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Politik

Zentralafrika: Frankreich entsendet weitere Soldaten

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Frankreich schickt weitere Truppen nach Zentralafrika. Doch die Milizen verbreiten weiter Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Verliert Frankreich die Kontrolle über das Geschehen vor Ort? (Foto: reuters)

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Französische Soldaten in Bangui.
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In der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, Bangui, kam es am Mittwoch erneut zu Zusammenstößen zwischen den Anti-Balaka-Milizen, der Bevölkerung und den verschiedenen Friedensmissionen. Die Bewohner mehrerer Viertel errichteten Barrikaden auf der Straße, die zum Flughafen führt und versuchten die Truppen der Misca und die der französischen Operation Sangaris aufzuhalten. Auf dem Flughafengelände befindet sich das größte Flüchtlingslager des Landes. Die Soldaten schossen in die Luft, um die Massen zu vertreiben, doch es kam zu mindestens 16 Verletzten durch den Schusswaffeneinsatz.

Aber auch die Ex-Rebellen der muslimischen Séléka-Miliz terrorisieren die Zivilbevölkerung bei ihrem Rückzug in den Norden des Landes. So meldet es das Netzwerk der Journalisten für Menschenrechte (RJDH-RCA). Dabei sollen Elemente dieser ehemaligen Rebellenarmee bis zu neun Menschen im Dorf Kamakota nördlich der Stadt Batangafo getötet haben. Weiteres ist nicht bekannt.

Flüchtlinge ohne Schutz

Bereits am Dienstag starben sechs Zivilisten. Zwei davon, als tschadische Soldaten der afrikanischen Friedensmission MISCA in die Menge schossen. Laut der Nachrichtenagentur AFP geschah dies in Bangui, als die Mission dabei war, einen Flüchtlingskonvoi zu eskortieren.

Im Flüchtlingslager fühlen sich die Menschen nicht mehr sicher. Die französischen Soldaten mussten gestern mehrere Hundert Flüchtlinge zurück aufs Lagergelände überführen. Diese hatten sich aus Angst vor Attacken aus den umliegenden Vierteln in den Gebäuden des Flughafens selbst verschanzt.

Laut Radio Ndeke Luka zeigt sich die Situation in diesen nördlichen Vierteln Banguis nochmals deutlich angespannter als in den vergangenen Tagen. Dies spiegelt sich auch im Verhältnis zwischen den internationalen Truppen und den Anti-Balaka-Milizen wider.

Immer wieder kam es in den vergangenen Tagen zu Demonstrationen gegen die Operationen der französischen Einheiten. Die Demonstrationen werden von internationalen Beobachtern als orchestriert bezeichnet. Die französische Sangaris-Operation hatte erst vor zehn Tagen begonnen, neben den zu großen Teilen bereits entwaffneten muslimischen Ex-Rebellen der Séléka auch die christlichen Anti-Balaka-Milizen zu entwaffnen.

Frankreich stockt Kontingent auf

Frankreichs Verteidigungsminister Le Drian sicherte eine Aufstockung seines Kontingents um 400 Mann auf dann 2.000 Soldaten zu. Die Soldaten sollen binnen einer Woche in der Zentralafrikanischen Republik eintreffen.

Die Friedensmission der Europäischen Union hat schon vor der eigentlichen Entsendung ihre Truppenstärke auf 1.000 Soldaten verdoppelt. Unklarheit herrscht jedoch noch um die Zusammensetzung der Truppe. Bisher haben nur Georgien, Estland und Frankreich Soldaten für die Eufor-RCA genannte Mission in Aussicht gestellt. Deutschland will sich nur logistisch beteiligen.

Seit Anfang Januar hat Frankreich bereits 1.600 Soldaten in die Zentralafrikanische Republik geschickt. Zusammen mit der mittlerweile auch auf 6.000 Mann aufgestockten afrikanischen Friedensmission MISCA konnten sie die Welle der Gewalt jedoch bislang noch nicht stoppen.

Angst vor einer Hungersnot

Unterdessen hat ein Konvoi des UN World Food Programme (WFP) die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik erreicht. In Bangui läuft nun eine Luftbrücke an, die der Hauptstadt und dem Flüchtlingslager am Flughafen täglich Grundnahrungsmittel liefern soll. Zugleich appellierte das WFP an die Friedensmissionen, dass diese endlich mit der Sicherung der Straßen, die ins Landesinnere führen, beginnen solle, um auch die Vertriebenen und die Bevölkerung in dem großflächigen Land mit Nahrung versorgen zu können. Durch den Konflikt trauen sich viele Bauern nicht auf ihre Felder, obwohl momentan Ernteperiode ist. Auf den Märkten der Hauptstadt sind die Preise für Nahrungsmittel explodiert.

Im März vergangenen Jahres hatte die mittlerweile aufgelöste muslimische Rebellen-Miliz Séléka die Hauptstadt Bangui erobert. Ihr Anführer Michel Djotodia ließ sich später im Jahr zum zeitweiligen Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik küren, doch damit konnte der seit 2006 schwelende Konflikt nicht beendet werden. Im Gegenteil – es formierte sich eine christlichen Miliz, die Anti-Balaka, eine Spirale der Gewalt setzte sich in Gang. Bisher fielen über 2000 Menschen dem Konflikt zum Opfer, über eine Millionen befinden sich auf der Flucht.