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Gesellschaft

Wie funktioniert Ehrenamt in diesen Zeiten? Ein Gespräch mit Genç Osman Esen

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Seit 34 Jahren wird der 5. Dezember von den Vereinten Nationen als „Internationaler Tag des Ehrenamts“ begangen. 31 Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich – Tendenz steigend. Doch die Corona-Pandemie hat, wie so vieles andere auch, diesen Bereich stark verändert.

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Ehrenamt in Deutschland.
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Seit 34 Jahren wird der 5. Dezember von den Vereinten Nationen als „Internationaler Tag des Ehrenamts“ begangen. 31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich – Tendenz steigend. Doch die Corona-Pandemie hat, wie so vieles andere auch, diesen Bereich stark verändert.

Vereine, Verbände, freiwillige Feuerwehr und viele weitere Organisationen sind es, die das Ehrenamt seit Jahrzehnten aufrechterhalten. Das große Engagement wird seit nunmehr über drei Jahrzehnten jährlich am 5. Dezember als der „Internationale Tag des Ehrenamtes“ gewürdigt.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) weiß die Bedeutung des Ehrenamtes zu schätzen:  „[Ehrenamtler:innen] setzen ihre Freizeit dafür ein, für andere da zu sein. Ob in der freiwilligen Feuerwehr oder im Sportverein, ob kranken oder älteren Menschen geholfen wird: Es gibt ein fast unendliches Spektrum von ehrenamtlicher Tätigkeit und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, einfach Danke zu sagen für alle, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen. Denn indem jemand Verantwortung für andere übernimmt, trägt er zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei“, so Merkel in einem Podcast zum Thema Ehrenamt.

Doch in diesem besonderen Jahr 2020 hat sich auch das Ehrenamt stark verändert. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Tätigkeiten ruhen oder anders verlaufen müssen. Wichtige Veranstaltungen zur Würdigung von Ehrenamtler:innen können nicht mehr wie gewohnt durchgeführt werden. „Es ist in der Tat ein schwieriges Jahr“, gibt Genç Osman Esen zu. Esen ist Vorsitzender des in Köln ansässigen „Verband Engagierte Zivilgesellschaft e.V.“ (VEZ), einem Zusammenschluss von 65 Vereinen aus Nordrhein-Westfalen, die sich in den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales engagieren.

In der Verbandszentrale taumeln sich sonst täglich Mitglieder der Vereine, um Meetings durchzuführen und neue Veranstaltungen zu planen oder Kontakte zu knüpfen. Jetzt sitzt Esen alleine in seinem Kölner Büro und kontaktiert seine Mitglieder per Onlinemeeting-Plattformen. „Es ist anders als eine Präsenzsitzung. Wir haben uns zwar dran gewöhnt, aber wollen wieder in die Normalität zurück“, sagt der 42-jährige. Der ehrenamtlichen Arbeit sei man aber unter den jeweiligen Auflagen nachgegangen, um wichtige Dinge nicht liegen zu lassen. So habe man während der ersten Welle schnell einen Nachbarschaftsdienst organisiert. „Nahezu alle unsere Mitglieder haben an ihren jeweiligen Orten Kampagnen gestartet, um älteren Menschen und Menschen, die sich in Quarantäne befinden, bei ihren Einkäufen behilflich zu sein“, blickt Esen glücklich zurück.

Der Gesellschaft etwas zurückgeben

Seinen Vereinen und Mitgliedern, die zu einem Großteil der Hizmet-Bewegung nahestehen, sei das ehrenamtliche Engagement besonders wichtig: „In der Hizmet-Bewegung ist das bürgerschaftliche Engagement ebenfalls von großer Bedeutung. In den Vereinen und Initiativen sind viele Mitglieder und Unterstützer ehrenamtlich tätig. Zum bürgerschaftlichen Engagement gehört es auch, Kontakte zu knüpfen und Dialoge zu pflegen.“ Auf diese Weise wolle man der Gesellschaft, in der man aufgenommen worden sei, „in Dankbarkeit etwas zurückgeben.“

Um die Ehrenamtler:innen zu würdigen, vergibt der VEZ seit 2017 jährlich einen „Ehrenamtspreis“, bei dem Vereine mit besonderem Engagement im jeweiligen Jahr geehrt werden. „Wir möchten diejenigen unterstützen und ehren, die sich ehrenamtlich für ein besseres Miteinander einsetzen. Mit ihren Taten und ihrer Haltung dienen Sie in unserer pluralistischen Gesellschaft als Vorbilder und können jung wie alt inspirieren, um wichtige Werte wie Hilfsbereitschaft, Gemeinwohl/Nächstenliebe und Mitgefühl aktiv zu leben“, heißt es auf der Webseite des Verbands. In diesem Jahr habe man zwar wieder eine Veranstaltung mit etwa 200-300 Gästen geplant, doch aufgrund der Pandemie abgesagt. Die Veranstaltung soll, sofern es die Umstände zulassen, im März kommenden Jahres stattfinden. Man habe den Preisträgern ihre Preise aber persönlich und unter den Corona-Auflagen schon einmal übergeben, um die Wertschätzung für sie zu zeigen.

Neuer Vermittlungsdienst für Ehrenamtler:innen

Doch für die Zwischenzeit hat sich der Verband etwas neues ausgedacht. Der Verband nimmt den „Internationalen Tag des Ehrenamts“ zum Anlass, um einen „Vermittlungsdienst für freiwillige Ehrenamtler:innen“ zu starten. Dabei sollen Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren wollen, mit Vereinen zusammengebracht werden, sodass ein schneller und unkomplizierter Einstieg in die Welt des Ehrenamts ermöglicht wird. Dazu können sich Interessenten hier anmelden.

Interesse am Ehrenamt steigt

Damit reagiert der Verband auf das wachsende Interesse für das freiwillige Engagement. In der Tat ist in diesem Bereich ein steigendes Interesse festzustellen. Laut dem Bundesministerium des Innern engagieren sich in Deutschland rund 31 Millionen Menschen für das Gemeinwohl. Besonders im Bereich Sport ist das Interesse groß. Aber immer mehr Menschen engagieren sich auch für Geflüchtete, wie aus einer 2017 vom Bundesfamilienministerium durchgeführten Studie hervorgeht.

Im kommenden Jahr will Genç Osman Esen mit seinen Mitgliedern und Vereinen wieder aktiver mit Präsenzveranstaltungen werden: „Wir hoffen, dass die Lage es zulässt und wir wieder mehr für das Ehrenamt tun können.“

Quelle: Quelle: BMFSFJ, Institut für Demoskopie Allensbach | Grafik entnommen von bpb.de

Im kommenden Jahr will Genç Osman Esen mit seinen Mitgliedern und Vereinen wieder aktiver mit Präsenzveranstaltungen werden: „Wir hoffen, dass die Lage es zulässt und wir wieder mehr für das Ehrenamt tun können.“

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