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Geschichte

Das Erdbeben

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Erdbeben in Izmir Quelle: Erdbeben-Monitors des Helmholtz-Zentrum in Potsdam
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Heute vor genau 18 Jahren ereignete sich in der Nähe von Istanbul ein verheerendes Erdbeben, bei dem Hunderte Menschen ums Leben kamen und die ganze Welt der Türkei zur Hilfe eilte. Ein großer Teil der Türkei lag in Trümmern, Kinder, alte Menschen, Frauen und Männer waren eingesperrt unter den Wänden ihres vertrauten Heimes. Viele Wochen dauerten die Bergungsarbeiten, täglich schwand die Hoffnung vieler Personen um ihre vermissten Angehörigen. Dutzende Kinder verwaisten, als sie wie ein Wunder lebendig aus dem Unglück geborgen werden konnten, aber ihre Eltern unter den gewaltigen Massen verloren. Das Trauma vom Erdbeben am 17. August 1999 sitzt bis heute noch tief in der Bevölkerung.

Ein Erdbeben-Erfahrungsbericht aus Istanbul

G.Ç., eine heute allein erziehende Mutter erlebte das Grauen hautnah. Fast 20 Jahre nach dem Unglück hat sie nichts vergessen. „Wir haben geschlafen, als das ganze Gebäude anfing wie die Wiege meines kleinen Babys zu wackeln. Wir waren im sechsten Stock und meine Schwester war in der Nacht bei uns zu Besuch. Auch sie hatte zwei kleine Kinder. Dann geschah das Erdbeben. Wie aus dem Nichts. Diese Naturgewalt ist so groß, dass man in dem Augenblick vergisst, wer Freund und Feind ist. Meine Schwester und ich haben einander nicht mehr im Blick gehabt, wir beide dachten in dem Schrecken nur an unsere eigenen Kinder. Ich habe meine vier jährige Tochter und mein kleines Baby aus dem Haus getragen. In einem Tempo, das ich so nicht mehr wiederholen könnte. Der Weg war so lang wie nie zuvor und er schien nicht zu Enden. Das Treppenhaus war wie ein Gang durch die Hölle. Ich wusste nicht, was ich überhaupt an hatte. Draußen angekommen, da war das Beben zu Ende, aber mein Kopf drehte sich. So als ob man 20 Minuten auf einem Laufband läuft und abspringt. So fühlte es sich an, nur, dass es zudem höllisch wackelte und krachte. Unser Gebäude stand noch, aber die Möbel waren umgefallen. In der Nähe waren Gebäude zum Teil stark beschädigt. Nach einer viertel Stunde habe ich die Menschenmenge um mich herum registriert. Einige waren kaum bekleidet, wie ich. Ich merkte, dass ich dringend eine Decke benötigte. Meine Kinder waren in Schlafanzügen. Dann sah ich meine Schwester. Die Person, die ich in dieser Situation einfach vergessen habe. Und sie hatte mich vergessen, nur an ihre beiden kleinen Söhne gedacht. Wir fielen uns in die Arme, voller Erleichterung. Ich glaube, dass ist an diesem Tag jedem so ergangen, der es geschafft hat, das Haus unversehrt zu verlassen.“

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Das Erdbeben von Gölcük

Das Erdbeben von Gölcük ereignete sich am 17 . August 1999 um 03 Uhr, genau genommen um 03:02. Betroffen waren die türkischen Städte Kocaeli, Yalova, Gölcük und Adapazari. Das Epizentrum lag ca 100 km östlich von Istanbul. Die Gewalt des Erdbebens erreichte die Wucht von 7,6 Magnitude. Wegen den schlechten Bauten in der Türkei stürzten viele Gebäude ein. Die verheerende Folge waren insgesamt 18.373 Tote und 48.901 Verletzte. Rund 9500 Menschen starben in der Küstenstadt Kocaeli, unweit von Istanbul.

Das stille Warten auf das Marmara Erdbeben

In der Türkei, aber auch in Griechenland und im Balkanraum passieren verhältnismäßig oft Erdbeben. Die Türkei gehört zu den klassischen Regionen auf der Welt, die als besonders gefährdet eingestuft werden. Noch im Jahre 2011 geschah das Erdbeben von Van, bei dem rund 570 Menschen ums Leben kamen. Van ist der östlichste Punkt der Republik Türkei. Auch dort erreichte die Naturgewalt eine Stärke von über 7 Magnitude. Seit dem Erdbeben von 1999 kursieren allerdings angsteinflößende Spekulationen um ein mögliches Erdbeben in Istanbul, mit einer Stärke von über 10 Magnitude. Dieses mögliche Erdbeben hat sogar einen Namen. Das Erdbeben von Marmara. Spezialisten zu Folge ist ein solches Erdbeben unausweichlich und würde Tausenden Menschen das Leben kosten. 

Gefahrenvorkehrung fehl am Platze

Obschon die Türkei ein von Erdbeben grundsätzlich gefährdetes Land ist, ist der qualitative Bau von sicherem Wohnraum ein dauerhaftes Problem. Auch die großflächige Modernisierungsarbeit unterschiedlicher Kommunen, in dem alte „Gecekondus“ (auf Deutsch: nachts hergestellt), die Bezeichnung für primitive Unterkünften am Rande von Großstädten, durch neue Wohnungen ersetzt wurden, ist den Experten zufolge auch in diesen staatlichen Neubauten viel Pfusch im Spiel. Die Bauunternehmer würden mit diversen Tricks am Material sparen, dass wiederum die Sicherheit der Gebäudekonstrukte gefährde. Allgemein ist in der Türkei das Baugewerbe bekannt für Geldwäscherei und Korruption. Ähnlichen Phänomenen begegnet man in den weiteren, vom Erdbeben gefährdeten Gebieten, wie Griechenland und der Balkan.Region.