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Wirtschaft

Weil sich die Sphären nicht mehr trennscharf abgrenzen lassen

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Mit dem „Work-Life-Blending“ kann es eine harmonische Koexistenz zwischen Arbeitsleben und Privatleben geben. (Foto: dpa)

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Das Konzept der Work-Life-Balance war gestern. Heute merken immer mehr Arbeitgeber wie auch Beschäftigte, dass sich Privatleben und Arbeit nicht immer vollständig trennen lassen und dies vielfach auch gar nicht mehr gewünscht ist. Work-Life-Blending soll nun für die harmonische Koexistenz sorgen.

Dass der traditionelle „Nine-to-Five“-Job immer mehr der Vergangenheit angehört, der so aussah, dass Beschäftigte am Morgen zu Hause noch ihr Frühstück einnahmen, anschließend ihre Kinder zur Schule brachten und von dort aus direkt ins Büro weiterfuhren, um zum Abendessen wieder zu Hause zu sein und die Aktentasche bis zum nächsten Morgen in die Ecke zu stellen, spricht sich auch in unseren Breiten immer mehr herum.

Da die Position von Arbeitnehmern auf dem Markt und gegenüber dem Arbeitgeber bedingt durch die demografische Entwicklung immer besser wird, sind viele Arbeitgeber dazu übergegangen, ihren Beschäftigten als Benefit zur Stärkung der Identifikation mit dem Unternehmen Optionen zu eröffnen, die in die Richtung einer verbesserten Work-Life-Balance gehen sollen.

Die technischen Möglichkeiten, die sich heute bieten, machen flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Lösungen immer praktikabler, sodass auch der Arbeitsalltag eines Angestellten zunehmend Ähnlichkeiten mit jenem eines Selbstständigen oder Freiberuflers aufweisen kann, der sein Büro zu Hause hat und von dort aus seine Kunden ansteuert, seine Geschäftsabläufe koordiniert oder seine Aufträge abarbeitet.
Allerdings ist die bloße Balance zwischen Arbeits- und Privatleben in vielen Lebensbereichen längst obsolet. Sie beruht immer noch auf der Annahme, dass sich beide Lebensbereiche trennscharf auseinanderhalten lassen und dass es auch immer im Interesse des Beschäftigten liegt, diese Trennung um jeden Preis einzuhalten.
Beschäftigte wissen selbst, wann Arbeit am wenigsten stresst
Viele Arbeitgeber greifen, um sicherzustellen, dass ihre Beschäftigten die Freizeit auch tatsächlich zu Erholungszwecken nutzen, sogar zu paternalistischen Maßnahmen, etwa indem sie die E-Mail-Server für mobile Endgeräte zu bestimmten Zeiten abschalten. Dies kann jedoch gerade dazu führen, dass der Beschäftigte, der sich gerade auf der Heimreise mit dem Zug ins verlängerte Wochenende befindet und deshalb bewusst noch um 23 Uhr seinen Bericht abschicken will, um diesen vom Tisch zu habe, umdisponieren und sich dadurch erst recht wieder Stress aussetzen muss, den er nicht hätte, wenn er selbst bestimmen könnte, wann der richtige Zeitpunkt ist, um die noch offenen Aufträge zeitgerecht zu erledigen.

Work-Life-Blending betont den identitätsstiftenden Aspekt der Arbeit

Auch ist für viele Beschäftigte – und das ist sogar der Idealzustand für alle Beteiligten – die Arbeit nicht nur Broterwerb, sondern auch sozialer und identitätsstiftender Faktor. Viele gehen in ihrer Tätigkeit auf, gerade weil die Interessen, die sie privat pflegen, auch an ihrer Arbeitsstelle Berücksichtigung finden und die eigenen Ideen gewürdigt werden. In diesem Sinne werden fallweise Stunden der Arbeit an Wochenenden auch nicht als Stress, sondern als Teil harmonischer Lebens- und Tagesabläufe betrachtet – und es hilft keinem, hier Menschen in ihrem Elan zu bremsen.
Diese Entwicklung zeigt, dass Work-Life-Blending die konsequente und sozial hilfreiche nächste Stufe weg von der bloßen Balance zwischen Arbeit und Privatleben ist, da die harmonische Kombination und Verschmelzung beider Faktoren immer stärker der Lebensrealität vieler Beschäftigter entspricht.

Entsprechend sind auch meist die Beschäftigten selbst die treibende Kraft hinter diesen Wünschen nach Flexibilität, Mobilität und Verschmelzung. Gerade dort, wo beispielsweise Entfernungen zwischen Arbeits- und Wohnstätte zu bewältigen sind, sollten alle Beteiligten die Chance erkennen, die darin liegt, durch die Nutzung neuer Technologien und Lösungen die Verlagerung der Zusammenarbeit weg vom Büro hin in die Cloud oder in den Bereich der Onlinezusammenarbeit voranzutreiben – zum beiderseitigen Nutzen.