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Gesellschaft

WHO kämpft gegen «Big Tobacco» – Feindbild zum Nichtrauchertag

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Zum Weltnichtrauchertag werden scharfe Geschütze aufgefahren. Die WHO prangert «Einschüchterung» durch die Tabak-Konzerne an (Bild:Zaman).

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WHO kämpft gegen «Big Tobacco» - Feindbild zum Nichtrauchertag
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Genf (dpa) – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt zum diesjährigen Nichtrauchertag (31.5.) verstärkt die globalen Tabak-Konzerne ins Visier. Sie setzten enorme finanzielle und juristische Ressourcen ein, um in vielen Ländern Kampagnen gegen das Rauchen zu unterminieren, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.
Der WHO spricht in ihrem Motto zum Weltnichtrauchertag sogar von «Einschüchterung» durch die Tabak-Industrie («Intimidation – Stop Tobacco Industry Interference»). Laut Aktionsbündnis Nichtrauchen heißt das diesjährige Motto in Deutschland «Lass Dich nicht einwickeln! Rauchen kennt nur einen Gewinner: die Tabakindustrie».

«Der Feind, die Tabak-Industrie, hat sein Gesicht und seine Taktiken geändert», sagte Chan kürzlich auf der Weltkonferenz über Tabak und Gesundheit in Singapur. «Der Wolf versteckt sich nicht mehr im Schafspelz, seine Zähne sind gefletscht.» Die WHO-Chefin verwies auf Gerichtsverfahren, die von der Tabakindustrie in Ländern wie Australien, der Türkei oder Norwegen gegen staatliche Maßnahmen zur Eindämmung des Nikotinkonsums in Gang gesetzt worden seien.

Zudem bezahlten die Konzerne laut Chan massive und subtile Werbe- und PR-Kampagnen, um den Nichtraucherschutz zu untergraben. «Big Tobacco kann sich die besten Anwälte und PR-Firmen leisten, die man für Geld kaufen kann», beklagte sie. «Big Money kann lauter sein als jedes moralische, ethische und gesundheitspolitische Argument und kann selbst die stärksten wissenschaftlichen Beweise (für die Schädlichkeit des Rauchens) niedertrampeln.»

WHO-Experten beklagen seit einigen Jahren, die Zigarettenkonzerne würden die Umsetzung des WHO-Rahmenabkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) behindern. Dieser völkerrechtliche Vertrag wurde auf der 56. Weltgesundheitsversammlung im Jahr 2003 angenommen 2005 rechtskräftig. Er wurde bislang von 174 Staaten unterzeichnet, aber noch nicht in allen Ländern ratifiziert.

Obwohl fast 90 Prozent der Weltbevölkerung in Unterzeichnerstaaten des Anti-Nikotin-Abkommens leben, sei dessen Umsetzung in der Praxis längst nicht überall gewährleistet, beklagte die WHO. Deshalb seien verstärkte weltweite Anstrengungen aller Kräfte erforderlich, die gegen die «tödliche Sucht» des Rauchens ankämpfen, forderte Chan.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte im September 2011 mit Blick auf den diesjährigen Nichtrauchertag eine Reihe von Aktionen gestartet, die Politiker und die Öffentlichkeit auf «schändliche und schädliche Taktiken der Tabak-Industrie» aufmerksam machen sollten.

Nach wie vor sei Tabak-Konsum eine der wichtigsten vermeidbaren Todesursachen, erklärte die Organisation. Jährlich würden der «globalen Tabak-Epidemie» fast sechs Millionen Menschen zum Opfer fallen, mehr als 600 000 von ihnen durch Passivrauchen. «Wenn wir nicht handeln, wird sie bis 2030 bis zu acht Millionen Menschen (jährlich) töten, von denen 80 Prozent zu den unteren und mittleren Einkommensschichten ihrer Länder gehören.»