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Politik

„Was denn für Drogen?! Unsere Kinder trinken noch nicht einmal Cola!“

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Dienstag Morgen sind in Ankara Razzien gegen Hizmet-nahe Samanyolu-Schulen durchgeführt worden. Dabei wurde unter anderem in Musikinstrumenten und sogar in Babywindeln nach Waffen und Drogen gesucht.

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Samanyolu okul baskını
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Die AKP-Regierung setzt ihre politisch motivierten Razzien gegen Schulen der Hizmet-Bewegung fort. Während der Terror in den letzten zwei Monaten mehrere hundert Todesopfer forderte und um die 120 Sicherheitskräfte ihr Leben verloren haben, werden erfolgreiche Privatschulen mit Begründung des Terrorvorwurfs unter Druck gesetzt.

So hat die Polizei am heutigen Morgen (Dienstag) in Ankara eine Razzia gegen Samanyolu-Schulen durchgeführt. Die Schulen Samanyolu Koleji, Atlantik Ahmet Ulusoy Lisesi (Gymnasium), Çukurambar Atlantik İlköğretim Okulu (Grundschule) und Nurettin Topcu İlköğretim Okulu (Grundschule) wurden von der Polizei durchsucht.

Vor den Schule versammelten sich Eltern und protestierten gegen die Razzien. Die 65-jährige Nihal Özdemir sagte dem Fernsehsender Samanyolu Haber TV: „Ich bin eine Mutter und diese Ungerechtigkeit macht mich sehr betroffen. Was sollen sie hier finden? Die Kinder, die Abgänger dieser Schule sind, trinken noch nicht einmal Cola. Wie sollen sie dann Waffen oder Drogen besitzen? Können Sie mir das sagen? Das ist eine Schande. Die Verleumdung und Verunglimpfung dieser Schulen ist nicht richtig, es reicht! Wir halten diese Unterdrückung nicht mehr aus.“

An den Razzien nahmen um die hundert Polizeibeamte teil. Unter ihnen befanden sich Sicherheitspersonal aus den Bereichen Terrorbekämpfung, Schmuggel und Organisierte Kriminalität, Drogenhandel, Cyber-Kriminalität sowie Bereitschaftspolizisten.

„Wir haben nicht einmal Streichhölzer und sie suchen nach Waffen“

In dem Durchsuchungsbefehl ist die Rede von „illegalen Institutionen, die sich einen legalen Anstrich geben.“ Die Razzien werden auf politische Dokumente des nationalen Sicherheitsrates (Kırmızı Kitap) zurückgeführt, die für Razzien juristisch keine Grundlage bilden.

So hat die Polizei in den Schulen mit Waffen und Polizeihunden nach Drogen gesucht. Polizeihunde suchten unter Gully-Deckeln, auf Kinderrutschen und sogar in Babywindeln nach Beweismaterial. Mit diesem Ziel hat ein Polizeibeamter sogar versucht, in einer Klasse eine Geige auseinander zu bauen.

Ein Lehrer beklagte sich: „Wir haben hier nicht mal Streichhölzer für Geburtstagspartys und sie suchen nach Waffen.“ Samanyolu-Schulen gehören zu den erfolgreichsten Schulen des Landes. Die Schulen haben in nationalen und internationalen Wissenswettbewerben 583 Medaillen erworben.

Im Osten erwägen ein Drittel der Lehrer, ihren Dienst zu quittieren

Während in den westlichen Teilen des Landes und in den Großstädten Vorzeigeschulen mit politisch motivierten Razzien konfrontiert werden, legt eine Umfrage offen, wie desolat die Lage des Schulbetriebs im Osten des Landes ist. In der von der Lehrergewerkschaft (Eğitim-Sen) unter 1087 Personen in 10 Provinzen im Osten der Türkei durchgeführten Umfrage (Auswirkungen der Kämpfe auf Lehrer und den Lehrbetrieb) sagen 89 Prozent der Lehrer, dass eine angemessene Lehrtätigkeit wegen der politischen Lage nicht möglich sei. In Provinzen wie Hakkari oder Şırnak steigt deren Anteil sogar auf 97 Prozent.

Ein  Drittel (32 Prozent) der Lehrer erwägt sogar wegen der derzeitigen Lage ihren Dienst zu quittieren. 41 Prozent der Lehrer wünschen die Versetzung in andere Landesteile.

Probleme der Bildung im Osten des Landes

In der Umfrage erwähnen die Lehrer folgende Probleme des staatlichen Bildungssystems:

– Negativer Einfluss der Kämpfe auf den Lehrbetrieb.

– Nicht-Vorhandensein der Möglichkeit, in der Muttersprache zu unterrichten.

– Mangelnde Wissenschaftlichkeit der Erziehung.

– Zu große Klassen.

– Budget-Probleme.

– Politischer Druck und Besetzung des Lehrpersonals nach politischen Gesichtspunkten.

– Politische Motivation des Erziehungsministeriums.

– Ständiger Systemwechsel im Erziehungssystem.

– Sozio-ökonomische Situation der Eltern.

– Mangelnde Wertschätzung für Lehrer.

– Nationalistisches, antidemokratisches Erziehungssystem.

– Schnelle Lehrerzirkulation.

– Keine schülergerechte Curricula.

– Ungleichheit der Erziehungsqualität zwischen den Landesteilen.