt in der Universität einen Gebetsraum eröffnen. Seinen Master-Abschluss macht er an der California-Universität. Noch als Student fängt er an, bei der CBS zu arbeiten und knüpft eine enge Freundschaft zum berühmten Regisseur Sam Peckinpah.

Die Wahrnehmung des Islam in den USA, insbesondere in der Filmmetropole Hollywood, stört Akkad. Auch durch persönliche Beziehungen ist diese Wahrnehmung nicht zu ändern. Das wird ihm bewusst.

Er setzt sich zum Ziel, einen guten Film über den Islam zu machen, der – angefangen von den eigenen Kindern bis hin zu mit dem Islam wenig vertrauten Nichtmuslimen – von jedem verstanden wird.

Das ist die Vorgeschichte zum Filmprojekt “The Message”, der vom Leben des Propheten Muhammed erzählt. Die ersten Hindernisse, mit denen der Regisseur konfrontiert wird, kommen nicht etwa aus der amerikanischen Filmindustrie, sondern aus dem eigenen Kultur- und Religionskreis.

Das Bildnisverbot und der Film

Als Mustafa Akkad bei CBS eine Sendung moderierte, lernt er einen Schauspieler kennen, von dem er später sehr stark beeinflusst werden sollte. Es ist Anthony Quinn, dem er von seinem Vorhaben erzählt, ein Film über die Entstehungsgeschichte des Islam zu drehen. Akkad gewinnt Quinn für die Hauptrolle des Films, er soll Hamza, den Onkel des Propheten Muhammed, darstellen.

Einen Film über die Entstehungsgeschichte einer Religion zu machen, die gegenüber Illustrationen und Skulpturen so empfindlich ist, erfordert großen Mut und höchste Sensibilität.

Von Anfang an weiß Akkad, dass er den Propheten Muhammed nicht darstellen kann und darf. „Auch wenn der Islam es erlaubt hätte, den Propheten darzustellen, hätte ich das nicht getan. Ich bin der Überzeugung, dass nicht nur unser Prophet, sondern gar kein Prophet dargestellt werden sollte. Ich hatte immer Bedenken, man könnte damit ihrer erhabenen Persönlichkeiten nicht würdig werden.“ Vom Autor des berühmten Films „Waterloo“, H.A.L. Craig, und dem ägyptischem Meisterschriftsteller Tewfik El-Hakim bekommt Akkad professionelle Unterstützung. Das vorgegebene Budget beträgt 10 Millionen Dollar – für einen Hollywoodfilm ziemlich bescheiden.

Als er mit Filmprojekt an die Öffentlichkeit geht, kommt Widerstand aus einigen muslimischen Ländern. Trotzdem überzeugt er den König von Marokko, sich hinter das Projekt zu stellen, und im Jahre fangen die Dreharbeiten an.

Im Vertrag mit dem Techniker-Team aus Hollywood trifft er folgende Vereinbarung: „Wir stimmen der Zusammenarbeit mit muslimischen Assistenten zu.“ Das heißt, jeder Amerikaner würde während der Dreharbeiten einen muslimischen Assistenten ausbilden.

Marokkos König beugt sich dem Druck

Je konkreter die Planungen werden, desto umfangreicher und internationaler werden die Drohungen. Der marokkanische König kann dem Druck des saudischen Königs nicht standhalten und zieht seine finanzielle Unterstützung für den Film zurück.

Damit nicht genug, fordert er auch noch das gesamte Filmteam auf, Marokko innerhalb von 15 Tagen zu verlassen.

An jenem Punkt, da alles zu Ende schien, kommt die gute Nachricht aus Libyen. Gaddafi lädt, mit der Zusage, das Filmprojekt finanziell zu unterstützen, das Filmteam in sein Land ein.

Er stellt zwei Bedingungen: Zum einen, die Islam-Gelehrten müssten das Drehbuch absegnen und zum anderen soll parallel dazu ein zweiter Film gedreht werden, in dem nur Muslime als Darsteller auftreten. Es passiert etwas, das es zuvor im Laufe der bisherigen Filmgeschichte noch nie gegeben hatte: Zwei Filme mit dem gleichen Drehbuch werden zur gleichen Zeit aufgenommen.

Die Schauspieler aus Hollywood treten in den Szenen für den Film “The Message” auf, danach folgen die muslimischen Darsteller für die gleiche Szene in dem Film “Er-Risale”: Ein Drehbuch, zwei Filme. Es dauert zwei Jahre, bis der Film fertiggestellt ist. Die Filmmusik wird von dem berühmten französischen Komponisten Maurice Jarre komponiert. Zur Vorbereitung lebt er 2 Monate lang alleine in einem Wüstenzelt. Mit diesem Soundtrack wird Maurice Jarre für den Oscar nominiert.

Ermordung durch Al Qaida

Nicht nur die Dreharbeiten, sondern auch die Vorführungen in den Kinos sollten nicht einfach werden. In westlichen Ländern wie den USA, stellen sich Teile der Filmindustrie gegen die Vorführung.

Und in muslimischen Ländern demonstrieren manipulierte Gruppen mit der Begründung, in dem Film würde der Prophet Muhammed dargestellt und damit der Islam beleidigt. Um solchen Anfeindungen entgegenzuwirken, zeigt Akkad die Fatwa der ägyptischen Al-Azher-Universität, die das Drehbuch genehmigt hat, am Anfang des Films.

Nach eigenen Aussagen Anthony Quinns hat der Film dazu beigetragen, seine Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen. Stattdessen empfinde er nun Respekt. Genauso erging es im Laufe der Zeit Millionen von Menschen: Abbau von Vorurteilen gegen den Islam und Respekt für die Weltreligion.

Der Regisseur dieses Films, der dem Islam mehr gedient hat als viele andere, wird von Anhängern Al-Qaidas ermordet; einer Gruppe, die von sich selbst behauptet, auch dem Islam zu dienen. Am 11. November 2005 stirbt Akkad an den Folgen eines Anschlags der Terrororganisation auf ein internationales Hotel im jordanischen Amman.