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Kultur/Religion

Sorgen um den Topkapı-Palast

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Der Einsturz einer Stützmauer im Gülhane-Park weckt Sorgen über die Stabilität des Topkapı-Palast, der sich in direkter Nähe befindet.

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Gülhane-Park
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Für Istanbul-Touristen ist sein Besuch ein Muss, aber auch für die meisten Türken ist er ein besonderer Ort. In unmittelbarer Nähe der Hagia Sophia beherbergt er Schätze der türkisch-osmanischen und islamischen Geschichte. Waffen des Propheten Mohammed, eines der ältesten Koran-Exemplare überhaupt und viele andere Schätze sind hier zu finden.

Die Rede ist von Topkapı-Palast in Istanbul. Dieser seit 1923 als Museum dienende Gebäudekomplex war jahrhundertelang das Zentrum des Osmanischen Reiches. Gleich nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1453 wurde mit den Bauarbeiten zu seiner Errichtung begonnen. Er war Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie Verwaltungszentrum des Reiches.

Erst in der Amtszeit Abdülmecids I., der 1856 den neu errichteten Dolmabahçe-Palast am Bosporus auf der anderen Seite des Goldenen Horns bezog, geriet der Topkapı-Palast etwas in den Hintergrund. Doch die Stärke der Osmanen symbolisierte der schlichte Topkapı-Palast, nicht der erst im 19. Jahrhundert errichtete Prunkbau Dolmabahçe, mit dessen Baukosten sich der kranke Mann am Bosporus ohnehin übernommen hatte.

Doch nun wächst die Sorge um den Topkapı-Palast. Ein Erdrutsch und der Einsturz einer Stützmauer über einem Café im Gülhane-Park direkt am Palast vor zwei Tagen ließen bei den türkischen Behörden die Alarmglocken schrillen. Bei dem Einsturz über dem Café wurden sieben Menschen verschüttet. Fünf konnten lebend geborgen werden, doch für eine Frau und einen Mann kam jede Hilfe zu spät.

Dieser Vorfall warf die Frage auf, ob auch am Topkapı Palast, zumindest an den Abhängen zum Ufer, die sich auf der gleichen Achse befinden, etwas ähnliches passieren könnte. Experten des Tourismus- und Kulturministeriums haben daher die Wände des Palastes auf Risse und Spalten überprüft. Vorerst konnte Entwarnung gegeben werden. Nun sollen auch die Abhänge zum Ufer des Bosporus darauf untersucht werden, ob dort erdrutschartige Vorkommnisse zu erwarten sind.

Experten vermuten, dass seismische  Bewegungen unter dem Marmara-Meer zu dem Erdrutsch und damit dem Einsturz geführt haben könnten. Istanbul befindet sich in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet. Seismologen erwarten in der unbestimmten Zukunft ein gewaltiges Erdbeben unter der Millionenmetropole, die türkische Presse spekuliert in regelmäßigen Abständen über die Wahrscheinlichkeit und mögliche Vorboten eines Bebens – das jetzige Ereignis wird von vielen als ein solcher gesehen. Die letzte große Erschütterung im August 1999 kostete mehrere Tausend Menschenleben.

Ein mögliches Erdbeben würde nicht nur die Mauern des Topkapı-Palastes in Mitleidenschaft ziehen. Ganz in der Nähe befinden sich auch die weltberühmte Sultan-Ahmet-Moschee und die Hagia Sophia, die auf 1500 Jahre Geschichte zurückblicken kann – und das alles in einem Ballungsgebiet mit über 20 Millionen Einwohnern.