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Kolumnen

Was ist noch authentisch und christlich am Weihnachtsfest?

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Zwar war bekannt, dass wir eine andere Religionszugehörigkeit hatten, aber man wollte die eigene Freude in der Weihnachtszeit mit uns teilen. Dies gab uns ein Gefühl der Verbundenheit und der Rücksichtnahme innerhalb der Gemeinschaft. (Foto: dpa)

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Was ist noch authentisch und christlich am Weihnachtsfest?
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Wenn wir schon dem weihnachtlichen Geiste erliegen und feiern, dann denken wir doch bitte auch mal an die viel zitierte „faule Unterschicht“, an die Aussortierten. Sie sind brachliegende Potenziale der Ressource Mensch in unserem kapitalistischen System, welche nach Rangverfahren der Herkunft und/oder nach Kosten-Nutzen-Faktoren selektiert werden. Alle Nutzlosen haben diese Weihnachten weder einen geschmückten Tannenbaum – weil das die Agenda 2010 nicht kalkuliert hat -, noch hätten sie die Möglichkeit darunter Geschenke zu legen. Vielleicht wurde der Strom abgestellt oder die Nachzahlung von Heizkosten lässt diese Menschen möglicherweise verzweifeln?

Wer bringt Geschenke für 2,5 Millionen Kinder in Deutschland, die nachts hungrig Schlafen gehen, die mit großen Kulleraugen die Werbetrommel der Zwangskonsumgesellschaft im Fernsehen betrachten müssen – ohne teilhaben zu dürfen? Teilhaben an einem Rausch der Eliten und einer Mitte, die sich dem Konsum und dem feucht-fröhlichen Feiern einfach frei ausliefern kann oder sogar muss.

Fernsehgalas statt Nähe zu den Mitmenschen

Wir sollten an diejenigen denken, die prekäre Arbeiten erledigen und mit Hungerlöhnen abgespeist werden, dafür, dass die Elitären ihre Feste feiern können, wie sie fallen und eine riesige Propaganda und Werbung dafür betreiben können. Mithilfe von Medien wird für das Christkind ein Massenpublikum herstellt und die Nächstenliebe mittels Fernsehgalas gepredigt und verkauft, die sich für Spendenzahlungen in das Ausland engagieren. Wenn das Adorno lesen könnte, würde er möglicherweise vor Freude in die Hände klatschen.

Sind wir den Menschen wirklich noch nah oder bewegen wir uns im Zwangsrausch der diktierten „Must have“-Propaganda? Was ist denn noch authentisch und christlich an diesem Weihnachtsfest? Lag der Sinn nicht früher einmal auch im Geben und Teilen, geprägt von Demut und Herzlichkeit gegenüber Armen, Waisen, Kranken, Nachbarn und Fremden? Ist es nicht mutiert zu einem Wettbewerb von Preiskämpfen, Schnäppchenjagd, Umtauschterror, Müllboom? Eine künstlich erschaffene Apparatur des Geld- und Warentausches, voller Manipulation und der Verdrängung des ursprünglichen Gedankens?

Es scheint eher, als ob wir vor lauter Zwängen, denen wir erliegen, einfach die Realität nicht mehr begreifen. Illusionen von Illustrationen, die uns den Weg bereiten und eine Wirklichkeit darstellen, die nicht frei, sondern erkauft worden ist. Eine strategische Entmündigung auf Kosten einer Tradition, die ihren Sinn auf den Verkaufstischen verloren hat.

Weihnachten, wie es früher war

Ich erinnere mich an meine Kindheit, da uns zu Nikolaus, Weihnachten oder Ostern ein kleiner Teller mit Weihnachtsgebäck oder ein Körbchen voller Schokoladeneier vor die Tür gestellt wurde. Man wusste zwar, dass meine Familie eine andere Religionszugehörigkeit hatte, aber man wollte die eigene Freude in der Weihnachtszeit unbedingt mit uns teilen. Wir haben uns immer sehr gefreut über diese netten Gesten, die immer erwidert wurden. Dies gab uns ein Gefühl der Verbundenheit, des Respekts und der Rücksichtnahme innerhalb der Gemeinschaft.

Schön wäre ein Weihnachten, welches die Besinnung auf menschliche Werte und charakteristische Eigenschaften des Seins reanimieren würde. Ein Miteinander und gemütliches Beisammensein, geprägt durch Wärme, Liebe und Wachsamkeit gegenüber den Notleidenden sowie eine Kultur des Zusammenhalts – nicht nur an Feiertagen.