Gesellschaft
Wie Attila Hildmann zu „Avocadolf“ wurde
„Wir müssen leider von einem Maulwurf in den eigenen Reihen ausgehen“, sagte ein Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Montag – und bestätigte damit Medienberichte, denen zufolge eine Mitarbeiterin der Behörde Informationen für den Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann beschaffte. Sie soll in der IT-Abteilung gearbeitet haben.
Hildmann, der sich in der Querdenker-Szene und unter Rechtsextremisten bewegt, ist flüchtig. Er wird seit Monaten per Haftbefehl gesucht – von der Berliner Generalstaatsanwaltschaft. Dass der prominente Verschwörungstheoretiker überhaupt flüchten konnte, bevor er festgenommen wurde, erscheint nun in einem neuen Licht.
Bekam Hildmann einen Tipp aus der Behörde?
Wusste er von dem Haftbefehl, bevor er vollstreckt wurde? Gab ihm die ehemalige Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft einen Tipp? Die Behörde gibt sich bedeckt, räumt aber ein, dass die Frau interne Informationen zu einem Haftbefehl weitergegeben habe und wegen des Verdachts der Verletzung des Dienstgeheimnisses sowie der versuchten Strafvereitelung bereits im Juli 2021 gekündigt worden sei.
„Avocadolf“, „Gemüse-Goebbels“ und „Hirse-Hitler“
Wo ist Attila Hildmann?
Hildmann, der neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, soll sich seit Ende 2020 in der Türkei verstecken (DTJ-Online berichtete). In der Nähe des Mittelmeerortes Kayaköy in der Südwesttürkei soll er eine Villa gemietet haben und sich noch immer dort aufhalten. Sicher ist das aber nicht.
Der selbsternannte „Verschwörungsprediger“ wählte sein Exil klug. Denn solange er sich in der Türkei befindet, kann gegen ihn kein Haftbefehl vollstreckt werden. Das Land liefert türkische Staatsangehörige nicht aus. Er dürfte sich also relativ sicher fühlen, was seine Videos, in denen er die deutschen Behörden verspottet, beweisen.