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Gesellschaft

Warum die türkische Wirtschaft weiter wächst – und doch alles teurer wird

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Die türkische Wirtschaft legt 2021 ein starkes Wachstum hin. Den Menschen im Land nützt das wenig. Einkaufen wird immer teurer – und gerade die Preise für Grundnahrungsmittel sind hoch. Die Regierung gerät in Bedrängnis.

Obst, Gemüse, Milch, Eier oder Öl: Alles wird teurer. Grundnahrungsmittel werden in der Türkei mehr und mehr zum Luxusgut. Ein Beispiel: Gurken kosten 56 Prozent mehr als im Vormonat. Und das ist nur ein besonders drastisches Exempel für den exorbitanten Preisanstieg in der Türkei.

Schuld daran ist die hohe Inflationsrate. Sie liegt durchschnittlich bei fast 20 Prozent und verteuert besonders Lebensmittel (DTJ-Online berichtete). Da mutet es bizarr an, dass die türkische Wirtschaft gerade in diesem Jahr wächst. Angaben des türkischen Statistikinstituts (TÜiK) zufolge legte sie im zweiten Quartal 2021 knapp 22 Prozent zu. Das ist die höchste Wachstumsrate seit 1999.

Ökonomie schrumpfte im Vorjahr stark

Der Vergleich mit dem Vorjahr relativiert das extreme Wachstum. Schließlich war die Wirtschaft im vergangen Jahr zum gleichen Zeitpunkt um 10,4 Prozent geschrumpft. Damals waren die Corona-bedingten Lockdown-Maßnahmen der Regierung besonders drastisch umgesetzt worden.

Indes ändert das Wirtschaftswachstum nichts an der aktuellen Verteuerung des Lebens in der Türkei. Denn neben Grundnahrungsmitteln kostet alles immer mehr. Die Kosten für Erdgas und Strom sind in den vergangenen drei Jahren in der Türkei um rund 120 Prozent gestiegen. Die Mieten explodieren in Großstädten wie Istanbul geradezu, vor allem junge Menschen können sich kaum noch eine eigene Wohnung leisten.

Türkische Agrarindustrie vernachlässigt?

Für die steigenden Lebensmittelpreise macht die Regierung den heißen Sommer sowie die Corona-Pandemie verantwortlich. Zwar gibt es in der Türkei gute klimatische Bedingungen, dennoch müssen Obst und Gemüse häufig importiert werden. Die Landwirtschaft im Land leidet unter fehlenden Investitionen im Agrarsektor.

Dass Recep Tayyip Erdoğan nun mit unorthodoxen Maßnahmen versucht gegenzusteuern, besänftigt weder Landwirt:innen noch Konsument:innen. Per Amtsblatt kündigte der Präsident an, Einfuhrzölle für acht Getreidesorten und Hülsenfrüchte bis zum Jahresende aufzuheben. Erdoğan verspricht sich davon einen Preisrückgang für Alltagsgüter.

Unmut gegen Erdoğan wächst

Es bleibt abzuwarten, ob die ungewöhnliche Rechnung für die Menschen im Land wirklich aufgehen wird. Was die Situation indes noch schlimmer macht, ist die steigende Arbeitslosigkeit im Land. Die Erwerbslosigkeitsquote liegt nach offiziellen Angaben bei aktuell zwölf Prozent. Unter den Jugendlichen ist gar knapp jeder vierte ohne Arbeit.

Der Unmut wächst: Immer mehr Menschen machen Präsident Erdoğan persönlich für die Misere verantwortlich. In Umfragen steht er schlecht da, seine Zustimmungswerte sinken. Das Istanbuler Meinungsforschungsinstitut „MetroPOLL“ sieht die AKP zurzeit lediglich bei 29,3 Prozent.

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