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Panorama

Doktorarbeit über Adnan Oktar: „Der Mahdi trägt Armani“

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Adnan Oktar wird abseits seiner Anhängerschaft in der Türkei als eher skurrile Erscheinung betrachtet. Nun wurde er zum Gegenstand einer Doktorarbeit in Schweden – die zu einigen überraschenden Ergebnissen kommt. (Foto: zaman)

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Bislang hat es kaum ausführliche Analysen über eine der am meisten skurrilen Bewegungen in der Türkei gegeben, die es immerhin bereits seit fast 30 Jahren geschafft hat, über pseudo-religiöse und populistische Methoden die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen.

Nun hat die schwedische Autorin Anne Ross Solberg von der Södertörn-Hochschule bei Stockholm ein 250 Seiten starkes Buch vorgelegt – im schwedischsprachigen Original sogar gratis zum Download verfügbar -, das sich mit Adnan Oktar alias Harun Yahya und seinen Anhängern befasst.

Dabei wird der „Armani-Mahdi“, wie ihn die Autorin bezeichnet, als „möglicherweise bekanntester islamischer Kreationist“ bezeichnet – der jedoch gleichzeitig einen „islamischen Sexkult für Erdoğan“ betreibe und eine „sexualisierte Disney-Version des Islam“ promote. Immerhin erschien der umstrittene Oktar der Doktorandin Anne Ross Solberg offenbar jedoch als bedeutend genug, dass sie diesem ihre Doktorarbeit widmete.

Adnan Oktar weise dieser Analyse zufolge gewisse Parallelen zu evangelikalen Predigern des so genannten „Wohlstandsevangeliums“ im Christentum auf. In beiden Fällen werden materieller Wohlstand und Luxus tendenziell als äußere Zeichen für göttliche Gnade wahrgenommen und auch entsprechend zur Schau gestellt. Oktar soll es auf diese Weise auch geschafft haben, als Führer einer zuerst kleinen Gruppe an einer Universität in Istanbul wohlhabende und einflussreiche jüngere Menschen aus der Upper Class Istanbuls für sich zu gewinnen.

Ins Zwielicht und anschließend auch ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet Adnan Oktar, nachdem er einen 550-seitigen Traktat verfasst hatte, indem er antisemitische Auffassungen und antifreimaurerische Verschwörungstheorien verbreitet und der Regierung in Ankara vorgeworfen hatte, sie wolle „die spirituellen, religiösen und moralischen Werte des türkischen Volkes auslöschen“. Für die hunderttausendfache Verbreitung des Traktates wurde Oktar zu 19 Monaten Haft verurteilt, von denen er zehn Monate mit der Diagnose „Schizophrenie“ und „obsessiv-kompulsive Persönlichkeitsstörung“ in einem Sanatorium verbrachte.

Marketingkampagnen am politischen Zeitgeist ausgerichtet

Nach seiner Entlassung wuchs seine Anhängerschaft weiter und Oktar gründete 1990 die „Science Research Foundation“ (BAV). Adnan Oktar intensivierte den Personenkult auf eine Weise, dass viele seiner engsten Anhänger ihn als den Mahdi zu betrachten begannen, den prophezeiten Erlöser der Endzeit.

Die Autorin versucht herauszuarbeiten, ob und wie die oft wechselnden, widersprüchlichen oder immer wieder modifizierten Auffassungen, die der „Armani-Mahdi“ propagierte, immer wieder durch politische Entwicklungen in der Türkei und in der Welt beeinflusst waren. So habe Oktar nach dem Putsch von 1980 die Idee der türkisch-islamischen Synthese aufgegriffen, die auch von den staatlichen Autoritäten propagiert worden war. Er habe nationalistische, sunnitische, kemalistische, neo-osmanische und verschwörungstheoretische Thesen aufgegriffen und verbreitet, je nachdem, wie diese sich gerade in die dominante politische Stimmung des Landes fügten – immer mit dem Ziel, seine Person mit medienwirksamen Methoden zu vermarkten.