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Gesellschaft

Warum Weihnachten auch mir wichtig geworden ist…

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In Deutschland beginnt Weihnachten am 24. Dezember mit der Bescherung in familiärer Umgebung. Doch mittlerweile wurde das christliche Fest zu einer Volkstradition und Menschen verschiedenster Religionen beteiligen sich an diesem Fest. (Foto: dpa)

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Weihnachtsgeschenke liegen am 24.12.2013 unter einem Weihnachtsbaum in Hamburg. Jedes Jahr freuen sich vor allem Kinder auf die Bescherung an Heiligabend.
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Draußen scheint die Sonne, es sind zehn Grad, es liegt kein Schnee und es ist tatsächlich Heiligabend. Die Läden haben bis um 14 Uhr geöffnet und die Menschen erledigen ihre Einkäufe vor den Feiertagen oder besorgen noch die letzten Geschenken, bevor es mit der großen Bescherung losgeht.

Die meisten fahren zu ihren Familien, um den Heiligen Abend gemeinsam zu feiern. In Deutschland findet in der Regel die Bescherung am 24.Dezember im engen Kreis der Familie statt und man nützt den 25. und 26. Dezember, um Freunde und den Rest der Familie zu besuchen. Ob am 24. oder erst am 25. Dezember die traditionelle Gans gegessen wird, wird in jeder Familie individuell gehandhabt. Normalerweise isst man am 24.Dezember Kartoffelsalat und Würstchen, da man noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt ist und am 25. Dezember wird dann die Gans neben Kartoffelklößen und Rotkohl serviert.

An Weihnachten wird aus religiöser Sicht die Geburt Jesu Christi gefeiert, wobei umstritten ist, warum dies genau auf die Dezembertage fiel und manche Christen, vor allem streng evangelikale, Weihnachten nicht feiern, weil der Ursprung heidnisch ist und es aus ihrer Sicht keine eindeutigen biblischen Hinweise darauf gibt, dass Jesus tatsächlich am 24. Dezember geboren wurde. In Deutschland wie in vielen weiteren Ländern wird Weihnachten aber aus traditionellen Gründen um genau diese Zeit gefeiert, denn diese hatte sich im Laufe der Jahre in die Kultur eingeprägt, wobei heute das Kommerzielle oft den religiösen Aspekt in den Hintergrund drängt.

Nicht nur Christen feiern Weihnachten

Ich als Nichtchristin feiere dieses Fest zwar nicht in meiner Familie, doch beschenke ich meine Freunde und werde von diesen beschenkt und nehme somit auch an dem Fest teil. In meinem Freundeskreis beobachte ich, dass auch immer mehr Muslime, sowohl in Deutschland als auch muslimischen Ländern, Weihnachten feiern, zwar ohne die damit verbundenen religiösen Werte zu adaptieren, aber aus traditionellen, kulturellen Gründen.

Sie stellen geschmückte Tannenbäume auf, backen Kekse und geben einander Geschenke.

Der Prophet Muhammad forderte die muslimische Gemeinde dazu auf, ihren christlichen und jüdischen Nachbarn zum Fest zu gratulieren und ihnen kleine Aufmerksamkeiten zu machen und wenn man von diesen eingeladen wird, die Einladung dankend anzunehmen und das Fest gemeinsam mit den Nachbarn zu verbringen. Allerdings gibt es auch Muslime, die der Meinung sind, dass man das Fest nicht mitfeiern sollte, da jeder seine eigenen Feste hat, im Falle der Muslime vor allem das Ramadan- und das Opferfest.

Mir persönlich bereitet die Weihnachtsstimmung viel Spaß und Freude. Allem Stress zum Trotz sind die Menschen gut gelaunt und freuen sich, anderen eine Freude machen zu dürfen. Vor allem gefällt mir der familiäre Aspekt, nämlich, dass alle beisammen sind und die Zeit miteinander verbringen, was in unserer heutigen Zeit nicht mehr allzu selbstverständlich ist. Natürlich ist auch das duftende Weihnachtgebäck immer wieder ein Highlight.

Das Fest der Liebe

Oft werde ich gefragt, ob ich dieses Fest auch feiere und was man mir denn wünsche solle, wenn ich es nicht feiere. Ich antworte dann immer: „Wünscht mir einfach frohe Weihnachten. Ich freue mich darüber, daran teilhaben zu dürfen.”

Auch, wenn ich aus religiöser Sicht nicht daran glaube, ist Weihnachten zu einem Teil meines Lebens geworden. Indem ich Menschen, die mir wichtig sind, durch kleine Gesten eine Freude bereite und ebenso zurückbeschenkt werde und das Gefühl bekomme, dazuzugehören und nicht ausgeschlossen zu werden, ist Weihnachten teilweise ebenfalls ein Teil meiner persönlichen Kultur geworden. Dabei weiß ich sehr wohl zu unterscheiden, welche Feste ich aus religiösen Gründen feiere und welche nur, um anderen eine Freude zu bereiten.

Bekanntlich ist Weihnachten das Fest der Liebe und deshalb ist es an solchen Tagen auch wichtig, an die Menschen zu denken, die zu dieser Zeit aus Kriegs- oder anderen Gründen nicht bei ihren Familien sein können und die nicht so viel Glück haben, das Fest gemeinsam mit Geschenken und leckerem Essen zu verbringen…

Ich wünsche allen Menschen, ganz gleich welcher Religion oder Nation, gesegnete Weihnachten, erholsame Feiertage und einen schönen Jahresausklang.

Autoreninfo: Sirin Saoif ist Muslimin mit libanesischem Migrationshintergrund. Sie ist in Berlin geboren und studiert an der Universität Potsdam.