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Kultur/Religion

„Wo Brüder aufeinander schießen mussten“

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Startschuss für vier Kriegsdramen über die Schlacht um Gallipoli. Erneut wird Gallipoli belagert: Dieses Mal jedoch nicht von den Entente-Mächten, sondern vier türkischen Filmemachern. (Foto: Zaman)

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„Wo Brüder aufeinander schießen mussten“
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Die Regisseure Sinan Çetin, Yeşim Sezgin, Serdar Akar und Mahsun Kırmızıgül greifen mit ihren ehrgeizigen Projekten die Geschehnisse während des Ersten Weltkrieges auf der türkischen Halbinsel Gallipoli (im Türkischen besser bekannt als Çanakkale Savaşı – „Schlacht um Gallipoli“) auf. Die historische Begebenheit wurde bislang nur in Zeichentrick-, nüchternen Dokumentarfilmen oder Theateraufführungen verarbeitet. An eine filmische Darstellung trauten sich türkische Filmemacher bisher nicht heran. Doch nun kommen gleich vier Filme zu diesem Thema in die Kinos.

Während die Dreharbeiten zu „Çanakkale 1915 – Diriliş“ von Yeşim Sezgin und „Çanakkale Çocukları“ von Sinan Çetin abgeschlossen wurden, befinden sich die Vorbereitungen zu den beiden anderen Filmen in der Anfangsphase.

„Çanakkale Çocukları“ (Die Kinder von Çanakkale) ist ein außergewöhnlicher Kriegsfilm unter der Regie von Sinan Çetin. Das Kriegsdrama handelt von zwei Brüdern, die widerstrebend an der Schlacht von Gallipoli teilnehmen und sich zeitweise in Gefechten gegenüberstehen. Der Zuschauer kann miterleben, wie eine verzweifelte Mutter mit aller Kraft versucht, ihre verfeindeten Kinder von der jeweils gegnerischen Front zu retten. Die Hauptdarsteller stammen aus der eigenen Familie des Filmemachers. Die Rolle der Mutter Kathy übernimmt Ehefrau Rebekka Haas Çetin, die beiden Söhne Rafael Cemo und Orfeo besetzen die Parts des australischen Soldaten James und des türkischen Bruders Osman. Eine Rollenvergabe an die eigenen Kinder sei eigentlich nicht vorgesehen gewesen, erläutert Çetin: „Jahrelang habe ich nach geeigneten Schauspielern für die Rolle der beiden verfeindeten Brüder gesucht, doch letztendlich habe ich mich für meine Söhne entschieden. Dies verleiht dem Film die nötige Authentizität.“ Weitere bekannte Filmschauspieler wie Haluk Bilginer, Oktay Kaynarca, Yavuz Bingöl, Wilma Elles und Demir Demirkıran runden den Cast dieser drei Jahre andauernden Produktion ab. Vorgesehener Kinostart ist der 28. September.

Yeşim Sezgins zweites großes Kinoprojekt „Çanakkale 1915 – Diriliş“ (Çanakkale 1915 – Wiedergeburt“) basiert auf dem Roman von Turgut Özakman. Der Film erzählt nicht nur die Geschichte von militärischen und politischen Größen, sondern auch die der unbekannten Helden. Das Drehbuch gewährt dem Kinofan eine Retrospektive über die langsame Gesundung eines durch den Balkankrieg niedergeschlagenen Volkes. Neben Unterwasseraufnahmen kann Sezgins Film mit 2000 speziell angefertigten Kostümen und originaltreuen Waffen überzeugen. Die Vorlagen für den Nachbau des türkischen Mausergewehres oder der Maschinengewehre der Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) und britischen Truppen wurden vom türkischen Generalstab zur Verfügung gestellt. „Çanakkale 1915 – Diriliş“ spielt ausschließlich in der Ortschaft Gülpınar bei Çanakkale. Die Besetzung des Films besteht aus türkischen Schauspielern, wie Yetkin Dikinciler, Şevket Çoruh, Barış Çakmak, Serkan Ercan, Rıza Akın und Bülent Alkış. Der Film kommt am 18. Oktober in die türkischen Kinos.

Das dritte Filmprojekt steht unter der Regie von Serdar Akar. Das Historiendrama „Çanakkale“ behandelt die persönlichen Geschichten der an der Front kämpfenden Soldaten, darunter die eines australischen Jungen, der im Schlachtverlauf – ähnlich wie in Steven Spielbergs Film „Gefährten“ – sein Pferd verliert. Der Film wartet mit einer hochkarätigen Besetzung auf. Oscar-Preisträger Mel Gibson soll die Rolle eines britischen Kommandeurs übernehmen, er war bereits 1981 in dem australischen Kriegsfilm „Gallipoli“ zu sehen. Um den Film so real wie möglich zu inszenieren, werden australische und neuseeländische Schauspieler die Rolle der ANZAC-Truppen verkörpern. Rund 1000 Statisten wurden durch eine Agentur in Çanakkale gecastet. Die Spezialeffekte werden unter anderem die Handschrift des Briten Mark Meddings („Der Soldat James Ryan“, „Königreich der Himmel“, „Der goldene Kompass“) tragen. Die Kosten für die Dreharbeiten werden auf 15 Millionen US-Dollar geschätzt. Sie sollen in der Nähe von Çanakkale in diesem Monat beginnen und innerhalb von etwa drei Monaten abgeschlossen werden. Der Kinostart ist für das nächste Jahr vorgesehen.

Das letzte ehrgeizige Filmprojekt in dieser Reihe stammt von Regisseur Mahsun Kırmızıgül. Nach seinen sozialkritischen Filmen wie „Güneşi Gördüm“ (Ich habe die Sonne gesehen) und „Fünf Minarette in New York“ befasst sich Kırmızıgül dieses Mal mit der Schlacht um Gallipoli, genauer gesagt mit dem Triumph der türkischen Truppen gegen die feindlichen Besatzer. Die Dreharbeiten zu „57. Alay“ (zu Deutsch: Das 57. Regiment), die ein Jahr in Anspruch nahmen, stehen kurz vor dem Abschluss. Bei den Dreharbeiten in Melbourne und auf Gallipoli standen über 2000 Statisten vor der Kamera. Die Produktionskosten belaufen sich auf schätzungsweise 20 Millionen Dollar. Voraussichtlicher Kinostart ist im März 2013.

Übersetzt von Funda Karaca

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