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Kolumnen

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA und die Rolle der Türkei

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Der Streit zwischen den USA und dem Iran ist allgegenwärtig. Mittendrin: die Türkei. Welche Folgen hat der Konflikt? Antworten auf die wichtigsten Fragen – einfach erklärt auf DTJ-Online.

Seit Jahresbeginn ist der Iran in aller Munde. Nur dank des Coronavirus ist er jetzt etwas in den Hintergrund gerückt. Im Mittleren Osten droht eine Eskalation. Und in den sozialen Medien ist von einem „dritten Weltkrieg“ die Rede. Ganz so schlimm ist es zwar nicht. Dennoch ist die Lage brenzlig. Welche Rolle spielt die Türkei? Worum geht es überhaupt? Und warum kocht der Konflikt zwischen dem Iran und den USA immer wieder hoch?

Türkei will Regionalmacht sein

Als die Konfrontation zwischen den USA und dem Iran erneut hochkocht, versucht die Türkei zu vermitteln. „Wir sind zutiefst besorgt über die eskalierenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran in der Region“, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Ankara. Das Signal dahinter: Die Türkei will keinen Krieg in der Region. Und: Egal, was im Nahen und Mittleren Osten passiert, die Türkei ist involviert.

Schließlich ringt die Türkei mit allen Regionalmächten um Einfluss. Die Intervention in Syrien zeigt das ebenso wie die Teilnahme Ankaras an den Astana-Gesprächen zu einer Friedenslösung in Syrien. Klar ist, die Türkei tut das nicht nur aus good will. Sie will sich auch außenpolitisch als Macht etablieren, die ihr Territorium und die Energieversorgung des Landes mit eigenen Mitteln sichern kann. Der Vorstoß der Türkei in Libyen beweist dies.

Erzfeinde USA und Iran

Aber der Reihe nach. Ein Blick in die Historie offenbart: Die USA und der Iran sind seit 1979 verfeindet. Damals besetzten Anhänger des erzkonservativen Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Chomeini die US-Botschaft in Teheran und nahmen 52 US-Diplomaten bis zum 20. Januar 1981 als Geiseln. Für die USA war und ist es eine historische Schande und epische Niederlage. Seither befinden sich die beiden Staaten in einer Eskalationsspirale. Die offene Konfrontation wurde im Mai 2018 von US-Präsident Trump weiter angefacht: Die USA kündigten das Iran-Atomabkommen einseitig auf und setzten Sanktionen gegen den Iran in Kraft.

Mord an General Soleimani nicht ohne Folgen

Die aktuelle Eskalation begann mit der gezielten Tötung des Iraners Ghassem Soleimani durch US-Spezialkräfte am 3. Januar in der Nähe des Flughafens von Bagdad. Soleimani ist nicht irgendjemand. Er war Irans mächtigster Militär und gefürchtetster Mann für Auslandseinsätze: Er koordinierte unter anderem den Kampf gegen den IS, unterstützte die Hisbollah und half dem syrischen Diktator al-Assad, an der Macht zu bleiben.

Seine Tötung traf das Regime ins Mark. Sogleich beschossen sie US-Stützpunkte im Irak. US-Soldaten wurden dadurch allerdings nicht verletzt. Das US-Militär konnte sich auf den Beschuss zuvor vorbereiten. Außerdem trafen ballistische Raketen zwei von internationalen Truppen genutzte Stützpunkte im Irak. Auch dort kam niemand zu Schaden.

Regime tötet Iraner – aus Versehen?

Zum gleichen Zeitpunkt stürzte ein ukrainisches Passagierflugzeug kurz nach dem Abflug nahe des Teheraner Flughafens ab. Alle 176 Insassen starben. Kurz nach dem Absturz sprach die iranische Führung von einem technischen Fehler, der Ursache des Unglücks sei.

Nach wenigen Tagen im Kreuzfeuer der Kritik und dem Urteil einer internationalen Expertenkommission stand fest: Zwei iranische Raketen hatten das Zivilflugzeug abgeschossen. Ein Versehen, wie das iranische Regime der Weltöffentlichkeit weiß machen möchte? Wohl kaum. Und so sehen es auch die Iraner selbst – vor allem die jüngere Generation.

Iraner begehren auf

Im Iran ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung im Alter von 15 bis 29 Jahren. Die Mehrheit leidet unter den vermehrten Einschränkungen ihrer Freiheiten im Alltag. Das sind:

  • die Abschaltung sozialer Medien,
  • die allgegenwärtige Überwachung durch Religionspolizei und Revolutionsgarden sowie
  • der Währungsverfall durch die US-Sanktionen.

In den vergangenen Monaten gab es deswegen immer wieder Proteste und Demonstrationen gegen das Regime. Während bis zum Jahreswechsel eher die Ärmsten der Armen auf die Straße gingen und sich die Mittelschicht ruhig verhielt, sind es nun auch die Gutsituierten, die für einen Machtwechsel plädieren. Kein Wunder: Schließlich starben beim Abschuss des Flugzeugs vor allem Iraner.

Die Lage im Land bleibt angespannt.