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Kultur/Religion

Wer sind die Turkmenen in Syrien?

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Mit dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs sind die Turkmenen in Syrien in den Vordergrund gerückt. Wer sind diese Turkmenen? Wir stellen sieben Fragen und bieten Antworten.

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Das russische Kampfflugzeug, das heute abgeschossen wurde, überflog ein Gebiet in Syrien, das von Turkmenen bewohnt wird. Seit Tagen gibt es Berichte, dass Russland auch die Turkmenen angreift, weshalb die Türkei, die sich als ihre Schutzmacht versteht, bereits den russischen Botschafter einbestellte. Doch wer sind diese Turkmenen?

1. Wie viele Turkmenen leben in Syrien?

Über die Zahl der Turkmenen in Syrien gibt es keine verlässlichen Zahlen. Ihre Zahl wird zwischen 200.000 und 1,5 Millionen geschätzt, zusammen mit den arabisierten Turkmenen gar auf 3,5 Millionen. Der Staat Syrien erkennt sie nicht als eine ethnische Gruppe an, nennt sie lediglich Muslime. Von der Bevölkerung werden sie als Turkmenen bezeichnet. Viele von ihnen, besonders die, die in kleineren Gruppen leben, sind von der syrischen Führung assimiliert worden. Sozioökonomisch gehören sie mehrheitlich der mittleren und unteren Mittelschicht an, leben von Landwirtschaft, aber auch von Tätigkeiten wie der Schuhproduktion.

2. Seit wann leben die Turkmenen in Syrien?

Die Einwanderung turkmenischer Stämme in Syrien erfolgte seit dem 7. Jahrhundert, ab dem 10./11. Jahrhundert gab es eine intensive Wanderung in die Region. Im Jahr 1516 geriet das Gebiet unter osmanische Kontrolle und blieb es bis 1918. Insgesamt herrschten die Osmanen 402 Jahre ununterbrochen über die Region.

3. Was haben die Turkmenen in Syrien mit Turkmenistan zu tun?

Außer dem Namen nicht viel. Doch es gibt historische Gemeinsamkeiten. Die Turkmenen, die Türken und die Bewohner des heutigen Turkmenistans haben gemeinsame Wurzeln. Nach manchen historischen Darstellungen werden islamisierte oghusische Stämme als Turkmenen bezeichnet. Die heutigen Turkmenen in Syrien sind das historische Zeugnis des Osmanischen Reiches, dem Vorgängerstaat der heutigen Türkei.

4. Wo leben die Turkmenen?

Volksstämme, die heute als Turkmenen bezeichnet werden, leben heute auch im Irak, auf dem Balkan, Aserbaidschan, Iran, Afghanistan, China, Pakistan, Russland und Ukraine. In China wird ihre Zahl mit über 100.000 angegeben, in Afghanistan 960.000, im Iran bis zu zwei Millionen, in Pakistan 60.000, in Russland 36.000, in der Ukraine bis zu 4.000, im Irak bis zu drei Millionen. In Turkmenistan leben über vier Millionen Turkmenen, in der Türkei 325.000, die auch als Yörük bezeichnet werden.

5. Welche Religion haben die Turkmenen?

Die Turkmenen sind mehrheitlich sunnitische Muslime. Aber es gibt unter ihnen auch Schiiten wie im Irak und Aleviten wie in der Türkei. Früher hingen die Turkmenen schamanistischen Religionen an. Nicht alle Turkmenen definieren sich über ihre Ethnie. Manche wie die im Irak definieren sich auch über ihren Glauben und sehen sich als schiitische Iraker.

6. Was bedeutet der Name Turkmene?

Zur Bedeutung des Begriffs „Turkmene“ gibt es unterschiedliche Erklärungen. Turkmene wird mit „Türkischer Mensch“, „Land der Türken“, „Echter Türke“ oder auch „Gläubiger Türke“ wiedergegeben. Nach Ibn Kesir bedeutet Turkmene „Türke mit Glauben“, zusammengesetzt aus den Wörtern „Türk“ und „Iman“. Iraner sollen auch diese Bezeichnung benutzt haben, um muslimische Türken von den schamanistischen zu unterscheiden. Im Arabischen wird der Name mit demselben Ergebnis benutzt, aber unterschiedlich hergeleitet: „Terk-i iman“, Türken, die den schamanistischen Glauben verlassen haben.

7. Welche Beziehung haben die Turkmenen zur Türkei?

Die Siedlungsgeschichte der Turkmenen in Syrien geht zurück bis in die Zeit des Osmanischen Reiches. Die Türkei sieht sich als deren Schutzmacht. Im syrischen Bürgerkrieg haben sich die Turkmenen gegen das Assad-Regime positioniert. Nun befinden sie sich in Bedrängnis. Während die Regime-Truppen auf dem Land in Richtung türkischer Grenze vordringen, werden sie von der russischen Luftwaffe aus der Luft unterstützt. Die Türkei protestierte schon seit einigen Tagen gegen das Vorgehen Russlands auf dem Siedlungsgebiet der Turkmenen. Vergangene Woche wurde deswegen der russische Botschafter einbestellt.