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Wirtschaft

Wirtschaft erreicht einen höheren Stellenwert im Bildungssystem

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Der Tweet der 17-jährigen Schülerin Naina, die beklagt hatte, dass es kaum wirtschaftliche Bildung an den Schulen gäbe, hat nicht nur die sozialen Medien bewegt, sondern auch in der Politik für Nachdenken über eine bessere ökonomische Bildung der Steuerzahler von morgen gesorgt. (Foto: dpa)

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Das Schulwesen in Deutschland steht bereits seit einigen Jahren in der Kritik. Sinkendes Niveau, überforderte Lehrer, ideologische Anmaßungen aus den Kultusministerien: Der Staat beansprucht durch sein auf die Schulpflicht gestütztes System ein außerordentlich hohes Maß an Mitsprache und Kontrolle, was die Erziehung der Kinder anbelangt, aber bleibt in vielen Bereichen eine Rechtfertigung in Form wegweisender Bildungserfolge schuldig.

Auch die Wirtschaft klagt über immer mehr ausbildungsunfähige Jugendliche, die von den Schulen abgehen. Und nicht nur Eltern stellen sich immer mehr die Frage, welchen Sinn es haben soll, Kinder gegen ihren Willen und den ihrer Eltern mit allen erdenklichen Sexualpraktiken vertraut zu machen, aber ihnen nicht einmal elementare Zusammenhänge über die Wirtschaft und die Finanzwelt zu vermitteln.

Jüngst machte der Tweet der 17-jährigen Schülerin Naina aus Köln die Runde durch die sozialen Netzwerke, in dem es hieß: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen.“

Und der Gedanke dahinter ist nachvollziehbar. Bereits Auszubildende müssen weitreichende Entscheidungen über ihre wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft treffen, etwa eine Steuererklärung verfassen oder sich gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit versichern.

Der wirtschaftliche Analphabetismus der Deutschen birgt aber nicht nur zu Beginn der beruflichen Karriere die Gefahr gravierender finanzieller Fehlentscheidungen. Auch später treffen zahlreiche Deutsche Entscheidungen, die ihnen zum Nachteil gereichen oder Chancen kosten.

Horrende Verluste durch nicht mehr besparte Lebensversicherungen

Die Fälle hart arbeitender Bürger, die aus Gefälligkeit bei einem Bekannten oder Verwandten, der sich im Schnellsiedekurs bei einem Strukturvertrieb zum „Rentenfachmann“ ausbilden ließ, eine provisionsintensive Lebensversicherung von der Stange als Altersvorsorge andrehen lassen, die sie unter hohen Verlusten nach wenigen Jahren beitragsfrei stellen lassen, oder die immer noch ein Vermögen auf schlecht verzinsten Tagesgeldkonten liegen lassen, weil ihnen nie jemand den Aktienmarkt erklärt hat, gehen in die Millionen. Und hier kann eine frühzeitige Sensibilisierung zumindest die Chance eröffnen, Menschen zum Nachdenken über ihre eigene finanzielle Zukunft zu bringen.

Der Naina-Tweet hat immerhin bis in die Politik hinein Wellen geschlagen, sogar bis zu Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der nun fordert, das Fach Ökonomische Bildung fest in den Lehrplänen von Schulen zu verankern. Er selbst habe sein Abitur in Wirtschaftslehre gemacht, und das sei ein „großes Glück“ gewesen, äußerte Gabriel gegenüber der Presse.

Reichhaltige Themen für den Unterricht im Fach „Wirtschaft“

Auch das Land Baden-Württemberg möchte Wirtschaft als eigenständiges Fach in den Fächerkanon des neuen Schulsystems aufnehmen. In den meisten Ländern steht die wirtschaftliche Bildung im Verbund mit Recht, Technik, Gemeinschaftskunde, Geografie, Arbeit, Gesundheit oder Hauswirtschaft. Wie viel an wirtschaftlicher Bildung dort tatsächlich geleistet wird, hängt jedoch davon ab, wie der jeweilige Lehrer seinen Stoff auswählt und damit auch davon, wie viel er selbst an Ahnung und Interesse an wirtschaftlichen Belangen mitbringt.

Und potenzielle Themen gibt es ja genug – von der persönlichen Finanzplanung und Absicherung über tagesaktuelle Fragen wie die Eurozone, die Schweizer Volksabstimmung über den Goldstandard oder die Österreichische Schule bis hin zur grundlegenden Orientierung in der Arbeitswelt und all den Chancen, die diese bietet.