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Wirtschaft

Manager-Engpass belastet den Mittelstand

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Nicht nur der demografische Wandel ist es, der mittelständischen Unternehmen mit Blick auf die Besetzung von Führungspositionen Sorgen macht: Standortnachteile und eingeschränkte Außenwirkung machen die Suche zusätzlich schwierig. (Foto: dpa)

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Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in der Privatwirtschaft oft höher als im Öffentlichen Dienst - trotz offensiver Gleichstellungspolitik.
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Deutschland, dessen Rückgrat ein starker Mittelstand ist, ist die Wirtschaftslokomotive Europas. Doch für die deutschen Mittelständler ist die Suche nach geeigneten Managern über konventionelle Wege oft noch schwierig.

Deutschland hat sich erfolgreich durch die Finanzkrise gekämpft. Im Ausland schaut man deshalb mit besonderem Interesse nach Deutschland – vor allem auf den „German Mittelstand“, der als Garant einer durchgehend hohen Beschäftigung und Produktivität bekannt geworden ist.

Der deutsche Mittelstand steuert fast 52 % zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes bei und erwirtschaftet damit rund 37 % des gesamten Umsatzes deutscher Unternehmen, 2011 waren das rund 2 Billionen Euro. Mit rund 15,5 Millionen Beschäftigten stellt Deutschlands Mittelstand rund 60 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer.

Mit dem eintretenden demografischen Wandel in der deutschen Gesellschaft kann das deutsche Wirtschaftspotenzial allerdings nicht unversehrt bleiben. Einen sogenannten Fachkräftemangel findet man heute in so gut wie jeder Branche der Volkswirtschaft. Das daraus resultierende Rekrutierungsproblem mündet gerade bei Mittelständlern zunehmend in eine Schwierigkeit, Führungspositionen zu besetzen. 42 Prozent benötigen für eine erfolgreiche Rekrutierung mindestens ein halbes Jahr. Die übrigen zwei Drittel besetzen Positionen zwar innerhalb von sechs Monaten, doch nur zwölf Prozent gelingt eine Besetzung in den ersten drei Monaten.

Mehr als sieben von zehn befragten Unternehmen (73,1 Prozent) mit mehr als 50 Mitarbeitern konnten im Jahr 2012 noch nicht mal alle ausgeschriebenen Stellen besetzen. Über alle befragten Unternehmen hinweg lag dieser Anteil bei 62,3 Prozent. Die lange Suche nach einem neuen Manager hat auch Folgen für die Personalabteilung: Jeder zweite Personalverantwortliche sagt, dass die Rekrutierung deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat als ursprünglich geplant. Bleibt der Posten für längere Zeit unbesetzt, geraten häufig strategische Ziele ins Stocken.

Personalberatungen werden selten bemüht

Mittelständische Unternehmen leiden oft unter einem Bekanntheitsproblem, das oftmals in einen mäßigen Zugang zu geeigneten Bewerbern für das Unternehmens mündet, denn der Grad der Bekanntheit einer Firma steht für viele Bewerber synonym für den Grad der Attraktivität einer Firma. Dazu komme häufig ein Standortproblem. Gerade Mittelständler seien meist nicht in Berlin, München oder Hamburg, sondern eher in stärker abgelegenen Regionen angesiedelt. Und weil die Mittelständler allgemein konservativer eingestellt sind, sind teure Personalberatungen auch eher eine Seltenheit im Mittelstand. Unterm Strich erschließen sich Mittelständler deutlich kleinere Bewerberkanäle als Konzerne.

Als wichtigste Einstellungskriterien benennen Mittelständler fachliche Qualifikationen und Berufserfahrung. An dritter bis fünfter Stelle folgen soziale Kompetenz, gute Anpassungsfähigkeit und Erfahrungen mit einer ähnlichen Unternehmenskultur. Fast alle Unternehmen führen bei der Besetzung einer Stelle Gespräche mit den Kandidaten, 43 Prozent setzen ausschließlich darauf. Knapp die Hälfte der beteiligten Unternehmen setzt auf Assessment Center, 32 Prozent nutzen Diagnostik-Instrumente wie einen Online-Persönlichkeitstest. Nur zwölf Prozent der Personalverantwortlichen finden, dass bei ihnen im Unternehmen alle Management-Positionen optimal besetzt sind. Weitere 68 Prozent beantworten diese Frage mit „eher ja“, 16 Prozent mit „eher nein“.