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Panorama

Wien nach 25 Jahren wieder Ziel von offenbar extremistischem Terror – Austrotürken retten Leben

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Bei einer groß angelegten Terrorattacke sind gestern Abend in Wien mindestens vier Menschen getötet worden. Mehr als ein Dutzend Menschen wurde in teils lebensbedrohlichem Zustand in Kliniken eingeliefert. Ein Täter wurde nach Polizeiangaben erschossen, weitere befinden sich womöglich auf der Flucht.

Der Terrorangriff in Wien ereignete sich wenige Stunden vor Beginn des teilweisen Lockdowns in Österreich. Die ersten Schüsse fielen am Montagabend gegen 20 Uhr nahe der Hauptsynagoge in dem Wiener Ausgehviertel „Bermudadreieck“. Bewaffnet mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und einer Machete sowie einer Sprengstoffgürtel-Attrappe feuerte ein Mann in die Menge und wahllos in die Lokale. Mindestens ein Mann brach tödlich getroffen auf einem Bürgersteig zusammen. Insgesamt wurden mindestens vier Passanten getötet, außerdem wurde ein Täter von der Polizei erschossen. Weit mehr als ein Dutzend Menschen wurde verletzt, sieben von ihnen nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA lebensgefährlich.

Sechs verschiedene Tatorte

Der beim Anschlag in Wien von der Polizei erschossene Attentäter soll 20 Jahre alt gewesen sein, nordmazedonische Wurzeln gehabt haben und wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft gewesen sein. Laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) war Kujtim F. Anhänger der Terror-Miliz „Islamischer Staat”. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Am 5. Dezember 2019 sei er vorzeitig und unter Auflagen entlassen worden.

Nach Angaben der Polizei gab es sechs verschiedene Tatorte, darunter die Seitenstettengasse, den Morzinplatz, den Fleischmarkt und den Bauernmarkt. Einer der Orte liegt in der Nähe der Synagoge, die zur Tatzeit geschlossen war. Ob die Angriffe sich auch gegen sie richteten, ist nach wie vor unklar. Die Behörden gehen derzeit von einem islamistisch-extremistischen Hintergrund aus. Nach der Tat war die Wiener Innenstadt zeitweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar. Weder Busse noch Bahnen steuerten Ziele im historischen Kern der Zwei-Millionen-Metropole an.

Austrotürken retten Passantin und verletzten Polizisten

Zwei Austrotürken sollen in der Tatnacht Schlimmeres verhindert haben. Mikail Özen und Recep Tayyip Gültekin haben nach eigenen Angaben eine Zivilistin sowie einen verletzten Polizisten aus der Gefahrenzone gebracht. Den beiden selbst gehe es gut, sie werden in den sozialen Medien als Helden gefeiert. Ebenso geht ein Video viral, wo ein Wiener einem Täter mit dem bekannten Akzent „Oaschloch“ hinterherruft.

Drei Tage nationale Trauer

Österreich ehrt die Opfer des Terrorakts vom Montagabend mit einer dreitägigen Staatstrauer. Das beschloss der Sonder-Ministerrat am Dienstag in Wien. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen in diesen besonders schweren Stunden für die Republik Österreich“, sagte Kanzler Sebastian Kurz vor dem Kabinett.

Die Staatstrauer gilt bis einschließlich Donnerstag. Die Ereignisse hätten das Land schwer erschüttert und betroffen gemacht. Es handele sich bei der Attacke um eine „abscheuliche Tat“ und „einen Anschlag auf die Freiheit und Demokratie der Republik Österreich“, so der Regierungschef.

„Keine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen“

Kurz warnte zudem vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Es muss uns stets bewusst sein, dass dies keine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Österreichern und Migranten ist“, sagte er in einer Fernsehansprache an die Nation am Dienstag. Es sei vielmehr ein Kampf zwischen den vielen Menschen, die an den Frieden glaubten, und jenen wenigen, die sich den Krieg wünschten. Religion und Herkunft dürften nie Hass begründen.

„Wir werden die Opfer des gestrigen Abends niemals vergessen und gemeinsam unsere Grundwerte verteidigen“, gab sich der Kanzler zum Abschluss kämpferisch.

dtj/dpa

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