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Geschichte

„Wenn Bäume sprechen könnten“: Neuer Roman von Elif Shafak

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In ihrem neuen Roman „Das Flüstern der Feigenbäume“ nimmt die Autorin Elif Shafak den emotionalen Aspekt des Zypern-Konflikts in den Fokus. Das Buch ist eine Abhandlung der Frage, wie uns Trauma prägen und wie und ob sie von Generation zu Generation weitergegeben werden können – verpackt in eine Familiengeschichte. 

Zypern 1974: Auf dem blutigen Höhepunkt des Zypern-Konflikts trifft sich das junge Paar Kostas und Defne – klammheimlich. Sie ist Türkin und er Grieche, seine Beziehung muss das junge Liebespaar verstecken. Der Konflikt setzt den Rahmen für den Roman, die Gräuel des Konfliktes und deren Aufarbeitung lassen die Charaktere ihr Leben lang nicht los.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte mit der etwas verschlossenen Jugendlichen Ada (Deutsch: Insel), Tochter von Defne und Kostas, im Jahr 2010. Ihr vielleicht einziges Talent, so schreibt Shafak: „Sie nahm die Traurigkeit anderer wahr.“

In Straßburg geboren

Aufgewachsen in London, unbehelligt vom Zypern-Konflikt, der ihre Eltern so sehr prägt, macht ihr ein plötzlicher Schreikrampf im Schulunterricht das Teenie-Leben schwer. Die Suche nach dem Grund für den öffentlichen Ausfall weckt zahlreiche Fragen über ihre Eltern und ihre Herkunft, über die ihre Eltern bisher immer geschwiegen haben. Und so stellt sich langsam heraus, dass der Feigenbaum im Garten nicht das einzige aus der Heimat ist, was die Eltern auch nach ihrer Emigration aus dem geteilten Zypern noch begleitet.

Mit einer einfühlsamen und zarten Art blickt die in Strasburg geborene Shafak auf Themen wie Identität, Ver- und Entwurzelung und das Erwachsenwerden. Die Vergleiche in Shafaks bildhafter Sprache mögen teilweise etwa schrill wirken – für die Autorin nicht unbedingt untypisch. Etwas gewöhnungsbedürftig ist ebenso der Fakt, dass Bienen, Ameisen und Bäume zu Chronisten eines blutigen Krieges werden. Nichtsdestotrotz beleuchtet die fesselnde Geschichte über die sehr unterschiedlichen Charaktere mannigfaltige Perspektiven auf den Zypern-Konflikt und den unterschiedlichen Umgang der Menschen mit den Nachwirkungen.

Zugehörigkeit und Identität

Neben einer wenn auch knappen historischen Abhandlung des Zypern-Konflikts geht Shafak in dem Roman die großen Fragen von Zugehörigkeit und Identität an: Gehört ein Menschen an einen bestimmten Ort? Wie prägen Migration und Konflikt die Identität? „Ich war schon immer interessiert in vererbten Schmerz“, sagte die türkisch-britische Autorin in einem Interview mit dem britischen „Guardian“ über ihren neuen Roman.

Der Zypern-Konflikt wird gemeinhin als das Ergebnis britischer Kolonialpolitik verstanden. Die Insel ist seit 1974 in einen griechischen Teil im Süden und einen türkischen Teil im Norden geteilt. Die „Türkische Republik Nordzypern“ wurde bis heute nur von der Türkei anerkannt und wird von Ankara wirtschaftlich und politisch unterstützt. Seit fast fünfzig Jahren sind zudem UN-Truppen auf der Insel stationiert. Zahlreiche Bemühungen um eine Wiedervereinigung und eine Lösung des Konflikts sind in der Vergangenheit gescheitert.

dpa/dtj

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