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Wirtschaft

Neue Nummer eins: Nigeria löst Südafrika ab

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Erstmals hat Nigeria Südafrika als stärkste Wirtschaft Afrikas abgelöst. Aufgrund einer Neuberechnung des Bruttoinlandsprodukts ist Nigeria mit fast 500 Milliarden US-Dollar jetzt die größte Volkswirtschaft Afrikas. (Foto: reuters)

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nigeria's flag bearer sinivie boltic holds the national flag as he leads the contingent in the athletes parade during the opening ceremony of the london 2012 olympic games at the olympic stadium july 27, 2012.
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Nach über zwanzig Jahren hat das nigerianische Statistikamt die Datenlage zur Berechnung der Wertschöpfung überarbeitet. So wurden früher etwa nur 33 Industriezweige und Branchen eingerechnet; jetzt sind es 46. Damit liegt das BIP Nigerias bei 497 Milliarden US-Dollar und damit klar vor dem früheren Spitzenreiter Südafrika, das jährlich 384 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet.

Nigerias Wirtschaftsboom steht auch stellvertretend für manche andere Staaten Afrikas, die seit Jahren mit Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent glänzen. Global betrachtet rückt Nigeria mit seiner Wertschöpfung jetzt auf den 26. Platz, wenngleich die Höhe des BIPs als alleiniger Gradmesser für Fortschritt nicht ausreicht. In Ghana erhöhte sich im Zuge einer ähnlichen Reform die Wirtschaftsleistung auf einen Schlag um 60 Prozent.

Auch das Pro-Kopf-Einkommen ist in Nigeria seit 2009 von 1091 Dollar um 60 Prozent auf 1700 Dollar gestiegen. Immerhin darf man nicht vergessen, dass in Nigeria, dem größten afrikanischen Land, rund 170 Millionen Menschen leben.

Staaten passen die Berechnungen ihrer Wirtschaftsstatistik immer wieder an. Auch in Europa laufen derzeit Anpassungen. Deutschland beispielsweise passt seine Statistik regelmäßig auf das sich verändernde Konsum- und Produktionsverhalten seiner Bürger an. Nun sollen gar Umsätze aus dem Zigaretten- und Drogenschmuggel in die Wirtschaftsstatistik der BRD integriert werden.

In Nigeria war das mit der Aufarbeitung der Wirtschaftsstatistik etwas subtiler. Über Jahre hinweg wurden Internet- und Handyumsätze volkswirtschaftlich überhaupt nicht beachtet. Auch die boomende Filmindustrie des Landes wurde als Wirtschaftsfaktor nicht berücksichtigt. Heute produziert nur Indien mehr Filme pro Jahr als Nigeria.

Nigeria nicht mehr nur Ölland

Nigeria weist im Vergleich zu Südafrika starke wirtschaftlich wichtige Parameter auf, auch wenn sich in Hinblick auf die demografische Entwicklung beider Länder wieder vieles relativiert. Südafrika hat mit 52 Millionen Einwohnern dreimal weniger als Nigeria. Trotzdem sind die Fakten interessant: In Nigeria gibt es mittlerweile über 122 Millionen Mobilfunknutzer, in Südafrika dagegen nur 40 Millionen. Nigeria zählte im Oktober 2013 bereits 56 Millionen Internetnutzer, Südafrika im gleichen Zeitraum nur 11 Millionen. Auch bei der inzwischen auf dem ganzen Kontinent boomenden Produktion von Zement konnte Nigeria die Konkurrenz aus dem Süden abhängen: Die Nigerianer produzieren 28 Millionen metrische Tonnen im Jahr, die Südafrikaner nur 18 Millionen.

Früher war Nigeria vor allem durch seine immensen Ölvorräte bekannt. Heute sehen Experten hingegen beim Finanz- und Konsumsektor enormes Wachstumspotenzial. Experten gehen von realistischen 7 bis 8 Prozent Wachstum im Bereich der Finanzbranche aus. Zudem entwickelt sich die nigerianische Landeswährung, der Naira, im Vergleich zum Dollar recht gut. Große Wasservorkommen, fruchtbare Böden, aber auch die perfekte Intensität an Sonnenstrahlen machen aus Nigeria die potenzielle Kornkammer Afrikas.

Nigeria verzeichnet seit 2006 ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 6 Prozent im Jahr, Südafrika kommt für diesen Zeitraum auf lediglich 3 Prozent.

Zwar verfügt das westafrikanische Land im Gegensatz zu Südafrika nicht über eine diversifizierte und moderne Industrie und hängt nach wie vor am Tropf der Ölindustrie. Und deshalb stammen auch 80 Prozent der Staatseinnahmen und 95 Prozent der Deviseneinnahmen aus dem Ölverkauf.

Verbesserungen in der Infrastruktur

Doch Nigeria bringt gute Voraussetzungen für ein langfristiges Wachstum mit. Mit der Privatisierung des nigerianischen Energiesektors wird eine sichere Stromzufuhr zu den Haushalten zunehmend garantiert. Experten rechnen damit, dass die Stromproduktion in Nigeria bald von 2500 Megawatt auf über 4000 Megawatt steigen wird. Ergänzend zu den wirtschaftlichen Entwicklungen kommt die erstaunliche demografische Entwicklung des Landes. Von den 170 Millionen Menschen im Land sind mehr als die Hälfte jünger als 25 Jahre.  Altersbedingte Wachstumseinbrüche, wie in Europa, sind nicht zu befürchten. Vielmehr ist mit einem anhaltenden Wirtschaftsboom zu rechnen, wenn sich die Produktionsfaktoren in Nigeria weiterhin verbessern sollten.