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Wirtschaft

„Watertech“ bringt die Türkei und Israel einander näher

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Nicht nur politisch war die Wiederannäherung zwischen der Türkei und Israel ein überfälliger Akt der praktischen Vernunft in einer instabilen Region. Auch wirtschaftlich profitieren die Länder von einem entspannten Verhältnis zueinander. (Foto: rtr)

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„Watertech“ bringt die Türkei und Israel einander näher
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Nach der Beilegung der politischen Spannungen zwischen der Türkei und Israel erkennen politische Verantwortungsträger in beiden Ländern immer stärker, wie viele gute Gründe es gibt, wieder miteinander zusammenzuarbeiten. Trotz des eigenen wirtschaftlichen Fortschritts kann die Türkei von Israel profitieren. Israel ist ein High-Tech-Staat mit exzellent arbeitenden Firmen in der Bewässerungs- und Wasserindustrie.

Seit der Gründung Israels mussten dessen Bewohner in mehreren Kriegen um ihr Überleben kämpfen. Nicht nur die Bedrohung von außen erschwerte das Leben in Israel, auch die Lebensbedingungen im Land selbst schienen lange Zeit nicht erfolgversprechend. Die Region leidet unter einem chronischen Wassermangel, doch israelischer Unternehmer- und Erfindergeist konnten dem Problem durch maximale Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen und technologischen Fortschritt effizient entgegentreten.

Dabei begann alles in den Kibbuzim. Diese ländlichen Kollektivsiedlungen bildeten den Ursprung der israelischen Expertise im Bereich Landwirtschaft und Wassermanagement. Sie widmeten sich als Erstes der Fruchtbarmachung und Kultivierung Israels. Um ein trockenes Land wie Israel erblühen zu lassen, musste anfänglich eine große Menge Wasser verbraucht werden, die die Bewohner aber nicht besaßen. Die israelischen Landwirte saßen in der Bredouille. Sie mussten lernen, mit einer geringen Menge Wasser eine möglichst große Menge an landwirtschaftlichen Produkten erwirtschaften zu können, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

Dank harter Arbeit, jahrelanger Erfahrung und technologischer Fortschritte gehört das Land im Wassersektor mittlerweile zu den am effizientesten und am besten wirtschaftenden Staaten. Genau darum ging es den israelischen Ingenieuren von Beginn an: Effizienz. Sie entwickelten sparsame Bewässerungsmethoden und Technologien. Heute findet man in Israel eine ganze Reihe von Weltmarktführern im Wassermanagement. Sie perfektionierten den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft wie kein anderes Land.

Der jüdische Staat ist kein abhängiger Wasserimporteur mehr. Israel ist dank seines starken Engagements in der Forschung nunmehr unabhängig. Es exportiert sogar Wasser und damit verbundene Technologien in die ganze Welt, auch in die Türkei.

Türkisch-israelisches Handelsvolumen nimmt kräftig zu

Dank der politischen Wiederannäherung zwischen Israel und der Türkei entwickeln sich neue Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Obwohl diese auch inmitten der politischen Spannungen zwischen beiden Ländern der jüngeren Zeit schon weitgehend intakt geblieben waren, erleben beide Länder nun einen neuen Frühling. Laut Informationen des Instituts für israelischen Export und Internationale Zusammenarbeit (IECI) ist Israels Export in die Türkei im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent gestiegen. Das wechselseitige Handelsvolumen betrug bereits 2012 nicht weniger als 4 Milliarden US-Dollar. Im März 2013 folgte die Beilegung der politischen Spannungen.

Oded Distel, Chef des Zentrums für Investitionsförderung und neue Technologien im israelischen Wirtschaftsministerium, erklärte, warum die Türkei so wichtig und interessant für den israelischen High-Tech-Sektor ist: „Die Türkei ist ein großes Land mit beeindruckenden Wachstumsraten. Eine dynamische Industrie und ein großer Agrarsektor machen die Türkei zum ausgezeichneten Handelspartner für fast alle israelische Firmen.“

Die Zusammenarbeit im Agrarsektor und Wassermanagement ging bisher in den Medien unter, da Großprojekte wie der mögliche Bau einer gemeinsamen Pipeline nach Europa die Agrarwirtschaft in den Schatten drängten.

Die Türkei braucht einen starken Partner

Langfristig wird eine türkisch-israelische Zusammenarbeit im Wassersektor entscheidend sein. Zwar hat die Türkei reiche Wasserressourcen, doch wächst auch die türkische Bevölkerung schnell und stetig. Trotz des wirtschaftlichen Fortschritts in Anatolien hinken die Türken im Bereich des effizienten Wassermanagements noch nach. Letzte Woche gab das türkische Umweltministerium bekannt, dass es bis 2023 in allen lokalen Verwaltungsbezirken des Landes, also 2.227 an der Zahl, dem neuesten Standard entsprechende Kläranlagen errichten möchte. Die türkische Regierung weiß, wie wichtig der Umgang mit der Ressource Wasser ist.

Mit der anstehenden Wasser-Industriemesse WATEC lädt Israel vom 22.-24. Oktober nach Tel Aviv. Hier möchte das kleine Land global für seine starken Produkte und Dienstleistungen werben. Auch für die Türkei könnte es eine Gelegenheit sein, israelische Spitzentechnologie für den heimischen Markt und die Industrie im eigenen Land zu erwerben. In Israel gibt es circa 350 Unternehmen, die in der Bewässerungsindustrie tätig sind. Weil der heimische Markt so klein ist, sind auch 80 Prozent der Unternehmen stark im Export. Insgesamt werden 220 israelische Unternehmen an der zweitägigen Veranstaltung in der Mittelmeermetropole teilnehmen.

Noah Gal Glender vom staatlichen Konzern Mekorot bezeichnet die WATEC- Messe als große gemeinsame Chance, einander noch näher zu kommen und sagte: „Das auf Wasser bezogene Handeln mit der Türkei wurde von den jüngsten politischen Spannungen nie beeinflusst und die Messe wird die israelisch-türkische Partnerschaft zementieren.“

Schimon Peretz vom Unternehmen Eltav, das sich auf drahtlose Überwachungstechnologien im Wassersektor spezialisiert hat, bekräftigte die wirtschaftlichen Absichten Israels gegenüber der Türkei. „Israelische Firmen sind bereit, mit der türkischen Regierung und privaten türkischen Firmen ihre Expertise und ihr Know-How im Bereich des Wassermanagements zu teilen“, sagte er. Zudem glaubt er, dass der Bau einer Pipeline zwischen der Türkei und Israel zu neuen Kooperationen führen wird, vor allem im Wassersektor.