Wie sich eine Frau in einer Islamisten-Hochburg durchsetzte

Gülistan Sönük holte bei den türkischen Kommunalwahlen in Batman fast zwei Drittel der Stimmen und schlug den islamistischen Konkurrenten Hüda Par damit deutlich.

In der Provinzhauptstadt Batman im Südosten der Türkei hat Gülistan Sönük bei den Kommunalwahlen ein überraschendes Ergebnis erzielt, indem sie 64 Prozent der Stimmen erhielt. Mit diesem historischen Erfolg wird sie zur ersten Frau, die in dieser konservativen Region, die als Islamisten-Hochburg gilt, das Amt der Bürgermeisterin übernimmt.

Sönük, die für die Demokratische und Gleichheitspartei (DEM) antrat, setzte sich deutlich von der Konkurrenz ab, insbesondere von der Hüda Par, einer islamistischen Partei, dessen Kandidaten auf lediglich 14 Prozent kam.

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters betonte Sönük die symbolische Bedeutung ihres Sieges als ein klares Votum gegen patriarchalische Strukturen, die Frauen in der Region oft als Menschen zweiter Klasse benachteilige. „Die Wahl stand zwischen zwei unterschiedlichen Denkweisen: Einer, der Frauen als zweitklassig betrachtet, und einem, der die Freiheit und Gleichberechtigung der Frauen vehement verteidigt“, erklärte sie. „Die Bevölkerung hat sich eindeutig für die Vision einer fortschrittlichen und inklusiven Gesellschaft entschieden.“

Sönük: Hüda Par nahm mich nicht ernst

Die 31-jährige Sönük, die Politikwissenschaft studiert hat, vermutet, dass Hüda Par sie nicht als ernsthafte Konkurrentin wahrnahm. „Für Hüda Par war ich wohl eher eine Randerscheinung. Ihr Hauptanliegen war es offensichtlich, nicht gegen eine Frau zu verlieren“, kommentierte sie. „Das bestätigt nur meinen Glauben an die Notwendigkeit einer Veränderung und die Stärke des Engagements für eine inklusivere Politik.“

Sönüks Erfolg in Batman könnte ein wichtiges Signal für die zukünftige Entwicklung der türkischen (Kommunal-)Politik sein. Er deutet auf eine zunehmende Offenheit der Wählerschaft hin, auch in konservativen Regionen progressiven und frauenfreundlichen Kandidatinnen ihre Stimme zu geben.