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Gesellschaft

Youssou N’Dour: „Aggression und Radikalität kommen meist mit den Konvertiten“

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Der Senegalese Youssou N’Dour ist einer der erfolgreichsten muslimischen Musiker der Welt. In einem Interview hat er nun seinen Blick auf den Islam dargelegt, in dem sich viele Muslime wiederfinden können: Islam als Schönheit mit der Botschaft des Friedens und der Toleranz.

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Der senegalesische Musiker Youssou N’Dour bei einem Konzertauftritt
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Youssou N’Dour (56) gilt als einer der einflussreichsten Künstler Afrikas. Der Popstar und Politiker hat die moderne Popmusik des Senegal, die Mbalax, maßgeblich mitentwickelt und ist einer der erfolgreichsten muslimischen Musiker der Welt. In einem Interview hat er nun Einblick in seinen Glauben und seine Weltsicht gewährt und dabei bemerkenswerte Standpunkte dargelegt. Von seinem Glauben als Künstler fühle er sich nicht eingeengt: „Ich kenne kein besseres Instrument für den gesellschaftlichen Frieden als den Islam“, sagte N’Dour, der 1994 durch den zusammen mit Neneh Cherry eingesungenen Hit „7 Seconds“ weltbekannt wurde, der „Süddeutschen Zeitung“. Wenn Menschen behaupteten, man solle der Musik und dem Vergnügen entsagen, „dann machen sie Gott kleiner als er ist“, so N’Dour. „Dagegen müssen wir kämpfen.“

Aggression und Radikalität kämen meist mit den Konvertiten, „die keine Erfahrung mit der gelebten Kultur des Islam haben“, zeigte sich der Musiker überzeugt. Oft sei er erschüttert über deren rigide Einstellung: „Das alles ist kein Ausdruck des Islam. Als Muslime grüssen wir mit ‚Asalam alaikum“, das bedeutet Frieden für alle, nicht nur für die Muslime.“ In Diskussionen versuche er, seine Überzeugung zu vermitteln: „Im Koran steht, Gott hat die Menschen verschieden gemacht, damit sie sich kennenlernen. Nicht, damit sie sich umbringen.“

Der senegalesische Weltstar, der in seinen Liedern auch das Schicksal von Flüchtlingen thematisiert, geht in dem Interview auch auf die Ursachen des Flüchtlingsstroms von Afrika nach Europa ein. Auch wenn er die afrikanischen Regierungen und die Zivilgesellschaft vor Ort in die Pflicht nimmt, erinnert er die Europäer an ihre historische Verantwortung: „Sie haben zwar die Kolonien in die Selbstständigkeit entlassen, wirtschaftlich hängen wir aber immer noch an dem Topf des Westens:“

Das alles ist kein Ausdruck des Islam. Als Muslime grüssen wir mit „Assalaam alaikum“, das bedeutet Frieden für alle, nicht nur für die Muslime.

N’Dour kündigte an, im Herbst als erster internationaler Popstar im ‚Bataclan‘ aufzutreten. Der Club in Paris war ein Schauplatz der Terroranschläge vom November vergangenen Jahres. Sein Konzert verstehe er auch als Signal: „Dass es kein Widerspruch ist, wenn wir Muslime Musik hören, tanzen und feiern und gleichzeitig stolz auf unseren Glauben sind.“ Angst habe er keine. „Allah beschützt mich.“

Das Zusammenleben in seinem Heimatland Senegal beschrieb N’Dour, der zeitweilig das Amt des Kulturministers bekleidete, als harmonisch. „Wir hatten nie einen Militärputsch, unsere Wahlergebnisse wurden stets respektiert.“ Weiter betonte der Musiker, der Senegal habe eine säkulare Verfassung: „Wir respektieren alle gegenseitig unsere Religion, unser erster Präsident Leopold Senghor, war übrigens Katholik.“ Er selbst versuche, so N’Dour, „Gutes zu tun, meinen Mitmenschen zu helfen. Das definiert einen wahren Muslim – und nicht die Äußerlichkeiten.“ Der Künstler sieht seine Musik und seine Wirken auch als ein Möglichkeit, „eine Seite Afrikas zu zeigen, die sie aus den Nachrichten nicht kennen: Die optimistische Grundhaltung, die Toleranz unseres Islams, die Menschlichkeit unserer Gesellschaft.“ (kna/dtj)