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Kultur/Religion

Yusuf Islam klingt wieder wie Cat Stevens – 50 Jahre nach dem Debüt

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Vom gefeierten Popstar zum zurückgezogenen Muslim – und retour? Yusuf/Cat Stevens ist 50 Jahre nach seinem Debüt wieder am Anfang: Erst jetzt scheint er seine zwei Welten endgültig zu vereinen.

Von Christopher Weckwerth

Er ist eine der enigmatischsten Persönlichkeiten des Musikgeschäfts – und mittlerweile 50 Jahre dabei: Als Cat Stevens eroberte er von 1967 an mit Hits wie «Father and Son» die Herzen von Millionen Fans, bis er nur ein Jahrzehnt später einen Koran bekam, sich Yusuf Islam nannte und dem westlichen Leben komplett entsagte. Zur Gitarre ist der in Dubai lebende Engländer seither längst zurückgekehrt, zunächst mit rein religiösen Inhalten, 2006 dann auch wieder mit Popsongs. Erst das Album «The Laughing Apple» aber, das am Freitag erscheint, scheint ihn vollends mit seiner Vita zu versöhnen.

Für das Album hat Yusuf – neben einigen neuen Songs – mehrere alte aus seiner Anfangszeit neu interpretiert. 50 Jahre nach dem Durchbruch mit «Matthew & Son» steht auch sein früherer Künstlername wieder auf der Platte. Sein Comebackalbum 2006 als Yusuf nannte er noch «An Other Cup», mit Betonung auf dem Wort «anders».

«Mir ging es nicht darum, diese alten Lieder einfach zu verändern, sondern ich habe sie wiederentdeckt», erzählt der Sänger im Interview in Berlin. «Dann interpretiert man sie natürlich so, wie man heute ist.» In «Grandsons» heißt es jetzt etwa statt «I’m hoping to stay» (Ich hoffe, ich werde bleiben) «I’m going to pray» (Ich werde beten).

Auch der Opener «Blackness of the Night» und das namengebende «The Laughing Apple» sind Cat-Stevens-Covers, erstmals erschienen 1967. Damals war er ein 19-jähriger Anfänger. Heute, zahlreiche Wendungen später, singt ein grauhaariger 69-Jähriger die gleichen Lieder – so, wie er sie sich musikalisch von Anfang an vorgestellt habe, sagt er.

Wie klingt dieser neue, alte Cat Stevens? Etwas langsamer, definitiv auch ausgeruhter, die Instrumentierung ist reduzierter, weniger Blech. Yusufs Stimme ist gealtert, tiefer – aber sie behält ihren unverwechselbaren Klang. Seine besten Lieder singt Yusuf nicht, er fühlt sie so intensiv, dass andere sie hören können. Er ist, in seinen eigenen Worten, ein «Liebhaber von Melodien».

So deutlich wie nie knüpft Yusuf damit an seine Jahre als Singer-Songwriter an: Die Single «See what love did to me» etwa ist eine beschwingte Folkpop-Nummer im Stil der frühen 1970er – anders als noch die Blues-Songs des Vorgängeralbums «Tell ‚Em I’m Gone». Sogar das Titelbild von «Laughing Apple», das Yusuf mit einem «kindischen, naiven Ansatz» selbst gestaltet hat, ist visuell eine Hommage an «Tea for the Tillerman», das der «Rolling Stone» einst als eines der besten Alben der Geschichte kürte. Jedem Song auf «The Laughing Apple» hat der Sänger eine eigene Illustration verpasst.

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Die Wandlung von Cat Stevens zu Yusuf Islam 1977 überraschte – und verstieß – viele. Dabei war er immer schon ein spirituell Suchender: Er sagte sich los von der katholischen Kirche, näherte sich unter anderem dem Buddhismus. Als Sohn eines griechischen Zyprioten und einer Schwedin «bin ich schon mit einer verlorenen Identität großgeworden», erzählt er. Und das auch noch im multikulturellen London: «Das hat die Fragen nur noch größer gemacht.»

Gleichzeitig sei die Suche nach neuen Möglichkeiten aber auch der Zeitgeist gewesen, während heute alles viel kleinteiliger sei. «Man muss sich schnell einer Gruppe anschließen. Wohingegen man damals seine eigene Gruppe erfinden konnte.»

Beendet ist diese Suche ist für Yusuf übrigens auch nicht mit dem Islam, der ohnehin weniger engstirnig sei als der Katholizismus. «Die Suche nach Wissen ist endlos», sagt er. «Denn es gibt immer einen über dir, der mehr weiß.» Friedvoller aber als der Sänger, der sich einst rastlos nach Antworten sehnte – ja, das sei er heute schon.

Auf die Frage, ob er denn – ähnlich wie bei seinen alten Songs – auch in seinem Leben als Popstar im Nachhinein etwas ändern würde, überlegt der 69-Jährige nur kurz. «Nicht wirklich», sagt er dann. «Denn es hat Spaß gemacht.»